Lustvolles Erwachen
besonderer Freund von Grace und eines der Gründungsmitglieder von Grace’ Grenadieren. Doch das war es nicht, was Diccan Kopfzerbrechen bereitete. Was ihm Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass Kit auch ein Mitglied von Drake’s Rakes war. Eigentlich sollte er in Frankreich sein und Informationen für sie sammeln. Kit hier zu sehen bedeutete, dass sich irgendetwas geändert und dass man Diccan nicht Bescheid gegeben hatte.
»Ich bin hier, um das glückliche Paar zu besuchen«, sagte Kit mit offenbar gespielter Freude. Diccan erschauderte. »Außerdem wurde es in Paris zu heiß für mich. Ich bin nicht so erpicht auf Duelle wie du, Diccan, und alle Franzosen wollen einen ständig zum Duell herausfordern. Ich bin es leid.«
Grace hatte gelacht, als Diccan eingetreten war. Nun stand sie da, als würde sie auf etwas warten. »Möchtest du eine Tasse Tee mit uns trinken?«, fragte sie und hatte die Hände wie immer an ihre Taille gelegt. In einem ihrer neuen Kleider, das aus pfirsichfarbenem seidigem Sarcenet-Stoff mit frühlingsgrünen Bändern genäht war und wie ein Rosenbukett aussah, sah sie fast hübsch aus.
»Das geht leider nicht, meine Liebe. Sehe ich dich heute Abend in der Oper? Ich fürchte, es gibt Gluck.«
»O ja.« Sie wandte sich ihrem Freund zu. »Würdest du gern in die Oper gehen, Kit? Ein bisschen vor den Damen posieren?«
»Danke, Gracie, aber ich würde lieber morgen mit dir ausreiten.«
Diccan verspürte einen Stich, was ihn ärgerte. »Morgen früh?«
Grace’ Miene hellte sich auf. »Möchtest du mitkommen? Ich weiß, dass du in den vergangenen Tagen zu viel zu tun hattest. Kit hat mir angeboten, mitzukommen. Die arme Epona ist schon ganz unruhig.«
Ohne Zweifel würde er nach einer langen Nacht erst nach Hause kommen, wenn sie schon wieder aufbrechen wollten. »Nein, meine Liebe, um die Uhrzeit braucht ihr mich und meinen schmerzenden Kopf nicht. Ich wünsche euch viel Spaß.«
Sah sie enttäuscht aus? Bei Grace war das so verdammt schwer zu sagen. Kit Braxtons Miene zu deuten war nicht annähernd so schwierig. Sein finsterer Blick spiegelte seinen Unmut wider. »Hast du nachher ein paar Minuten für mich, Diccan?«
»Wenn du später im Brooks Club bist, ja. Jetzt habe ich eine Verabredung mit Thornton.«
Braxtons Blick verfinsterte sich noch weiter. »Thornton?«
Wenn Kit nicht über Diccans Anweisung Bescheid wusste, sich mit Thornton anzufreunden, fragte Diccan sich, was er hier wollte. »Er hofft, dass er das Pony zurückgewinnen kann, um das ich ihn in der vergangenen Nacht gebracht habe«, sagte er und nahm eine Prise Schnupftabak.
Das reichte als Erklärung nicht. Und ganz sicher war es keine Entschuldigung. Trotzdem verabschiedete Grace sich ruhig, woraufhin Diccan sich nur noch schlechter fühlte.
Also war Kit Braxton aus Paris zurück. War es ein offizieller Besuch, von dem Drake ihm nichts gesagt hatte? Oder ging es hier um Privatangelegenheiten? Diccan wusste nur zu gut, dass Kit sein Leben für Grace geben würde. War das nötig? Oder ging es um etwas anderes?
Eine Stunde später fand er es heraus, als er sich mit Thornton auf der Straße vor Mitchells, einer Spielhölle in der Jermyn Street, traf.
»Hilliard, alter Freund«, begrüßte der dicke Baron ihn und packte mit der Hand seinen Arm. »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie! Ihre Bußübung ist vorbei.«
Unsicherheit erfasste Diccan. Irgendetwas an Thorntons Lächeln prophezeite Unglück. »Meine Bußübung?«
Thornton lachte. Es war ein hohes, nasales Lachen, das Diccan in den Ohren wehtat. »Ihre Gattin. Sie ist eine ehrenwerte Frau. Vielleicht sogar ein bisschen zu gut, wenn Sie verstehen, was ich meine. Doch Sie haben sie überallhin begleitet, wie es sich für einen Gentleman gehört. Tja, mein Freund, ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass Ihre Tugendhaftigkeit belohnt wurde.« Er packte Diccans Arm noch fester. »Kommen Sie und sehen Sie.«
Diccan trat durch den leicht heruntergekommenen Eingang zu Mitchells ein, zog sich den Mantel aus und blickte sich um. Es gab nicht viel zu sehen, nur die üblichen männlichen Gäste, von denen die meisten sich auf ihre Karten oder Würfel konzentrierten. Die Luft war rauchgeschwängert, und die Wandleuchter flackerten schwach. Das schummrige Licht verbarg einen Großteil der Sünden. Diccan war gerade auf dem Weg ins Hinterzimmer, als ihm jemand zuwinkte.
»Diccan, chéri ! «
Neben ihm fing Thornton an, leise zu lachen. Diccan hätte beinahe den Kopf
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