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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Erlernen von Eherecht, wenn man in Spanien durch den Schlamm kriecht.« Er seufzte, als wäre er gelangweilt. »Was dir gehört hat, gehört jetzt auch mir, Grace. Dein Geld, dein Pferd, deine Bediensteten, dein Haus. Du hast nichts, Grace. Ich habe alles.«
    Er bemerkte, wie tief er sie damit getroffen hatte. Sie hatte wirklich geglaubt, mit diesem hellen, gemütlichen Ort einen Rückzugsort von der feindlichen Welt der feinen Gesellschaft zu haben. Und sie hatte geglaubt, er würde es verstehen.
    »Du kannst mir zumindest das hier gewähren, Diccan«, sagte sie, und mit einem Mal klang ihre Stimme dünn.
    Diccan glaubte, dass er sich sein Verhalten niemals würde verzeihen können. Er legte den Kopf schräg und tippte sich mit dem Monokel ans Kinn, als würde er nachdenken. »Ich soll Ungehorsam und Erniedrigung zulassen? Das glaube ich nicht. Wie würde es denn aussehen, wenn meine Frau – nach allem, was ich für sie geopfert habe – einfach weglaufen würde? Das könnte meinen Ruf als begehrenswertester Mann Europas gefährden.«
    Hinter sich hörte er ein unterdrücktes Kichern und wusste, dass er, wenn das alles hier vorbei war, Letitia Thornton höchstpersönlich vernichten würde.
    »Ich werde dich diesmal nicht bestrafen, Grace«, sagte er. »Deine Freunde können bleiben. Das Haus kann schließlich nicht leer stehen. Doch du wirst nach Hause zurückkehren. Wenn ich wiederkomme, werde ich meinen unverzeihlichen Fehler wiedergutmachen und mit deinem Anwalt die Einzelheiten deiner Aussteuer durchgehen. Und das beinhaltet auch alles, was du in diesen Kisten vor mir zu verstecken versuchst.«
    Sie wich zurück, als wollte sie ein kleines Kind vor einem wilden Wolf bewahren. »Nein.«
    Diccan zog eine Augenbraue hoch. »Nein?«
    »Sind Sie sich sicher, dass sie es Ihnen nicht gestohlen hat?«, fragte Smythe lässig. »Vielleicht wollte sie ihren Geliebten hier treffen und Ihre Wertsachen auf den Kontinent schaffen, ehe Sie es bemerken.«
    Smythe würde er direkt nach Letitia Thornton vernichten. »Grace?«, fragte er.
    Unwillkürlich straffte sie die Schultern wie ein Soldat vor dem Erschießungskommando. Die beiden anderen Frauen traten an ihre Seite und nahmen dieselbe Haltung ein. Diccan hatte nur Augen für Grace. War es lächerlich zu hoffen, dass sie hinter seine Worte blicken konnte? Dass sie glauben würde, dass er nichts von alledem meinte, was er gesagt hatte, auch wenn es dafür keinen Beweis gab?
    »Du kannst dir das Haus nehmen«, sagte sie ruhig. »Du kannst dir auch Epona nehmen, obwohl sie dich niemals auf ihren Rücken lassen wird. Aber ich habe mein Leben damit verbracht, das zu sammeln, was sich hier befindet. Es gehört mir, und ich werde es lieber verbrennen, als es dir zu überlassen.«
    »Um Himmels willen, Grace«, versetzte er schroff. Er war mit seiner Geduld am Ende. »Was kann in den Kisten sein, das solch ein Theater wert ist?«
    »Silber«, mischte Thornton sich ein. In seiner Stimme schwang Freude mit. »Gold. Es könnte der Familienschmuck der Hilliards sein. Smythe hat recht. Sie sollten besser nachsehen.«
    Diccan antwortete nicht. Er ging auf Grace zu. Mit einem Mal war er neugierig darauf zu erfahren, was seine Frau vor ihm versteckte, als wäre es ihr Kind, das sie beschützen musste. Genauso neugierig wie die anderen. Er schob sie zur Seite und griff in die Kiste, damit diese Szene endlich ein Ende hatte. Er wollte ihr gequältes Gesicht nicht mehr sehen müssen. Grace schrie auf. Er packte das Erste, was er erreichen konnte, und zog es heraus.
    Ein Kissen.
    Ein smaragdgrünes Seidenkissen mit goldenen Quasten und mit einem Pfau aus goldenem Garn bestickt. Diccan starrte es an, als würde es sich selbst erklären. Dann warf er es auf den Boden und griff wieder in die Kiste, nur um noch mehr ähnliche Dinge hervorzuziehen: Kissen in leuchtenden Farben, eine sündhaft weiche Kaschmirdecke mit goldenem Paisleymuster und scheinbar endlos viel Seidenstoff in bunten Farben. Er ging zu den nächsten Kisten, um dort genau dasselbe vorzufinden: noch mehr Kissen, mehr Stoffe, funkelndes Messing, Perlen und Armreife. Er entdeckte sogar einen Gürtel, den man beim Bauchtanz trug.
    »Was, zur Hölle, ist das?«
    Natürlich erkannte er alles. Es war die Ausbeute eines orientalischen Handelsschiffes. Das Interieur des Zeltes eines Großwesirs. Die Farben und Stoffe exotischer Länder, die die meisten Menschen niemals sehen würden.
    In der nächsten Kiste fand er Perlenarbeiten.

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