Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
Vom Netzwerk:
gewillt war, die Tür zum Arbeitszimmer aufzubrechen, um herauszufinden, was sich dort verbarg.
    Betsy eilte aus der Ankleidekammer, in der auch die Pritsche stand, auf der sie schlief. Ihre Kleidung erwies sich als tadellos, doch ihr Haar war in Unordnung geraten.
    „Lady Rowena?“ Sie musterte ihre Herrin nervös. „Ihr seid früh zurück.“
    Rowena riss sich die Stola von der Schulter und warf sie auf das Bett. „Mein Gemahl hatte unerwarteterweise andere Verpflichtungen.“ Sie stutzte, als ihr auffiel, dass Betsy zum Fenster schielte.
    „Hattest du dich mit deinem Liebsten verabredet?“
    Betsy wurde rot, und trotz Rowenas Ärger stahl sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen. „Wer ist denn der Glückliche?“, erkundigte sich Rowena.
    „Der Schmied.“ Betsys Wangen flammten in intensivem Rot.
    Rowena lächelte, bis ihr ein Gedanke kam. „Dein Schmied, er ist bestimmt in der Lage, versperrte Türen zu öffnen?“
    Betsy riss die Augen auf. „Was habt Ihr vor, Lady Rowena?“
    „Ich möchte einen Blick ins Arbeitszimmer meines Gemahls werfen, und mir scheint nun der perfekte Moment gekommen. Die anderen Dienstboten schlafen, und mein Gatte wird unter Garantie noch eine Weile außer Haus sein. Geh und bring deinen Liebsten vor die Tür des Büros“, ordnete Rowena an.
    Als Betsy zögerte, machte sie eine unwirsche Handbewegung. „Spute dich, wir haben nicht ewig Zeit!“
    Rowena nutzte die Zeit, um eilig aus ihrer Robe zu schlüpfen und einen dunklen Morgenmantel überzustreifen, in dessen Taschen sie zwei Münzen von ihrem Nadelgeld schob, ehe sie sich zum Arbeitszimmer begab.
    Dort erwarteten sie Betsy und ein reichlich nervös wirkender Arbeiter mit schwarzem Schnauzbart. Als er Rowena erblickte, riss er seine Mütze vom Kopf und verbeugte sich ungelenk.
    „Mylady“, flüsterte er heiser. Er musterte seine Umgebung beinahe panisch, und Rowena konnte ihm nachfühlen, wie es ihm ging, doch sie hatte keine Zeit für Verständnis.
    „Wie ist dein Name?“, wollte sie wissen.
    „Tobias, Mylady.“
    „Also gut, Tobias, du sollst mir diese Tür öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen, und sie anschließend wieder absperren. Schaffst du das?“
    Der Schmied verneigte sich. „Bestimmt.“
    „Ich will ein klares Ja oder Nein, wir dürfen keine Beweise für unser Eindringen liefern. Das ist ausgesprochen wichtig, Tobias“, drängte Rowena.
    Tobias nickte und straffte sich. „Keine Sorge, Mylady, ich werde Euch zufriedenstellen.“
    Rowena machte eine auffordernde Handbewegung Richtung Tür und reichte Tobias eine der beiden Münzen. „Du erhältst noch einmal dieselbe Summe, wenn du deinen Auftrag ordnungsgemäß ausgeführt hast.“
    Die Miene des Mannes erhellte sich, und er machte sich sofort ans Werk.
    Betsy beobachtete Tobias und Rowena im Wechsel und flüsterte ihrer Herrin zu: „Wir geraten alle in Schwierigkeiten, wenn man uns ertappt.“
    Ungerührt überwachte Rowena Tobias. „Ein Grund mehr, sorgfältig zu arbeiten und sich nicht erwischen zu lassen“, gab sie zurück und verschränkte ihre Arme unter der Brust.
    Das Schloss klickte, und die Tür sprang auf. Tobias schob den Eingang feixend auf und trat beiseite. „Mylady?“
    Rowena trat zögernd ein. Jetzt, wo sie in den Raum gehen konnte, hatte sie das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Als entweihe sie etwas Heiliges. Sie schluckte ihre Furcht hinunter und trat in die Mitte des Raumes.
    Fremdartig erwiesen sich nur die Dekorationsgegenstände, die auf Regalen und an den Wänden zu finden waren. Die Möblierung des Zimmers unterschied sich kaum von der irgendeines anderen Arbeitszimmers. Fasziniert näherte sich Rowena dem Regal und musterte eine lange, schmale Pfeife, die mit Federn verziert war. Ein herber Geruch stieg ihr in die Nase. Neben der Pfeife lag eine Kette aus weißen, gebogenen Stäben, als sie einen genaueren Blick darauf warf, erkannte sie, dass es Tierzähne waren.
    Auf einem weiteren Regalfach standen Steine, gruppiert um einen geflochtenen, duftenden Graszopf. Das Bündel roch nicht nach Gras, sondern würzig-süßlich. Gerne hätte sie die Gegenstände berührt und eingehender angesehen, doch sie fürchtete, die Aufreihung durcheinanderzubringen und so ihre Anwesenheit zu verraten.
    Stattdessen drehte sie sich dem Schreibtisch zu. Auf der Tischplatte lag ein Brief. Neugierig beugte sie sich darüber und überflog das Schreiben.
    Enttäuscht wandte sie sich ab, als sie feststellte, dass es eine Rechnung von Chaytons

Weitere Kostenlose Bücher