Lustnebel
ruinierte Kommode schleppten.
„Die kommt nach draußen. Macht Brennholz daraus!“, ordnete sie an.
Sie erschauerte, als Chaytons Lippen ihren Nacken liebkosten. Seine Hände wanderten auf ihre Hüften.
„Nicht vor den Leuten“, flüsterte sie.
Seine Lippen streiften zu ihrem Ohrläppchen und knabberten daran.
„Wie schade“, erwiderte er. „Was ist hier los?“
Rowena machte sich frei und winkte einer jungen Frau zu, die mit einer großen Bodenvase die Treppe herunterkam. „Lydia, die Vase kommt dort hinüber, ich glaube, dort steht eine identische, würdest du das bitte überprüfen?“
Sie drehte sich zu Chayton um, der sie mit einer Mischung aus Amüsement und Fassungslosigkeit beobachtete.
„Das sind Einwohner aus Finsthworth, die ich dafür bezahle, mich bei der Renovierung des Hauses zu unterstützen.“
Er zog die Augenbrauen hoch. Mit seiner roten Reithose und der passenden Weste über dem weißen Hemd, dem zerzaustem Haar, das in einem langen Zopf über seinen Rücken baumelte, wirkte er wie ein verkleideter Barbarenprinz. Rowenas Herz klopfte wild, als sie ihn betrachtete. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fühlte sich bemüßigt, ihm Bericht über den Tag zu erstatten.
„Ich ließ die Frauen zwei der oberen Zimmer putzen und diese Räume komplett ausräumen. Einen Teil der Möbel mussten wir vernichten, weil sie hoffnungslos wurmstichig waren. Ebenso erging es uns mit einigen der Polster. Darin nisteten sich Mäuse heimisch ein. Archibald Dekker hat früher Möbel gefertigt, er wird uns bei der Reparatur einiger Möbelstücke helfen. Die Frauen versprachen, morgen ihre Familien und Freundinnen mitzubringen. Sie werden die Räume reinigen, Fenster putzen, das Übliche eben.“
Chayton starrte auf die herumwuselnden Leute in seiner Eingangshalle und schien unschlüssig, was er tun wollte. Schließlich wandte er sich Rowena zu: „Wie hast du es nur geschafft, dass sie sich hierher wagen?“
Sie lächelte und hob die Schultern. „Ich habe im Warenhaus nachgefragt. In Finsthworth ist man lange nicht so borniert und abergläubisch wie in Blawith Tower.“
Sie sah Chayton an. „Du hast doch hoffentlich nichts dagegen?“
Erneut überblickte er das Geschehen resigniert. „Würdest du dich abhalten lassen?“
Rowena schmunzelte. „Nein. So wie es im Moment ist, würde ich keine Woche länger bleiben wollen.“
Chayton schüttelte den Kopf. „Du findest mich draußen, wenn du mich brauchst.“ Damit drehte er sich um und durchquerte das Foyer. Rowena sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Seine Reaktion verriet ihr, dass er keine Ahnung hatte, wie er mit der Situation umgehen sollte. Doch die Tatsache, dass er sie nach ihrem Gutdünken handeln ließ, wertete Rowena als gutes Zeichen.
Die folgenden Tage beschäftigte sich Rowena ausschließlich mit der Beaufsichtigung der Renovierungsarbeiten. Jeden Tag kamen mehr Kleinstädter, die in Rowenas Dienste treten wollten, Freitagabend zahlte sie bereits fünfundzwanzig Helfer und Helferinnen aus, und am Montag darauf tauchten erneut willige Arbeitskräfte auf.
Rowena stand in ihrem künftigen Schlafgemach und überwachte die Malerarbeiten. Zufrieden betrachtete sie die frischen cremefarbenen Wände mit der aufgemalten türkisfarbenen Borte. Eine der Frauen trat ein. In der Hand hielt sie einen mehrarmigen, silbernen Kerzenleuchter. Sie knickste.
„Mylady, meintet Ihr diesen Kerzenständer?“ Sie reichte Rowena den Leuchter entgegen. Cain glitt hinter ihr in den Raum und wartete geduldig, dass Rowena sich ihm widmete.
Rowena nickte. „Gut gemacht, Maureen, am Fensterbrett müsste er gut stehen, bis wir hier fertig sind.“
„Sehr wohl, Mylady.“ Das Mädchen knickste.
Rowena wandte sich Cain zu. „Was gibt es?“, fragte sie interessiert.
Der Butler bot ihr mit steinerner Miene ein silbernes Tablett dar, auf dem ein Billett lag. Neugierig nahm sie es entgegen und schlitzte es auf.
Sie rätselte kurz über den Absender. Alice Cuthbert. Kannte sie die Dame?
Dann fiel ihr ein, dass dies die hochgewachsene Blondine vor dem Finsthworther Warenhaus gewesen war. Sie hatte ihr Versprechen wahrgemacht und Rowena für den nächsten Tag zum Tee eingeladen. Eine Antwort war nicht nötig, was sie in Verwunderung versetzte. Dies mutete ungewöhnlich an. Alice Cuthbert hatte auf sie nicht wie eine derart unkonventionelle Person gewirkt. Sie reichte Cain den Briefbogen.
„Wie überaus freundlich. Meine erste
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