Lustnächte
Wüste Beschimpfungen hagelten auf Marc nieder. Die altehrwürdige Vase, die neben dem Telefon gestanden hatte, zerschellte auf dem Steinfußboden. Als Beatrix kurz Luft holte, sagte eine wohlbekannte Stimme hinter ihr:
„Ja. Mach ihn richtig fertig, Kleines.“ Beatrix fuhr herum. Sie konnte es nicht glauben. Pierre lehnte grinsend im Türrahmen, eine Flasche Wein und zwei Gläser in der Hand. Für einen Moment fehlten ihr die Worte.
„Wenn dir die unflätigen Ausdrücke ausgehen, helfe ich dir gern aus. Ich kenne noch ein paar richtig ordinäre. Oder wir fahren zurück und prügeln die Ratte ordentlich durch. Was hältst du davon? Ich könnte dir noch ein paar richtig hinterhältige Tricks zeigen.“
Alles hatte Beatrix erwartet, aber nicht Pierre. Nicht hier.
„Wie bist du hereingekommen?“
Pierre zuckte die Achseln.
„Ich dachte, wenn ich offiziell an der Haustür klingele, werde ich vielleicht nicht hineingebeten. Also bin ich über den Balkon geklettert.“
„Und auf demselben Weg kannst du auch wieder verschwinden, du verdammter …“
„Psst. Leg erst den Hörer auf. Marc muss nicht alles hören, was wir zu bereden haben.“
„Ich habe nichts zu bereden.“
„Ich schon. Und zwar Dinge von gravierender Wichtigkeit.“
Pierre kam auf sie zu, nahm ihr den Hörer aus der Hand und legte auf. Wortlos nahm er sie in den Arm, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie aufs Haar. Entgegen aller Vernunft waren sie sofort wieder da, die Schmetterlinge im Bauch, die sich immer dann ungefragt meldeten, wenn sie dieses verdammte Aftershave roch. Sehr zu ihrem Unmut verstärkte sich dieses Gefühl auch noch, als er ihren Kopf zur Seite zog und begann, sich über ihr Ohr und die Wange zu ihrem Mund zu küssen. Eigentlich sollte sie ihm eine runterhauen und ihn vor die Tür setzen. Nun ja, dazu war sicher auch später noch Zeit. Tun würde sie es auf jeden Fall. Nur … vielleicht nicht gerade jetzt. Beatrix schluckte. An dieser letzten Misere trug er ja ausnahmsweise wirklich keine Schuld. Sanft leckte er an ihrer Oberlippe entlang, sog sie ein wenig ein und fuhr langsam zwischen ihren Zähnen und der Innenseite ihrer Lippe zurück. Sie sollte sich das wirklich nicht gefallen lassen. Spielerisch neckte seine Zungenspitze ihre, dann umschlang er sie langsam undintensiv. Dabei hielt er sanft ihren Kopf mit den Händen umfasst. Nein, wirklich nicht. Aber ihr Verstand zog wieder einmal den Kürzeren. Der Rest wollte sich lieber diesem unbezahlbaren Gefühl hingeben. Aber danach würde sie ihn hinauswerfen. Unwiderruflich! Ihr Herz schlug wild, als seine Lippen sich von ihren lösten und seine starken Hände ihr in langsamen Wellenbewegungen über Schultern und Arme streichelten. Es war wunderbar, ihm wieder so nah zu sein. Ihr Ärger löste sich zusehends in Nichts auf. Später würde sie ihm sagen, was sie zu sagen hatte. Wort für Wort. Aber erst wollte sie doch lieber diesem Gefühl nachgeben, das sich schamlos in ihrem Unterleib ausbreitete. Zum Teufel mit der Vernunft. Beatrix spürte das leichte Zittern seiner Hände, als sie über seine Brust streichelte. Langsam öffnete sie die Knöpfe seines Hemdes, fuhr mit den Handflächen darunter, streifte es über seine breiten Schultern und ließ es achtlos zu Boden fallen. Ganz leicht fuhr sie mit ihren Fingernägeln durch sein Brusthaar und berührte sanft mit der Kuppe ihres Daumens seine Brustwarzen. Sie konnte seinen Herzschlag fühlen. Genüsslich ließ sie ihre Zungenspitze dem Weg ihres Daumens folgen, zog eine feuchte Spur bis zu seinem Hosenbund. Allein der Gedanke, wo diese Spur hinführen würde, erregte sie.
„Béatrice, könntest du dir vorstellen …“
„Ich könnte mir vorstellen, wie wir uns möglichst schnell von diesen lästigen Kleidern befreien“, erwiderte sie, ohne ihn ausreden zu lassen. Den Worten ließ sie Taten folgen. Genauso eilig streichelte er ihr die Kleider vom Leib.
„Und dann könnte ich mir weiter vorstellen …“ Ihre Worte waren leise wie ein Windhauch. „ … wie du dich in diesen Sessel dort setzt, wie ich mich vor dich hinknien und mich mit deinem kleinen Liebling beschäftigen würde. Willst du, dass ich es mir nicht nur vorstelle? Willst du, dass ich es tue?“
Ja, verdammt, er wollte. Zum Teufel mit dem Rest der Welt. Nur der Augenblick zählte. Nur diese schönen Hände, diese sinnlichen Lippen auf seiner Männlichkeit. Alles Blut sammelte sich unterhalb seiner Gürtellinie. Er war mehr als bereit für
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