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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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starrer Miene im Foyer und nahm ihnen die Mäntel ab.
    »Hier entlang, bitte.«
    Es war ein unauffälliges Haus. Flackernde Wandleuchter gaben kaum genug Licht, um die braunen Wände, die schweren roten Samtvorhänge und die nicht zusammenpassenden Teppiche unter den abgenutzten Möbeln zu erkennen. In der Luft hing der schwache Geruch von Tabak und Staub. Die ganze Ausstattung war trostlos – bis auf eine Wand, an der eingerahmte Schmetterlinge hingen. Aus irgendeinem Grund bereitete genau das Grace Unbehagen: schimmernde Objekte, tot und aufgespießt im Dunkeln. Sie folgte dem Butler in den ersten Stock, und ihre Zuversicht schwand von Minute zu Minute. Ihr kam es fast so vor, als wäre in dem Haus nicht genug Luft zum Atmen. Nur Onkel Dawes’ Hand an ihrem Ellbogen brachte sie dazu, überhaupt weiterzugehen.
    Sie bemerkte nicht, dass im Flur ein Mann wartete. Erst als er sie begrüßte, nahm sie ihn wahr. »Mrs. Hilliard.«
    Er war genauso unscheinbar wie das ganze Haus. Sein Gesicht war scharf geschnitten, wirkte aristokratisch. Sein blondes Haar war schütter, und seine Ohren schienen irgendwie zu lang für sein restliches Gesicht zu sein. Durch die gut geschnittene Kleidung wirkte er nicht so dürr, wie er eigentlich war. Er war ein paar Zentimeter kleiner als sie, aber er schien keine Notiz von ihrer Größe zu nehmen. Irgendetwas an ihm kam ihr seltsam bekannt vor.
    »Und wer sind Sie?«, fragte sie und blieb außer Reichweite stehen.
    Er verbeugte sich. »Peter Carver vom Innenministerium. Lord Sidmouth hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen.«
    Er führte sie in einen weiteren schummrigen Raum. In diesem Zimmer standen Bücher, im Kamin loderte ein Feuer. Grace nahm Platz und erlaubte es den Männern, sich ebenfalls zu setzen.
    »Ich habe gehört, dass Sie meinen Ehemann für einen Landesverräter halten.« Sie kam direkt auf den Punkt.
    Mr. Carver legte die Hände auf die Knie. »Ich fürchte, es ist so«, sagte er sanft. »Mr. Hilliard gibt Staatsgeheimnisse preis, was irreparable Schäden verursachen könnte.«
    »Wem verrät er diese Geheimnisse?«, fragte Grace. »Sicherlich hat im Moment niemand die Energie oder das Geld, um noch einen Krieg zu beginnen.«
    »Die Bedrohung kommt nicht von außerhalb. Sie kommt aus England. Von Männern, die die Unruhe im Volk nutzen wollen, um das Feuer der Revolution zu schüren.«
    Grace schnaubte. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Diccan ist so revolutionär wie der Prinzregent selbst.«
    Voller Bedauern sah Mr. Carver sie an. »Mr. Hilliard ist nicht an der Revolution interessiert. Ihm geht es um das Geld. Sie glauben doch nicht, dass er mit seinem Geld von der Regierung seinen Lebensunterhalt bestreitet? Sein Vater unterstützt ihn seit Jahren nicht mehr.«
    »Sein Onkel hat ihm ein Anwesen hinterlassen.«
    »Ein Anwesen, das vollkommen baufällig ist. Ich fürchte, er arbeitet schon jahrelang – für verschiedene Seiten. Er hat sich in dem einen oder anderen Bereich einen Namen als Mann gemacht, der sich gern mal umstimmen lässt. Wenn der Preis stimmt.«
    »Was die Frage aufwirft, warum er noch immer für die Regierung arbeitet.«
    Mr. Carver zuckte mit den Schultern. »Er ist der Cousin eines sehr einflussreichen Dukes.« Er umklammerte mit den Händen die Knie und beugte sich vor. »Sagt Ihnen der Name Evenham etwas, Mrs. Hilliard?«
    Sie legte den Kopf schräg. »Lord Bentleys Sohn? Der Mann, der in einem Duell ums Leben gekommen ist?«
    Mr. Carver schüttelte den Kopf. »Es gab kein Duell. Evenham hatte eine Kugel im Schädel. Ihr Ehemann war mit im Zimmer, als es passierte. Er behauptete, es wäre Selbstmord gewesen. Wir glauben ihm nicht. Wir denken, dass Evenham belastende Informationen über Ihren Ehemann hatte.«
    Grace spürte, wie ihre Überzeugung ein wenig ins Wanken geriet. »Das ist kein Beweis, Sir, sondern nur eine weitere Behauptung.«
    »Ich weiß. Wir denken, dass er im Besitz von nur für den Dienstgebrauch bestimmten Akten aus dem Außenministerium ist und plant, diese einem Spion zu übergeben. Wir denken auch, dass er Informationen über seine Kollegen gesammelt hat. Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber wir hoffen, dass Sie die Unterlagen für uns suchen und finden könnten. Wir brauchen den Beweis, und bisher ist es niemandem gelungen, diesen Beweis zu beschaffen.«
    Ehe sie sich dessen bewusst war, hatte sie sich schon erhoben. »Nein. Es tut mir leid, doch nichts kann mich davon überzeugen, dass mein Mann sein Vaterland

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