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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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einem eindringlichen Ausdruck in den Augen an. Und plötzlich verstand sie.
    »Kinder«, sagte sie und wusste, dass sie aufgewühlt klang. »Ich habe nicht daran gedacht …«
    Ganz sicher nicht vor seinem Besuch in der Nacht. Allein der Gedanke daran ließ sie wieder erröten.
    » Willst du Kinder?«, fragte er, als hätte er eigentlich »Bettwanzen« sagen wollen.
    Sie blinzelte. Ein Sturm der Gefühle entfesselte sich in ihrer Brust. Hoffnung, Angst, Erstaunen. »Ich hätte mir nie …« Ich hätte mir nicht träumen lassen, einmal Kinder zu haben, dachte sie. Sie hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass kein Mann der Vater ihrer Kinder sein wollte, und hatte die Vorstellung an einem Ort verschlossen, an dem sie ihr nicht weiter wehtun konnte. Sie wusste nicht, was sie nun damit anfangen, was sie antworten sollte. »Was ist mit dir?«
    Sein Blick verfinsterte sich. »Danke, nein.«
    Sie fragte sich, wie seine Antwort gelautet hätte, wenn sie eine andere Frau gewesen wäre.
    »Zumindest für den Augenblick«, sagte er und klang gequält. »Es wäre also besser …«
    Entschlossen drängte sie die Hoffnung zurück, die für einen winzigen Moment in ihr aufgestiegen war. Sie nickte und wandte sich wieder ihren Listen zu. »Natürlich. Ich werde mich darum kümmern.«
    Seltsamerweise schien sie ihn mit dieser Antwort schockiert zu haben. »Meine liebe Grace, das ist eine ungehörige Vorstellung.«
    Sie legte den Kopf schräg und fand es plötzlich lustig. »Dass ich weiß, wie man eine Schwangerschaft verhütet? Dachtest du, dass nur Soldaten meine Hilfe gebraucht haben? Glaube mir, es gibt nicht viele Dinge, die noch gefährlicher sind, als auf dem Vormarsch ein Kind zu bekommen. Die vernünftigeren Frauen tun ihr Bestes, um das zu verhindern. Ich habe geholfen, wo ich konnte.«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Du bist immer für eine Überraschung gut.«
    »Warum eigentlich? Du weißt, dass ich keine normale Kindheit hatte.«
    »Ich fange an, das zu schätzen.«
    Einen Moment lang glaubte sie, die Erinnerung an die Nacht zuvor in seinen Augen stehen zu sehen. Sie wünschte sich, er hätte nicht so empört über das Geschehene gewirkt. Aber das war nichts, worüber man in einem öffentlichen Raum sprechen konnte. Genauso wenig wie über die Verhinderung einer Schwangerschaft. Mit einem Mal ertappte sie sich dabei, dass sie lachte.
    »Was findest du so komisch?«, erkundigte Diccan sich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte nur gerade, dass ich kein Paar kenne, das weniger voneinander weiß als wir.«
    Er warf ihr ein Lächeln zu. »Das stimmt nicht ganz, meine Liebe. Du weißt, dass ich in jeder Hinsicht einen beispiellosen Geschmack habe und dass in meinen Händen ein Monokel tödlicher sein kann als ein Säbel.«
    »Und dass dein Vater der Ansicht ist, dass es allen anderen Sterblichen an moralischer Stärke mangelt.« Sie hatte es kaum ausgesprochen, als sie auch schon wieder errötete. »Es tut mir leid. Das war gemein.«
    »Entschuldige dich niemals dafür, die Wahrheit gesagt zu haben, Grace. Das ist ermüdend.«
    Er war in seine öffentliche Rolle geschlüpft, wie Grace feststellte: der Blick verschleiert, die Haltung lässig, der Tonfall amüsiert. Ist das gut oder schlecht? , dachte sie. Bisher hatte es sie verunsichert, wenn er so gewesen war.
    »Selbst wenn die Wahrheit unangenehm ist?«, fragte sie.
    »Vor allem dann. Doch das gilt nur mir gegenüber. Denn ich bin mir nicht sicher, ob die Damen der feinen Gesellschaft das genauso zu schätzen wüssten wie ich.«
    Ich will dich. Sie hatte keine Ahnung, woher der Gedanke gerade gekommen war. Nein, sie wusste es genau. Es war eine plötzliche Erinnerung, die diesen Gedanken aufgebracht hatte. Eine Erinnerung an sein zerzaustes Haar zwischen ihren Knien, seine Finger, die eine Spur von Flammen auf ihrer Haut hinterlassen hatten, seine Augen, in denen Sünde und zugleich Lachen gestanden hatten, als er Unbeschreibliches mit ihr getan hatte. Beinahe verzweifelt wünschte sie sich, die vergangene Nacht hätte anders geendet.
    Sie hätte sich auch wünschen können, ein anderer Mensch zu sein. Ein Mensch, der einen Mann, der so kultiviert, so erfahren und lebendig war wie Diccan, wirklich anziehen konnte. Ein Mensch, der zu ihm passte. Sie hätte sich genauso gut wünschen können, ihr Vater würde zurückkommen. Oder – wenn sie schon solche Gedanken hegte – ihre Mutter.
    »Welche Wahrheit lässt dich schon wieder erröten?«, fragte er, als der

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