Lustvolles Erwachen
abwehren, um ungestört mit dir sprechen zu können.«
Selbst Grace’ Erröten wirkte weicher, ihre Haltung weiblicher. Diccan wurde vom Anblick ihrer Hände an den Zügeln abgelenkt. Sie hatte das perfekte Gefühl für das Maul des Pferdes, einen sanften Griff, der sich bestimmt auch auf den Körper eines Mannes übertragen ließ.
Wieder überfiel ihn die Erinnerung. Dieses Mal musste er an den Moment denken, als er keuchend und erschöpft von einem erstaunlich heftigen Höhepunkt auf sie gesunken war. Sie hatte ihre Arme um ihn geschlungen und seinen Rücken mit diesen Fingern gestreichelt, die schlank und elegant waren und gerade so rau, dass es faszinierend war. Er spürte die kleinen wohligen Schauer, die ihm über den Rücken rieselten, und fragte sich, wie es sich anfühlen würde, wenn sie damit seinen harten Schaft streichelte.
Unter ihm trat Gadzooks nach einem vorbeifahrenden Karren und riss Diccan aus seinen Träumereien. Mit den Knien übte er Druck aus und lenkte das Tier zur Seite. Er konnte nur hoffen, dass er sich nicht verraten hatte.
In dem Moment hörte er ein verdächtiges Schnauben hinter sich und wurde das Gefühl nicht los, dass es nicht von Harpers Wallach stammte. Offensichtlich würde er sich in der Nähe des Iren zusammenreißen und darauf achten müssen, was er tat und sagte.
»Wenn du Zeit hast«, sagte er zu Grace, »werden wir Richtung Kensington reiten, wo wir die Wege für uns allein haben.« Und wo er einen Verfolger leichter ausmachen konnte.
»Das klingt gut«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
In dem Augenblick schnitt eine Bierkutsche ihnen den Weg ab. Grace’ Pferd wich zurück und drehte sich verängstigt im Kreis. Epona wieherte, und Grace lachte laut auf. Diccan war nicht bewusst gewesen, dass er unwillkürlich den Arm ausgestreckt hatte, um einzugreifen, bis Grace ihr Pferd beruhigt und eine Entschuldigung von dem Bierkutscher bekommen hatte, der sich an die Kappe tippte.
»Es gibt keinen Grund, die Hand meines Mädchens zu halten«, sagte Harper leise hinter ihm. »Ich habe ihr das alles beigebracht, noch ehe sie Treppen steigen konnte.«
Diccan drehte sich um und erblickte in den Augen des ehemaligen Sergeants ein grimmiges, fürsorgliches Funkeln. »Waren Sie auch derjenige, der ihr beigebracht hat, wie man auf einem Kamel reitet?«
Das brachte Harper zum Lachen. »Himmel, nein. Das hat die Kleine sich ganz allein beigebracht. Sie war nicht einmal vier Jahre alt, als ich sie eines Tages auf dem Basar verlor. Kurz darauf fand ich sie auf einem Kamel wieder. Sie plauderte mit dem Reiter, als wäre er ein Cousin, den sie lange nicht mehr gesehen hätte.« Er schüttelte den Kopf. »Immer habe ich sie aus Schwierigkeiten gerettet. Um ehrlich zu sein, ist es eine Erleichterung, dabei jetzt Unterstützung zu haben.«
Diccan verbrachte einen wunderschönen Nachmittag. Er und Grace ritten in wildem Galopp über die Wiesen und sprangen über Zäune und Hecken. Ihr Lachen wehte mit dem Wind davon, als sie den Mut ihrer Pferde testeten. Gadzooks gewann natürlich. Doch Diccan merkte, dass die Andalusierstute nicht zu unterschätzen war. Das Tier behauptete sich wacker. Und das, musste er zugeben, galt auch für die Reiterin. Der graue Geist, den er in Brüssel kennengelernt hatte, hatte sich zu einer heißblütigen Frau gemausert. Vielleicht machte es ihm am Ende doch nicht so viel aus, mit ihr verheiratet zu sein.
Seine Laune wurde sogar noch besser, als er zum Pulteney zurückkehrte und dort auf eine seiner Spioninnen und Babs traf, die in seinem Schlafzimmer auf ihn warteten.
»Das hier ist Sarah«, stellte Babs das Mädchen vor. Die junge Dienstmagd hatte ein rundes Gesicht, einen fülligen Körper, lange blonde Haare und kräftige Arme. »Sie hat für Viscount Bentley gearbeitet.«
Diccan bot den beiden einen Platz an und bat Biddle, dafür zu sorgen, dass Grace beschäftigt war.
»Das Begräbnis von Bentley hat gestern stattgefunden, nicht wahr?«, fragte er.
Das Mädchen nickte. »Ja, Sir. Das vom Herrn und das von seinem Sohn. Es waren viele Leute dort.«
Diccan nickte. Man hatte das Gerücht in Umlauf gebracht, dass Bentley am Kai angegriffen worden wäre, wo er die Leiche seines Sohnes abholen wollte, der bei einem Duell auf dem Kontinent gestorben war.
»Was können Sie mir sagen, Sarah?«
»Der Anwalt von meinem Herrn, Mr. Melvin, hat den gestrigen Tag mit Mr. Geoffrey Smythe zusammen bei uns auf dem Anwesen verbracht. Sie haben die
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