Lustvolles Erwachen

Korbwaren. Gefranstes Rehleder, das so weich und weiß war, dass es aussah wie aus einem Märchen. Felle und Federn und Stoffe aus Amerika. Er holte eine rote Webdecke hervor und trat zurück. Ihm stockte der Atem. Er blickte zu seiner Frau und bemerkte den Schmerz in ihren Augen. Er hatte sie gerade auf die schlimmste Art und Weise verletzt. In seinen Händen hielt er das Herz von Grace Fairchild.
    Grace, die ihr Leben in Grau verbracht hatte, um ihren Vater zu unterstützen. Grace, die sich in Pastelltöne und Anstand gezwängt hatte, um ihm zu gefallen. Grace, die ihre wahre Seele in geschlossenen Packkisten mitten in Berkshire verborgen gehalten hatte.
    Farbe. Beschaffenheit. Üppigkeit. Die Edelsteine der Erde und die Kunst der Menschheit, handgefertigt in Ländern, die von England weit entfernt waren. Kisten und Kisten voll davon, voller Liebe gesammelt, über Jahre hinweg versteckt, bis sie sie wieder hervorholen konnte. Und er hatte dieses sacht schlagende Herz nicht nur den Geiern offenbart, sondern hatte es auch noch gedankenlos zu Boden geschleudert.
    »Grundgütiger, Hilliard«, hörte er Thornton höhnen. »Das ist schlimmer als Diebstahl. Ich glaube, Ihre kleine Frau will ein Geschäft eröffnen.«
    Diccan sah, dass die Worte Grace den finalen Schlag versetzten. Er ließ die Decke fallen, drehte sich langsam um und nahm das Monokel hoch. »Ich glaube, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, Thornton. Es gibt Dinge, die ich einfach nicht dulden kann.« Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während Thornton erstarrte. »Sie verstehen das sicher.«
    Der dicke Mann errötete. »Durchaus. Durchaus. Bin nur erschöpft, wissen Sie? Lange Fahrt. Bin völlig ausgetrocknet.«
    »Eine gute Idee«, sagte Diccan und breitete die Arme aus, um alle Gäste aus der Galerie zu treiben. »Leider trinkt Grace nicht besonders gern Alkohol. Ich habe allerdings im Dorf ein Gasthaus gesehen, das perfekt wäre.«
    Er musste sie loswerden, ehe er sich selbst verriet, indem er die Beherrschung verlor. Er brauchte Zeit, um sicherstellen zu können, dass Grace nach London zurückkehrte.
    »Vorsicht und Nachsicht, meine Lieben«, sagte er und drängte sie hinaus. »Sie können ein spätes Mittagessen genießen, während ich die Sache mit meiner Frau kläre.«
    »Auf mich wirkt es, als wären Sie auf dem Rückzug, Diccan«, sagte Letitia mit einem Lächeln.
    Diccan zog eine Augenbraue hoch. »Ich behalte mir nur vor, so etwas mit meiner Frau unter vier Augen zu besprechen«, erwiderte er, als er sie nach draußen begleitete. »Das verstehen Sie sicher, Letitia. Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn Percy Sie hier in aller Öffentlichkeit wegen Ihres letzten kleinen Fehltritts beim Glücksspiel ausschimpfen würde?«
    Thornton wurde dunkelrot. »Glücksspiel? Letitia, was habe ich dir gesagt?«
    Letitia warf Diccan vernichtende Blicke zu, doch sie schwieg. Minette sagte: »Der Krüppel kommt nicht mit uns? Oh, das ist gut. Es tut mir weh, sie ansehen zu müssen.«
    Er machte sich nicht die Mühe, darauf zu reagieren.
    »Sie müssen das klären«, sagte Smythe so leise zu Diccan, dass die anderen ihn nicht hören konnten. »Sie brauchen bald Ihre ganze Konzentration für die Ehre, die ich Ihnen erweisen werde.«
    Diccan erstarrte. Alles in ihm sagte ihm, dass er nun die Belohnung für all diese furchtbaren Wochen bekommen würde. »Ehre?«, fragte er und gab sich Mühe, fasziniert zu klingen.
    Smythe lächelte. »Das ist das Mindeste, was ich für einen Freund tun kann. Vor allem für einen Freund, der Wellington hasst.«
    »Und für einen, dem man vertrauen kann, dass er seine eigene Familie im Griff hat?«, fragte Diccan.
    Smythe lachte, und Diccan stimmte mit ein, als sie beide in die Kutsche stiegen. Diccan wusste ohne Zweifel, dass die gesamte Mission von Smythes Einladung abhing. Dennoch konnte er sich nicht so darauf konzentrieren, wie er es eigentlich hätte tun sollen. Seine Gedanken waren bei seiner Frau. Vor seinem inneren Auge sah er sie: majestätische Haltung, die Augen traurig. Wie sollte er das alles jemals wiedergutmachen? Wieso sollte sie es ihm überhaupt erlauben?
    Eine Ahnung davon, wie erfolgreich er in dieser Hinsicht sein würde, bekam er, als er eine Stunde später auf einem geliehenen Pferd nach Longbridge zurückkehrte. Er war noch paar Meter vom Haus entfernt, als Grace ihm ihre Meinung unmissverständlich deutlich machte. Er hörte einen lauten Knall, und sein Hut flog ihm vom Kopf.
    Sein