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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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riechen, der durch das Krankenhaus gezogen war, und die harte Kante des Hockers spüren, die gegen ihre Schenkel gedrückt hatte. Sie dachte an all die Betten, an denen sie gesessen hatte, an die Operationstische, auf denen Gliedmaßen amputiert worden waren, an die Schlachtfelder, die mit Menschen übersät gewesen waren. Ihre Probleme waren dagegen unwichtig. Selbst wenn Diccan niemals lernen würde, sie zu ertragen, wäre das Schlimmste, was ihr widerfahren könnte, die Einsamkeit. Sie hatte kein Recht, betrübt zu sein.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie das Klopfen an der Tür zum Salon nicht hörte.
    »Hat dir niemand erzählt, dass du auf einer Chaiselongue sitzen, Bonbons kauen und Liebesromane lesen solltest?«, erklang eine fröhliche Stimme an der Tür. »So verhält sich keine Dame der feinen Gesellschaft.«
    Grace drehte sich um und erblickte Kate und Lady Bea, die in der Tür standen. »O Kate!« Sie rannte los, um ihre Freundinnen zu begrüßen. Es war ihr fast unangenehm, wie dankbar und froh sie war, die beiden zu sehen. »Und Bea! Oh, es ist so schön, euch zu sehen.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen ließ Kate sich umarmen. »Himmel. Selbstverständlich ist es immer ein Privileg, mich zu sehen, aber du bist ja völlig außer dir. Diccan hat dich nicht etwa geschlagen, oder?«
    Unwillkürlich errötete Grace. »Natürlich nicht. Ich könnte nur gerade eure Hilfe brauchen.«
    Kate klatschte in die Hände. »Ausgezeichnet. Ich liebe es, wenn ich helfen kann. Was willst du wissen? Wie man in den Skandalblättern landet? Wie man mit mehr als einem Liebhaber umgeht? Wo man die schönste erotische Kunst findet?«
    Nur allzu vertraut mit Kates Freude daran, andere zu schockieren, lächelte Grace. »Ich habe zehn Jahre lang in Indien gelebt, Kate. Ich weiß genau, wo man erotische Kunst findet.«
    Kates Lachen klang wie Musik in Grace’ Ohren. »Und das hast du mir nicht verraten?«
    Es war der Klang eines trockenen Hüstelns, der Grace wieder zur Besinnung brachte. »Oh, Kate, Bea, das ist Schroeder, meine Zofe. Schroeder, wir machen dann später weiter.«
    Schroeder machte einen glaubwürdigen Knicks. »Wie Sie wünschen, Madame.«
    Bea blinzelte sie an. »Herkunft?«, fragte sie.
    Grace lächelte. »Die Referenzen?«, übersetzte sie, da sie sich längst an Lady Beas einzigartige Weise zu kommunizieren gewöhnt hatte. »Diccan hat sie mitgebracht.«
    Nun starrten beide Frauen die erstaunlich gelassene Schroeder an. Grace schritt ein, ehe es zu einem Kreuzverhör kam. »Schroeder hilft mir dabei, meine alte Garderobe wegzuräumen.«
    Kate betrachtete die Stapel auf dem Bett. »O ja, die Uniform der Krankenschwester auf der Iberischen Halbinsel. Ein guter Zeitpunkt. Da wir nun hier sind und es ein wundervoller Tag ist, könnten wir zusammen zu Madame Fanchon gehen, um eine neue Garderobe zu bestellen. Ich weiß nicht, warum Diccan nicht daran gedacht hat.«
    Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit strahlte Grace. »Weil es bereits erledigt ist. Ich warte nur noch auf die Lieferung.«
    Es war fast komisch, wie hoch Kates Augenbrauen schossen. »Gutes Mädchen. Sie hat sich persönlich um dich gekümmert?«
    »Nachdem ich deinen und Diccans Namen angeführt habe.«
    Endlich hatte sie auch die Gelegenheit, Lady Bea zu umarmen. Auf den ersten Blick erinnerte Lady Bea an Diccans Mutter. So majestätisch wie ein Mitglied des Königshauses, schien die alte Dame und Tochter eines Dukes streng und abschätzig auf die Welt zu blicken. Nachdem man allerdings einige Momente mit ihr verbracht hatte, stellte man fest, dass ihre ernste Miene nur ein Schutz für ihr außergewöhnlich sanftes Herz war. Wenn man einen Tag in ihrer Gesellschaft erlebt hatte, konnte man auch ihre verworrene Art zu sprechen verstehen. Ihr Sprachzentrum war nach einem schlimmen Unfall dauerhaft geschädigt.
    »Vergissmeinnicht«, sagte Bea mit einem lieben Lächeln und hob ihre beringte Hand, um Grace über die Wange zu streicheln.
    Grace schob Bea eine schneeweiße Locke aus dem Gesicht. »Ich habe dich auch vermisst. Versprich mir, dass du regelmäßig zu Besuch kommst. Und dass du mir dabei hilfst, einen Platz zu finden, an dem ich leben kann.«
    »Das würde sie um nichts in der Welt versäumen wollen«, versicherte Kate. »Und wenn ich es mir recht überlege, ich auch nicht. Du kannst uns alles darüber erzählen, wenn wir durch den Park fahren.« Sie gab Grace einen leichten Stoß. »Los. Die Hauben.«
    »Ach, ich weiß nicht …«,

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