Lustvolles Erwachen
Wilson endlich den Rest zu geben.
»Bewegung, Biddle!«, schrie sie.
Biddle fiel prompt aufs Gesicht. Der bewaffnete Räuber erblickte Grace und wirbelte herum. Er schoss. Sie schoss. Er fiel. Biddle kreischte wieder. Die Pferde wichen zurück und schafften es beinahe, die Kutsche freizubekommen, während Grace darunterlag. Am hinteren Teil der Kutsche kämpften die beiden Männer noch immer miteinander. Grace rappelte sich im dicken Schlamm auf und rannte los, um sich die Waffe von dem zweiten Fahrer zu holen, der auf dem Boden lag. Dann drückte sie sie dem Räuber an den Kopf, bevor er Mr. Wilson erwürgen konnte.
»Ich denke, Sie sollten jetzt aufhören«, sagte sie. Ihre Stimme klang unnatürlich ruhig.
»Verflucht«, keuchte er und ließ von Mr. Wilsons Hals ab.
»Mist«, stieß Mr. Wilson hervor und hustete, während er auf die Füße kam.
Grace rührte sich nicht. »Sehen Sie bitte nach dem Fahrer, Mr. Wilson. Biddle, vergewissern Sie sich, dass der Dieb tot ist.« Sie stieß den Räuber mit der Pistole an. »Und bitte, Sir, unterschätzen Sie mich nicht, weil ich eine Frau bin. Ich habe schon bessere Männer als Sie erschossen.«
»Jeb lebt!«, rief Mr. Wilson. »Aber er blutet stark. Der andere Räuber hat ein Loch zwischen den Augen. Verdammt.«
»Bringen Sie Jeb in die Kutsche«, sagte sie. »Dann halten Sie diesen Mann fest, während Biddle ihn fesselt.«
Sobald Jeb auf dem Sitz lag, steckte Grace ihre Pistole weg. Sie holte ihren Handkoffer mit der medizinischen Ausrüstung und humpelte zur Tür der Kutsche. Sie griff bereits nach einem Unterrock, um ihn zu zerreißen. »Biddle«, sagte sie leise, »wenn der Räuber gefesselt ist, wäre es das Beste, wenn Sie zum Bauernhaus gingen. Wir brauchen jetzt dringend Hilfe.«
Die nächsten vierzig Minuten lang übernahm Grace das Kommando. Sie beruhigte die verzweifelten Verwundeten und die unruhigen Pferde. Als der Bauer mit seinem Karren kam, konnten sie Jeb transportieren, der fürchterliche Kopfschmerzen haben würde, wenn er wieder aufwachte. Außerdem gelang es ihnen, die Pferde aus dem Schlamm zu befreien. Gerade wollte Grace dem Bauern folgen, um zumindest die Gelegenheit zu bekommen, sich den Schlamm von den Händen und aus dem Gesicht zu waschen, als Biddle wieder aufkreischte.
»Ihr Arm! O Madame, Sie bluten!«
Und in dem Moment machte Grace den ersten Fehler an diesem Nachmittag. Sie sah zu der Wunde, auf die Biddle deutete. »Oh«, sagte sie verwirrt, »es sieht so aus, als wäre ich auch angeschossen worden.«
Ohne einen Laut, der die anderen gewarnt hätte, kippte sie mit dem Gesicht voran ins Gras.
Kapitel 6
Diccan Hilliard war es nicht gewohnt, dass man ihn warten ließ. Seit fünf Uhr am Morgen war er zurück in London. Er hatte seine Informationen an seine Kontaktleute weitergegeben und war gebeten worden, auf eine Antwort zu warten. Er war ins Albany zurückgekehrt, um seinen Umzug vorzubereiten, und hatte im Pulteney Hotel eingecheckt. Er hatte sich sogar mit Barbara Schroeder getroffen, Cognac getrunken und ein bisschen Behaglichkeit genossen, während sie angesichts der Tatsache, dass Diccan nun verheiratet war, über eine Veränderung ihrer Abmachung verhandelt hatten. Er hatte gebadet, geschlafen und gegessen und seine Frau gegen Mittag erwartet. Inzwischen war es fast acht Uhr, und es gab noch immer keine Spur der Postkutsche.
Unwillkürlich fragte er sich, ob sie geflüchtet sein mochte. Es war ungerecht, so etwas zu denken, doch er war sich nicht sicher, ob er es ihr übel nehmen würde, wenn sie es tat. Es gab bei Gott genug Momente, in denen er selbst das Bedürfnis hatte, einfach wegzulaufen.
Es klopfte an der Tür, und er sprang auf, um zu öffnen. Es war nur eine der Hotelbediensteten, die nervös knickste. »Da die Madame bisher noch nicht erschienen ist, Sir – sollen wir mit dem Abendessen noch warten?«
Er hatte sogar ein dîner à deux organisiert, um seinen überstürzten Aufbruch vom Abend zuvor wiedergutzumachen. »Ja. Ich bin sicher, dass sie gleich hier sein werden. Sie sind vermutlich auf der fürchterlichen Straße stecken geblieben.«
Das dralle junge Mädchen knickste wieder, als Diccan Geräusche vernahm. In der Lobby schien es einen Aufruhr zu geben. Ein neuer Gast, wenn man den lauten Stimmen glauben konnte. Er folgte der Bediensteten in die Halle, um nachzusehen, als er die gereizte Stimme seines Dieners hörte.
»Madame, Sie haben eine Schusswunde. Um Himmels willen, lassen Sie sich von
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