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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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und Räucherheringe.«
    »Und dabei die Stunden gezählt, bis ich ins Land der langweiligen Speisen zurückkehren konnte. Es gibt genug Überraschungen in meinem Leben, meine Liebe. Da brauche ich das nicht auch noch am Tisch.«
    Wie so oft konnte Grace nicht genau sagen, ob Diccan noch immer scherzte oder nicht. Sie hoffte, dass es nicht sein Ernst war, denn sonst passten sie noch weniger zusammen, als sie befürchtet hatte. Erst recht, weil sie plötzlich erkannt hatte, dass sie – egal, was zwischen ihnen passiert war – nicht Monate und Jahre von ihm getrennt sein wollte. Auch wenn sie dafür ihr Zuhause und ihre Träume aufgeben musste, wollte sie die Möglichkeit haben, ein Leben mit diesem Mann zu führen.
    Sie dachte, sie hätte vorher schon Angst gehabt, doch dieser Gedanke versetzte sie in Panik. Sie hütete sich allerdings davor, Diccan etwas spüren zu lassen. »Ich glaube, ich sollte besser einen guten englischen Koch auf meine Liste setzen.«
    »Eine rotgesichtige Frau mit zupackenden Händen, die mit einem Braten umzugehen weiß.«
    Sie lächelte. »Ich weiß, dass diese Ehe nicht das ist, was du dir gewünscht hast, Diccan«, sagte sie. Als er widersprechen wollte, hob sie die Hand. »Tu die Wahrheit nicht so leicht ab; du könntest es bereuen. Ich will nur sagen, dass ich versuchen werde, ein Gewinn für dich zu sein. Ich weiß vielleicht noch nicht, wie man die Sitzordnung bei einem offiziellen Abendessen gestaltet, aber ich kann dir die beste Unterkunft in Bangkok besorgen.«
    Sie war sich nicht sicher, welche Reaktion sie erwartet hatte. Sie wusste, dass er nicht erfreut war, und glaubte sogar zu sehen, dass Diccan blass wurde.
    »Ich glaube, es wäre besser, mindestens eine oder zwei Wochen zu warten, ehe wir über die Zukunft nachdenken, oder?«, sagte er und lehnte sich zurück, als hätte er Angst, sich mit irgendetwas anzustecken.
    Grace schalt sich selbst, weil sie ihrer Zunge freien Lauf gelassen hatte. Männer schätzten es nicht, bedrängt zu werden, und Diccan empfand ihre Worte sicherlich als aufdringlich. Als würde er ihre Gedanken bestätigen, trommelte er ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Bis wir einander besser kennen«, fuhr er fort, und seine Stimme klang seltsam angespannt, »sollten wir die … körperliche Seite der Beziehung ebenfalls hintanstellen.«
    Grace fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Nein!, wollte sie rufen. Nimm mir das nicht auch noch weg.
    »Ich möchte nicht, dass du wieder unter meinen irrigen Vorstellungen zu leiden hast«, fügte er hinzu.
    Instinktiv wollte sie widersprechen. Wie kam er auf die Idee, sie hätte gelitten? Ein Blick auf den gequälten Ausdruck in seinen Augen ließ sie allerdings verstummen. Sie nickte nur knapp, als hätte er ihr nicht gerade den Boden unter den Füßen weggezogen. Schon wieder.
    Er wartete ihre Antwort nicht ab. Die Zeitung unter dem Arm, erhob er sich. »Ich fürchte, ich werde die nächsten Tage beschäftigt sein«, sagte er und hatte zumindest den Anstand, so auszusehen, als wäre es ihm unangenehm. Sie hoffte, er fühlte sich wirklich schlecht. »Ich habe zu viele dringende Geschäfte. Und dann gibt es zwei Diplomatenbälle …«
    Wieder hielt er inne. Offenbar war ihm bewusst, dass er sie schon wieder verletzt hatte. Er ging zu Bällen und wollte anscheinend nicht, dass sie ihn begleitete. Weil sie ihn blamieren würde. Weil sie es niemals wert wäre, seine Frau zu sein – egal, wie sehr sie versuchte, ihre Unzulänglichkeiten hinter Madame Fanchons Handarbeit zu verstecken.
    Vielleicht ist es auch gut, dass er keine körperliche Beziehung will, dachte Grace. Vermutlich würde sie ihn, sollte sie ihn je wieder nackt sehen, mit Alkohol übergießen und wie einen Plumpudding anzünden. Doch sie bekam nicht einmal die Gelegenheit, ihm das zu sagen. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, machte er eine steife Verbeugung und ging.
    Sie hatte offenbar die Schicksalsgöttinnen verärgert, denn sie suchte noch immer ihre Listen zusammen, als Diccan wieder in der Tür auftauchte. Er sah aus, als wäre ihm ausgesprochen unbehaglich zumute.
    Instinktiv erhob sie sich. »Was ist passiert?«
    »Wir sind nicht schnell genug entkommen, meine Liebe«, sagte er und hielt mit spitzen Fingern eine Visitenkarte fest, als handelte es sich um eine tote Ratte. »Wir haben einen Gast. Meine liebe Mutter ist da.«
    Grace hatte mit einem Mal das Gefühl, nicht mehr richtig durchatmen zu

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