Lustschreie
Tortenecke schaufelte.
«Ich bin begeistert, mal eine Frau mit gesundem Appetit zu treffen.» Er hatte ihr verschwörerisch zugezwinkert.
«Und was treiben Sie sonst so? Ich meine, wenn Sie nicht gerade die Diätvorhaben hungriger Damen zunichte machen?», gab sie frech zurück. Er hatte herzlich gelacht und ihr eine Visitenkarte zugesteckt.
«Falls Sie mal wieder Unterstützung am Kuchenbüffet brauchen …», er schaute ihr dabei gerade in die Augen, « … dann rufen Sie mich unbedingt mal an. Oder natürlich, wenn Sie ein Haus kaufen wollen.» Dann verschwand er zwischen den herumstehenden Paaren und überließ sie ihrer Torte.
Babette hatte sich auf den ersten Blick verliebt in diesen stämmigen Mann, dessen tadelloser Anzug schon etwas knapp saß und der offensichtlich mollige Frauen mochte. Als sie Tage später die Visitenkarte in ihrer Handtasche entdeckte, war sie kurz versucht, ihn zum Kaffee einzuladen, doch dann verließ sie der Mut, bevor sie noch den Telefonhörer in die Hand genommen hatte. Sie ärgerte sich über ihre Feigheit, umso mehr, weil Hans am nächsten Tag zu einer theologischen Konferenz aufbrechen würde.
Am darauf folgenden Morgen hatte er sich mit einem ungewöhnlich leidenschaftlichen Kuss von Babette verabschiedet und ihr ein paar vergnügliche Tage gewünscht. Babette war angenehm überrascht gewesen von der ungewohnten Aufmerksamkeit ihres Mannes und noch mehr über die gute Laune, mit der er das Haus verließ. ‹Vielleicht braucht er einfach einen Tapetenwechsel›, hatte sie gedacht und seinem davonrauschenden Wagen nachgewunken. ‹Und was brauche ich?› Sie hatte sich für einen ausgiebigen Spaziergang an der Außenalster mit anschließendem Besuch im Café Schwanenwik entschieden. Als sie mit roten Wangen die Stufen zum Café hinaufgestiegen war und den schmalen Gang am Tresen durchqueren wollte, da war sie mit ihm zusammengestoßen. Verblüfft hatte sie zu dem großen Mann aufgeschaut, der ihr den Weg versperrte, und ihn im selben Moment wieder erkannt.
«Das ist ja wunderbar», hatte er sie angestrahlt, «dass ich Sie hier treffe. Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?» Sie hatte nichts erwidert, aber er zog sie bereits hinter sich her und hielt ihr den Stuhl bereit, direkt am Fenster mit Blick in den verwunschenen Garten.
Von jenem Moment an war alles sehr schnell gegangen. Sie hatten nur zwei Schalen Milchkaffee gebraucht, um sich ihrer gegenseitigen Anziehungskraft zu versichern. Dann hatten sie den Abend bei einem kleinen Italiener begonnen und ihn mit einem Cocktail ausklingen lassen. Am nächsten Nachmittag waren sie übereinander hergefallen. Und das taten sie seitdem mindestens einmal im Monat.
Sie musste sich langsam beeilen, wenn sie pünktlich zu ihrer heutigen Verabredung im Hotel sein wollte, also folgte sie Lucy rasch zu den Duschen. Babette hatte so lange getrödelt, dass Lucy bereits wieder angezogen war, als sie endlich die Umkleideräume erreichte.
«Mensch, Lucy, du hast es ja heute eilig. Sehen wir uns am Sonntag wieder? Ich hätte am Nachmittag Zeit für ein Spiel, was meinst du?»
Doch ihre Tennispartnerin schüttelte nur den Kopf. «Das wird nichts. Ich hab zu viel zu tun. Ein anderes Mal vielleicht.»
‹Merkwürdig›, dachte Babette. Sonst nutzte Lucy jede Möglichkeit, um Babette im Tennis zu schlagen. Aber dann schob sie den Gedanken beiseite, um sich endlich frisch geduscht auf den Weg zu ihrem Rendezvous zu machen. Bernhard erwartete sie bereits auf dem Parkplatz. Auch er hatte offensichtlich gerade geduscht, denn sein welliges Haar war noch feucht. Es duftete nach würzigen Kräutern, und Babette vergrub ihre Nase in dem dunkelblonden Haarschopf.
«Komm, lass uns reingehen.» Er schob sie über den von Buchsbäumchen umsäumten Platz, nicht ohne die Gelegenheit zu nutzen, in ihren fülligen Hintern zu kneifen. Babette quietschte vergnügt auf und rannte mit ihm um die Wette, vorbei an der plüschigen Rezeption, zwei Treppen mit dicken roten Teppichen hinauf bis vor die Tür am Ende eines spärlich beleuchteten Ganges, wo sie atemlos stehen blieb. Bernhard hatte den Schlüssel bereits abgeholt. Nun öffnete er seiner Geliebten galant die Tür und ließ sie eintreten in einen sonnigen Raum mit bequemem Doppelbett und einem Couchtisch aus rustikaler Eiche, der von zwei geblümten Ohrensesseln umrahmt wurde. Sorgfältig schloss er hinter ihr ab. Niemand sollte sie in den nächsten Stunden stören. Es
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