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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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wie ein Feigling die Flucht ergriffen. Aber sie schuldete es Diccan, es zumindest zu versuchen. Sie schuldete es Kate und Bea, sie nicht zu blamieren. Sie schuldete es sich selbst zu wissen, dass sie alles getan hatte, was in ihrer Macht stand, um erfolgreich zu sein – auch wenn sie den Glauben daran allmählich verlor.
    Und sie wollte nicht, dass irgendjemand sagte, sie hätte versagt.
    Drei Wochen später war sie nicht mehr so zuversichtlich. Oh, sie lernte Kates Lektionen, richtete das Haus ein, stellte Bedienstete ein und war zufrieden damit. Sie nahm an Abendgesellschaften teil, an venezianischen Frühstücken und musikalischen Abenden und ging sogar in die Oper, die sie erstaunlicherweise recht unterhaltsam fand. Man versicherte ihr, dass sie sich langsam zu einem Musterbeispiel an Respektabilität entwickelte. Und sie fühlte sich, als würde sie sich ganz allmählich auflösen.
    Der erste Schlag war, von Diccans Geliebter zu erfahren. Danach schien kein Tag mehr zu vergehen, an dem sie nicht noch etwas verlor. Sie war gerade bei Kate und wiederholte, was sie über das Gedeck bei einem formellen Dinner gelernt hatte, als sie erfuhr, dass Diccan nicht vorhatte, jemals auf dem Land zu leben.
    »Warum darf man nicht das normale Besteck benutzen, um Fisch zu essen?«, wollte Grace wissen und betrachtete unwillig das kleine Fischmesser.
    »Das kannst du«, entgegnete Kate mit einem ironischen Lächeln, »wenn du möchtest, dass die anderen Gäste dich für eine Marktschreierin halten. Der Punkt ist, dass du dich von den unteren Schichten abheben willst, die mit nur einer Gabel und einem Messer essen können.«
    Grace legte das Messer zurück zum restlichen Besteck. »Ich bin so froh, wenn die Saison vorbei ist und wir die Stadt verlassen können. Das Einzige, worüber ich mir zu Hause Sorgen machen muss, ist, wie ich den Fisch von der Angel bekomme.«
    Überrascht hörte sie, wie Lady Bea vor Belustigung johlte. »Käsewürfel.«
    Grace blickte auf. Kate lachte leise. »Diccan ist definitiv eine Stadtmaus. Du wirst ihn nicht weiter als fünfzehn Meilen aus der Stadt herauslocken können. Er behauptet, dass er von dem Staub überall niesen müsste.«
    »Ist das wahr?«, fragte Grace Diccan später am Abend, als er sie bei einem Ball durch den Saal geleitete. »Magst du das Land überhaupt nicht?«
    Er schüttelte sich übertrieben. »Ich hasse es. Was kann man dort – außer einem gelegentlichen Besuch beim Pferderennen – schon machen? Es gibt keine gute Gesellschaft oder interessante Freizeitbeschäftigungen. Nein, meine Liebe, du wirst nicht erleben, dass ich aufs Land ziehe – es sei denn, ich bin auf der Flucht vor einem Gerichtsvollzieher. Und meine Finanzen sind zu gut geregelt, als dass das passieren würde.«
    »Du hast doch ein Grundstück auf dem Land.«
    »Und einen sehr guten Makler.«
    »Was ist mit Longbridge?«, fragte sie. »Ich wollte eigentlich dorthin.«
    Er nickte einem Pärchen zu. »Ich habe meinen Makler schon informiert, es mit auf die Liste der Dinge zu setzen, die noch erledigt werden müssen. Aber wenn du natürlich auf dem Land leben möchtest …«
    Er sagte es, als wäre er erleichtert, wenn sie gehen würde. Und sie war versucht, es zu tun. Es war der Traum, der sie immer aufrecht gehalten hatte. Die Zukunft, die sie sich in ihren Gedanken so sorgfältig ausgemalt hatte. Sie würde sich ein kleines Leben voller Zufriedenheit aufbauen. Sie würde auf dem Land spazieren gehen, das ihr gehörte, und auf Epona über die Felder jagen. Und sie würde die kleine Familie hegen, die sie um sich versammelt hatte, und viele neue Freunde gewinnen.
    Sie wollte Tee mit der Gattin des Pfarrers trinken und dabei helfen, eine Feier zu organisieren. Sie wollte lernen, wie man Butter machte, und Obst für den Winter einwecken. Sie wollte Ruhe und Normalität und den Trost täglicher Routine. Sie wollte Wurzeln schlagen, die so tief in die Erde von Berkshire reichten, dass sie von der einheimischen Flora nicht mehr zu unterscheiden war. Stattdessen war sie verdammt, ein Leben im leicht zerbrechlichen Gefüge einer Gesellschaft zu verbringen, die nur wenige ihrer Talente und keine ihrer Qualitäten zu schätzen wusste und wo sie, wenn sie Diccan jemals etwas bedeuten wollte, bleiben musste.
    Ihr Herz brach noch ein bisschen mehr. Sie konnte spüren, wie es tief in ihrem Inneren blutete. Doch sie lächelte tapfer weiter. »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte sie.
    Der zweite Schlag traf sie nicht sofort

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