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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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war eine liebenswürdige, ruhige Frau gewesen, ihrem Mann ergeben. Diccan hatte an ihrer Beerdigung teilgenommen. Was wollte Smythe ihm damit sagen?
    »Grace ist nicht unberechenbar«, knurrte Diccan. »Nur etwas schwierig. Ich weiß, wie ich mit ihr fertig werde.«
    Nickend straffte Smythe die Schultern. »Wir begleiten Sie als moralische Stütze. Das wird eine schöne Abwechslung.«
    Es würde auf keinen Fall eine schöne Abwechslung werden. Es würde in einer Katastrophe enden. Sie hatte ihn verlassen. Einen anderen Grund konnte es nicht dafür geben, dass sie kurzerhand Babs gefeuert hatte und nach Longbridge geflüchtet war. Zu jeder anderen Zeit hätte er ihr den Raum gelassen, den sie offensichtlich brauchte. Das hatte sie verdient. Doch sie musste beschützt werden. Und er konnte sich nicht auf seine Aufgabe konzentrieren, wenn er sich ständig Sorgen um sie machen musste. Im Übrigen beobachtete Smythe ihn, um zu sehen, wie er auf Grace’ Verhalten reagierte. Es war der reinste Drahtseilakt.
    Und so endete es damit, dass Diccan von Zeugen begleitet wurde, als er seine Frau das nächste Mal begrüßte. Er wollte sie vorwarnen. Erklären, sich entschuldigen. Betteln, falls es nötig werden sollte. Aber als die Kutsche zehn Stunden später durch die Tore von Longbridge rollte, waren seine sogenannten Freunde an seiner Seite. Sogar Minette war mitgekommen.
    »Ja, sie ist ein Krüppel«, sagte die hübsche blonde Frau und biss sich wie ein junges unschuldiges Mädchen auf die Unterlippe, »doch ich möchte ihr nicht wehtun.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen, meine Liebe«, erwiderte Letitia Thornton, tätschelte ihr Knie und lächelte zufrieden. »Sie weiß, wer Sie sind. Und es spart Zeit, da wir schon auf dem Weg nach Newbury sind.«
    »Wir müssen das Mädchen nicht mitnehmen, oder?«, fragte Thornton und nahm eine Prise Schnupftabak. »Ich kann den Sport nicht genießen, wenn eine fischgesichtige Frau dabei ist.«
    »Das werden wir alles sehen, wenn wir da sind«, erwiderte Diccan.
    Longbridge selbst war eine Überraschung. Als Grace ihm erzählt hatte, dass sie das Anwesen von einer Tante geerbt hatte, hatte er sich ein Haus vorgestellt, wie seine Tante es bewohnte: dunkel, abweisend, so präzise wie eine Radierung von Dürer. Longbridge war möglicherweise einmal ein Kloster gewesen, aber eine Reihe von Anbauten hatte den Ursprung verwischt. Nicht jedoch das Aussehen. Aus Sandstein gebaut, war es mit Fantasie erweitert worden.
    Das Hauptgebäude bestand aus drei Stockwerken und hatte große, vertikal unterteilte Fenster, eine Brüstung mit Säulen und angrenzende Flügel mit gotisch gewölbten Gauben und einem Wald von Schornsteinen. Der Garten wirkte ein bisschen verwildert, doch auf dem Vorplatz, der mit Kies bedeckt war, befand sich ein Neptun-Brunnen, aus dem eine Fontäne in die Luft spritzte.
    »Oh, sehr schön gemacht, Hilliard«, bemerkte Smythe, der Diccan aus der Kutsche folgte. »Es ist viel herrschaftlicher als Ihr Stadthaus. Und sehen Sie sich nur diese Wiesen an.«
    Wie hatten ihm die Wiesen entgehen können? Zäune umschlossen leuchtend grünes Gras, das sich über die hügelige Landschaft Berkshires bis hin zum River Kennet erstreckte. Das hier wäre der perfekte Ort, um Pferde zu züchten und aufzuziehen. Wollte Grace das? Sie hatte es ihm nie wirklich gesagt.
    Noch eine Sache, die ich auf später verschieben muss , dachte er, als er die Stufen zur Eingangstür hinaufging. Sein Herz hatte heftig zu pochen begonnen, und sein Magen hatte sich vor Furcht schmerzhaft zusammengezogen. Er wollte nicht hier sein – vor allem nicht, nachdem er gesehen hatte, wie besonders dieser Ort war. Er wollte Grace’ Zuhause nicht mit der Anwesenheit der Menschen besudeln, die ihn einen Freund nannten. Ihm blieb nur zu hoffen, dass Grace ihm irgendwann vergeben würde.
    Die Tür ging auf, noch ehe er sie erreichte. Der o-beinige Harper stand da und blickte ihn so finster an, als wäre er die Vorhut einer französischen Brigade, die zum Angriff blasen wollte.
    »Ich möchte gern mit meiner Frau sprechen«, sagte Diccan.
    Harper warf Diccan einen vernichtenden Blick zu und blockierte mit seinen beachtlichen Schultern die Tür. »Und warum sollte ich Sie zu ihr lassen?«
    Diccan stand kurz davor, den kleinen Mann hochzuheben und gegen die Wand zu schleudern. »Weil ich dafür sorgen werde, dass Sie und Ihre Gattin meine Frau niemals wiedersehen werden, wenn Sie mich nicht zu ihr lassen«, knurrte er

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