Lustvolles Erwachen
die gut für dich wären. Und du hast erwähnt, du hättest schon ein Pferd?«
Sie nickte. »Ich hatte gehofft, dass Harper sie mitbringen würde, wenn wir ein Anwesen gefunden haben.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Auf Longbridge. In Berkshire.«
Er warf ihr ein schiefes Lächeln zu. »Sie wohnt mit dem Affen zusammen?«
»Genau.«
»Sieh dich nicht genötigt, die Einladung auch auf ihn auszuweiten. Ich habe eine Abneigung gegen Flöhe.«
Sie lachte leise. »Lass dir gesagt sein, dass Mr. Pitt anspruchsvoller und penibler ist als die meisten Adligen, die ich kennengelernt habe.«
»Das bewundere ich. Trotzdem ist in meinem Haus kein Platz für ihn. Das ist meine zweite Regel, was Haustiere angeht.«
»Was ist mit den Harpers? Sie sind für mich wie eine Familie. Gibt es für sie einen Platz?«
»Ich erinnere mich an sie. Ein lebhafter kleiner Ire und eine grimmige große Irin?«
Sie nickte. »Sie sind auch auf Longbridge. Seit ich sieben Jahre alt war, kümmern sie sich um mich.«
»Ich nehme an, dass sie keine Flöhe haben?«
»Breege würde dir allein für diese Frage eine Backpfeife versetzen.«
»Hast du sie über deinen veränderten Status informiert?«
Unbehaglich stellte sie die Tasse ab. »Ich … äh … ich dachte, ich würde ihnen Bescheid sagen, sobald ich eine Adresse habe. Es wäre doch dumm, Harper mit Epona in ein Hotel kommen zu lassen, um sie dann woanders hinzubringen.«
Er nickte. »Sie können kommen. Obwohl ich glaube, dass sie sich in einem Stadthaus vielleicht ein bisschen eingeengt fühlen.«
Sie gab es nicht gern zu, aber er hatte recht. Sean und Breege würden in dieser exklusiven Atmosphäre verwelken. Sie hatten schon den Aufenthalt bei Lady Kate nur knapp überstanden. Es wäre besser, sie blieben auf Longbridge, um den Singhs zu helfen, sich einzurichten und einzuleben. Doch andererseits wusste sie nicht, wie sie ohne die beiden zurechtkommen sollte.
»Wenn ich es mir recht überlege«, sagte Diccan, »hätte ich allerdings ein besseres Gefühl, dich hier zurückzulassen, wenn die beiden da wären.«
Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit brachte er sie dazu, ihn abrupt anzusehen. »Zurücklassen? Wohin willst du?«
Er winkte ab. »Paris. Zuerst einmal. Aber wer weiß? Ich könnte mich auch in der Wildnis von Siam wiederfinden.«
Eine Welle von Verlustgefühlen überrollte sie. War das nicht genau das, was sie sich wünschte? Allein zu sein? Doch wieder einmal zurückgelassen zu werden wie ein alter Regenschirm?
Ihre Bestürzung hatte sich anscheinend auf ihrem Gesicht gezeigt, denn Diccan war mit einem Mal ganz ruhig. »Das hast du doch von mir gewusst.«
»Stimmt. Das habe ich gewusst.« Grace gelang ein schiefes Lächeln. »Ich habe nur gerade denken müssen, dass ich noch nie in Siam war.«
Diccan sah sie finster an. »Ich dachte, du würdest es vorziehen hierzubleiben.«
Grace bemühte sich, nicht zu enttäuscht und verletzt auszusehen. »Würdest du es vorziehen, dass ich dich nicht begleite? Das ist eine ganz neue Situation für uns beide.«
Er nahm sich Zeit für seine Antwort. Grace’ Herz sank.
Schließlich lächelte er sie steif an. »Wie sollen wir wissen, was wir wollen? Wir kennen uns noch überhaupt nicht. Ich würde vorschlagen, dass wir täglich eine Stunde damit verbringen, Informationen auszutauschen: Vorlieben, Abneigungen, Lieblingsmenschen, -speisen und so weiter. Magst du die Farbe Blau? Musst du bei Stücken von Shakespeare weinen? Würdest du für die letzte Hummerpastete über Glasscherben gehen? Es sollte nur ein paar Monate dauern, um genug zu wissen, damit man noch mal auf diese Frage zurückkommen kann, meinst du nicht?«
Grace legte den Kopf schräg, als würde sie über die Frage nachdenken. »Die Lieblingsmenschen aufzuzählen würde eine Weile dauern. Aber die anderen Fragen? Ja, ja und absolut. Ich würde dich sogar hinter mir herschleifen, wenn es zusätzlich gulab jamun gäbe.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich hoffe nur, dass das etwas zu essen ist und keine heidnische Religion.«
Sie lächelte. »Das ist eine indische Delikatesse. Meine Freundin Radhika macht sie für mich. Es sind frittierte Teigbällchen in mit Rosenwasser und Kardamom aromatisiertem Zuckersirup. Dagegen haben englische Süßspeisen keine Chance.«
Diccan hatte noch immer die Augenbrauen hochgezogen. »Rosenwasser findet man in Parfums, nicht in Desserts.«
»Komm schon«, erwiderte sie, »sicherlich hast du schon Exotischeres gegessen als Braten
Weitere Kostenlose Bücher