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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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– diese weitere Enttäuschung erlitt sie nach und nach. Der Mann, der sie beobachtete, war wieder da. Oh, sie sah ihn nicht oft. Und häufig war es auch nicht derselbe Mann. Aber sie hatte schon in Kindertagen gelernt, was Taktik und Strategie bedeuteten, und sie erkannte das Spiel, auch wenn ihr Verfolger in Zivil war und keine grüne Grenadiersuniform trug.
    »Ist dir der Mann aufgefallen, der auf der Straße in der Nähe des Hauses herumsteht?«, fragte sie Harper, als sie zu einem Ausritt aufbrachen.
    Allerdings war der Mann in dem Moment nicht da. Er schien immer zu verschwinden, wenn es möglicherweise einen Zeugen gab, und lächelte, wenn er anschließend wieder auftauchte. Es fing an, sie zu verunsichern. Unbehagen erfasste sie. Sie war nicht verrückt. Doch wenn sie andere danach fragte, blickten diese sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Und je öfter sie sie so ansahen, desto häufiger rang sie den wachsenden Drang nieder, über die Schulter zu schauen.
    Lady Castlereagh war der Mann auch nicht aufgefallen, als sie zu Besuch kam. Aber sie war auch von den Neuigkeiten abgelenkt, die sie zu verkünden hatte. »Meine Liebe, ich fürchte, mir ist zugetragen worden, dass Sie sich im Militärkrankenhaus um Verwundete kümmern«, sagte die ältere Dame beim Tee in Grace’ neuem blauem Salon. »Spenden zu geben ist in Ordnung. Doch man redet, dass Sie sich auf eine Art um gewöhnliche Männer kümmern, die jede wohlerzogene Frau schockiert und bestürzt. Das gehört sich nicht, Grace.«
    Die Teekanne in der Hand, erstarrte Grace. »Ich mache nichts anderes als auf der Iberischen Halbinsel.«
    »Aber jetzt sind Sie mit einem aufstrebenden Diplomaten verheiratet«, erwiderte die Dame. »Er genießt vielleicht noch kein hohes Ansehen, doch er hat Potenzial. Sie wollen seine Chancen nicht zunichtemachen, nicht wahr?«
    Und so musste Grace der Leiterin des Krankenhauses erklären, dass sie, statt sich um die Soldaten zu kümmern, die die feine Gesellschaft vergessen hatte, in ihrem blassblauen Salon sitzen musste, um mit Damen Tee zu trinken, die sie nicht mochten.
    Vier Tage später suchte Diccans Mutter sie genau dort auf, um ihr den schlimmsten Schlag von allen zu versetzen. Wie ein Schneesturm fegte Lady Eloise in den Salon und wartete kaum ab, bis Grace Tee bestellt hatte, ehe sie angriff. »Ich weiß, dass Sie nichts dafür können, wenn man bedenkt, wer Ihre Mutter ist«, sagte sie kühl, während sie auf dem cremefarbenen Sofa Platz nahm, »aber ich kann nicht zulassen, dass Sie Schande über den Namen Hilliard bringen.«
    Grace spürte Wut in sich hochkochen. »Ich arbeite nicht mehr im Militärkrankenhaus, wenn es das ist, was Sie meinen.«
    Ungeduldig schnaubte Lady Eloise. »Ihre kleinen Hobbys interessieren mich nicht. Ich spreche von Ihren Liebesabenteuern. Selbst Ihre Mutter hat ihre Liebschaften während ihrer Ehe nicht so zur Schau gestellt.«
    Grace blinzelte verwirrt. Sie war vollkommen fassungslos. »Meine was ? «
    Doch auf die Antwort musste sie warten. Just in diesem Moment betrat ihr neuer Butler das Zimmer und servierte den Tee. Grace bemerkte, wie Lady Eloise die Lippen schürzte, als Roberts zu ihr humpelte und den Kopf ein bisschen schräg legte, damit er mit seinem gesunden Auge alles überblicken konnte.
    Grace musste sich sehr zusammenreißen, um der Dame nicht gehörig die Meinung zu sagen. Sie war besonders stolz auf Roberts. Vor drei Wochen war er – wie die beiden anderen Diener auch – einer ihrer Patienten gewesen. Der neue Stallbursche hatte in der Schlacht von Vimiero seine Hand verloren und der Gärtner sein Bein auf einem Kriegsschiff. Und Diccans Mutter besaß die Frechheit, diese Männer ekelerregend zu finden?
    »Nun ja, es besteht wohl kein Zweifel daran, warum Diccan es vorzieht, nicht nach Hause zu kommen, oder?«, fragte Lady Eloise, sobald die Tür hinter Roberts ins Schloss gefallen war. »Wie können Sie es erlauben, dass eine solche Kreatur in seinen Diensten steht?«
    »Nun ja«, erwiderte Grace trocken, »christliche Nächstenliebe vielleicht?«
    Wenn das überhaupt möglich war, wurde Diccans Mutter noch empörter. Ihre Augen funkelten.
    »Sie wollten etwas sagen, ehe Roberts hereingekommen ist«, sagte Grace, statt eine weitere Beschimpfung abzuwarten. »Was war das?«
    Lady Eloise griff nach ihrer Teetasse. »Ihr Verhalten. Haben Sie wirklich geglaubt, dass die feine Gesellschaft es dulden würde, dass Sie jeden Morgen mit einem Mann verschwinden,

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