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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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zweifellos ein Lügner, ein sehr guter Lügner sogar.
    »Und ihr wollt nicht, dass ich für euch nach verdächtigen Dokumenten suche.«
    Kit trat zu ihr. »Nein. Wir wollen, dass du dich zurückziehst und heraushältst.«
    Grace wandte sich wieder der beinahe idyllischen Szenerie vor ihrem Fenster zu, wo eine Nanny mit ihren Schützlingen vorbeispazierte und einige Damen sich unter ihren mit Rüschen besetzten Sonnenschirmen unterhielten. Sie wusste, dass sie von ihr erwarteten, dass sie sich zurückzog und ihnen alles überließ. Was, fragte sie sich, sollte sie tun? Was wollte sie tun?
    »Also gut«, sagte sie und drehte sich wieder zu Kit um. »Ich halte mich zurück. Ihr könnt euch mit meinem Onkel, meinem Ehemann und dem Innenministerium auseinandersetzen. Aber merkt euch eines: Sollte jemand, den ich liebe, deswegen Schaden nehmen, schwöre ich, sehe ich euch in der Hölle wieder.«
    »Ach, komm, Gracie«, protestierte Kit.
    »Bevormunde mich nie wieder, Kit.« Sie ging zur Tür und öffnete sie. »Und nun, meine Herren, habe ich eine Verabredung und bin schon spät dran. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.«
    Kit wirkte todunglücklich. Doch er verbeugte sich kurz und folgte Alex hinaus. »Ich bin immer da, wenn du mich brauchst, Gracie.«
    Grace konnte nichts anderes tun, als zu nicken. Kit hatte ihr die letzte Zuflucht genommen. Wenn Kit ihr nicht die Wahrheit sagen konnte, dann konnte es niemand. Er hätte allerdings ahnen können, dass sie sich nicht einfach in die Arme der Gesellschaft zurückziehen würde. Sie würde auf eigene Faust nach Antworten suchen.
    Nachdem sie die beiden zur Tür begleitet hatte, kehrte sie zurück und war entschlossen, mit den Nachforschungen anzufangen, als Schroeder sich näherte. Sie hielt Grace’ Haube in der Hand.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte die Frau und runzelte die Stirn. »Sie wollen mich nicht mitnehmen?«
    Grace nahm die Haube und setzte sie auf. »Danke, nein, Schroeder. Genau genommen bin ich der Meinung, dass ich überhaupt keine Zofe brauche. Ich fahre aufs Land, wissen Sie, und dort wäre Ihr Talent vergeudet. Danke für Ihre Hilfe. Ich habe Ihnen ein Empfehlungsschreiben dagelassen.«
    Einen Moment lang war sie sich nicht sicher, ob Schroeder gehen würde, schließlich machte die Zofe jedoch einen Knicks und verschwand. Grace fühlte sich noch trauriger als zuvor. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, als sie erneut gestört wurde. Diesmal war es Benny, der zweite Diener.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte der jugendlich frische Veteran aus Cornwall. Seine Haltung war starr. »Wir haben beschlossen, dass ich mit Ihnen gehen werde.«
    Grace wusste nicht genau, wie sie reagieren sollte, da Benny – schmächtig, wie er war – als Beschützer vermutlich keine große Hilfe war.
    »Sie haben nicht einmal eine Zofe«, beharrte er. Die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt, und sein Gesicht war gerötet. »Sie sollten jemanden haben, der sich um Sie kümmert.«
    »Danke, Benny«, brachte sie hervor, auch wenn ihre Kehle wie zugeschnürt war. »Ich weiß das Angebot zu schätzen.«
    Nur eine Sache war noch zu tun. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen, und ging dann zu Diccans Büro. Dort machte sie die Tür auf. Einen Moment lang zögerte sie. In diesem Zimmer konnte sie ihn wahrnehmen. Sie roch den Duft von Zitrone und Rauch und den schwachen Hauch von etwas, das ganz Diccan war. Sie sah die Beweise seines Lebens: Pferdemagazine, einen kleinen Stapel von Büchern und eine eingerahmte Karte des Osmanischen Reiches, die er an die Wand gehängt hatte. Bilder, die sie nicht wiedererkannte, und Schattenrisse von Menschen, die sie nicht kannte.
    Noch eine Erinnerung daran, wie wenig sie über ihn wusste. Was war mit den Schwestern, die sie nie getroffen hatte? Wie hatte sie sich in einen Mann verlieben können, der so wenig von sich preisgab?
    Aber sie war gekommen, um sich Papier und einen Stift zu holen. Sie trat an seinen eleganten Schreibtisch aus Walnussholz und machte die oberste Schublade auf. Ganz hinten in der Schublade blitzte etwas auf. Sie nahm es heraus.
    Es war ein Dolch, handgefertigt aus Gold und Stahl, das Werk eines meisterhaften Künstlers. Eines mohammedanischen Künstlers. Grace hätte den Stil überall erkannt. Doch das war es nicht, was ihre Aufmerksamkeit fesselte. Es war die Tatsache, dass der perfekt ausbalancierte Griff mit Edelsteinen besetzt war: mit Rubinen, Smaragden, Saphiren, Peridots, Perlen.

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