Lustschreie
kommen sonst zu spät zum Frühstück.»
Sie wusste, wie sehr Richard die frischen Pfannkuchen liebte, die der Koch immer pünktlich um zehn zubereitete, und gönnte ihm dieses kindliche Vergnügen, das er heute zum letzten Mal würde genießen können. Morgen musste er wieder in die Firma, und der kleine Liebesurlaub war vorbei.
Als Sophie kurz darauf den Speisesaal an Richards Seite betrat, flogen ihnen die Blicke der anderen Gäste zu. Richard mit seinen ergrauten Schläfen und dem charmanten Lächeln im braun gebrannten Gesicht wirkte im hellen Polo-Shirt zur Leinenhose und den Segeltuchschuhen wie der Inbegriff eines erfolgreichen, lässig-eleganten Mannes. Sophie hatte sich bei ihm untergehakt und folgte ihm mit beschwingten Schritten, die ihr buntes Sommerkleid um die langen Beine tanzen ließ. Dieses Paar schien einem Hochglanzmagazin zu entspringen, und eine rundliche Dame mit onduliertem Haar beugte sich zu ihrem mürrischen Gatten und raunte ihm ins Ohr: «Als wir frisch verheiratet waren, haben wir bestimmt auch so gestrahlt, nicht wahr, mein Dickerchen?» Ihr Mann grunzte, ob aus Zustimmung oder Resignation, war nicht zu erkennen.
Wie an jedem Morgen hatte die Wirtin ihnen den runden Tisch am Ende des Panoramafensters eingedeckt. An ihrem ersten Ferientag hatte sie die beiden Verliebten wohlwollend angelächelt und sie zu diesem Platz geführt, weil er ihnen eine gewisse Intimität gewährte, da er durch ein großes Pflanzenarrangement in einem hölzernen Kübel von den übrigen Tischen getrennt war. Wie alle anderen Gäste vermutete auch sie, dass die beiden auf Hochzeitsreise waren.
Sophie ließ ihren Blick über die Promenade schweifen. Die verträumte Stille des Sonnenaufgangs war dem fröhlichen Treiben tobender Kinder und flanierender Urlauber gewichen. Die durcheinander gewürfelten und nun leider besetzten Strandkörbe wirkten nicht länger wie bunte Blüten in der Sonne.
‹Wie schade›, dachte Sophie wehmütig.
Richard hauchte seiner Begleiterin einen flüchtigen Kuss auf die Wange und holte sie in die Gegenwart zurück. Sie schüttelte wieder einmal ihren Lockenkopf und versuchte sich auf das zu konzentrieren, weshalb sie hier war.
«Liebster, holst du uns noch ein paar von diesen köstlichen Pfannkuchen?» Sie wollte etwas Zeit gewinnen, und als Richard mit den duftenden Eierkuchen wieder an ihren Tisch trat, blickte sie ihm mit einem koketten Augenaufschlag entgegen, der ihm direkt zwischen die Lenden fuhr. Die Veränderung in seiner Hose entging ihr nicht.
«Bestreichst du sie mir mit Pflaumenmus?» Richards Hände waren beschäftigt, und so konnte sie ungestört unter den Tisch greifen und seinen erwachenden Schwanz kneten. Sie wusste, dass er diese kleinen Spielchen in der Öffentlichkeit liebte, weshalb sie sich nicht davor scheute, auch noch seinen Reißverschluss zu öffnen. Mit der einen Hand griff sie nach einem der Pfannkuchen, die andere ließ sie in Richards Hosenschlitz verschwinden, in dem sich ihr der aufgeplusterte Schwengel entgegendrängte. Richard atmete tief durch und verbarg dann sein Gesicht hinter der großen Milchkaffeeschale, während Sophie seinen Prachtkerl gleichmäßig rieb. Bevor ein Stöhnen ihn verraten konnte, zog sie ihre Hand zurück, nahm sich noch einen Pfannkuchen und stand auf.
«Mein Schatz, kommst du gleich nach, wenn du hier fertig bist?» Ganz unschuldig senkte sie die Lider, küsste Richard einen Pflaumenmusrest aus dem Mundwinkel und ließ nochmals ihr Kleid verführerisch schwingen, bevor sie aus dem Saal schwebte. Als Richard sich abgekühlt hatte und ebenfalls die Frühstücksrunde verließ, zwinkerte ihm die rundliche Dame aufmunternd zu, als wollte sie ihm versichern, ‹das wird schon wieder, wenn sie erst einmal so lange verheiratet sind wie wir …›
Richard musste einen Moment warten, bevor Sophie ihm die Tür zu ihrem geräumigen Feriendomizil öffnete. Sie hatte bereits die beiden Reisetaschen gepackt und sie ordentlich neben den Wandschrank gestellt. Daneben lagen die Strandmatten, ein Sonnenschirm und ihre knallrote Handtasche, über die Richard sich immer lustig machte. Er fand sie ordinär, aber Sophie meinte, dass sie sehr gut zu ihrer derzeitigen Rolle passte.
In dem Hotelzimmer erinnerte nichts mehr daran, dass hier zwei Menschen liebestrunkene Tage und Nächte verbracht hatten. Die Einrichtung war geschmackvoll und luxuriös, aber von einer nüchternen Sachlichkeit, wie alle leeren
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