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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Waffe. Welche Waffe?«
    »Die Waffe, die Sie ihm gegeben haben«, erklärt Reed. »Die Waffe,
von der die Forensische Ballistik herausfinden wird, dass sie schon in allen
möglichen anderen Verbrechen benutzt wurde. Darunter eine Schießerei.«
    »Zwei Schießereien«, korrigiert Luther.
    »Sorry«, sagt Reed. »Vollkommen richtig. Zwei Schießereien.«
    Julian starrt sie mit offenem Mund an.
    »Das können Sie nicht machen«, sagt er. »Das können Sie nicht.«
    Schweigen.
    »Scheiße«, sagt Julian. »Und was mache ich jetzt?«
    »Ins Gefängnis gehen.«
    »Ich kann nicht ins Gefängnis. Ich habe eine Phobie.«
    »Das ist mal was Neues«, sagt Reed.
    »Es stimmt. Sie hat einen Namen. Es ist ein Syndrom.«
    »Darauf könnte ich wetten.«
    »Also, wie auch immer«, sagt Luther. »Deswegen sind wir eigentlich
hier. Um Ihnen einen Rat zu geben.«
    »Ich verstehe Sie nicht. Was geht hier vor? Ich kapiere nicht, wovon
Sie reden, verdammt noch mal. Sie sprechen in Rätseln.«
    »Beruhigen Sie sich einfach und hören Sie zu«, erwidert Luther. »Und
sprechen Sie ein bisschen leiser.«
    Julian beruhigt sich und hört zu. Er spricht ein bisschen leiser.
    Luther sagt: »Sie sind hier fertig, Julian. Das wissen Sie. Sie sind
schon lange fertig. Ihnen muss das doch alles zum Hals raushängen. Dieser ganze
Scheiß, den Sie veranstalten, nur um sich über Wasser zu halten. Gläubiger,
Exfrauen, Kredite, Bankdarlehen, unkündbare Mieter. Das muss ein Albtraum für
Sie sein. Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle tun würde?«
    »Nein.«
    »Ich würde meinen Steuerberater anrufen. Dann würde ich nach
Heathrow fahren und ein Ticket kaufen. Und ich würde es sehr, sehr bald
machen.«
    Julian blinzelt ihn an. Er sagt: »Sie verlangen von mir, mein
Zuhause zu verlassen.«
    »Das ist richtig«, erwidert Luther.
    »Und all das wegen dem Alten in dem Haus?«
    Luther antwortet nicht. Er schraubt den weinroten Deckel vom
Malzessig ab. Dann schraubt er ihn wieder drauf.
    Julian fragt: »Oder, weil es ohne mich keine Vorwürfe gegen Sie
geben würde?«
    Luther grinst. Dann vibriert sein Handy in seiner Tasche. Er schaut
aufs Display.
    Es ist eine SMS von Howie: PATRICK BEI BEWUSSTSEIN .
    Luther liest die SMS, steckt das Handy ein.
    Er sagt: »Wir haben Tonga für sechsunddreißig Stunden versteckt. Das
ist genügend Zeit für Sie, um Ihre Koffer zu packen und abzuhauen. Danach
liefern wir ihn aus, er macht seine Aussage – und Sie stecken in gewaltigen
Schwierigkeiten.«
    Luther quetscht sich aus der Nische hinaus, wischt sich den Mund mit
einer Papierserviette ab, wirft die Serviette auf den Tisch und geht.
    Reed bleibt noch ein wenig, um seine Pastete aufzuessen. Dann klopft
er Julian auf die Schulter, sagt: »Gute Reise, Arschloch«, und folgt Luther.
    Henry eilt in die Garage.
    Als er an den Hunden vorbeikommt, kann er ihre stumpfen,
bernsteinfarbenen Blicke spüren. Sie warten darauf, dass er ihnen ein Kaninchen
oder eine Katze zuwirft.
    Aber Henry ignoriert sie jetzt und läuft stattdessen zum hohen
Metallspind an der hinteren Garagenwand. Er öffnet ihn mit einem kleinen
Schlüssel und macht eine kurze Bestandsaufnahme: Dexamethason, Talivin, Codein,
Procain-Penicillin, Testosteron, Ketamin.
    Katheter, Nadeln, Spritzen, Verbandsmull, Wasserstoffperoxid,
Betadine-Lösung, chirurgische Nadeln, Klammergerät und Klammerentferner,
chirurgische Scheren, Zangen.
    In der hintersten Ecke, ganz von Spinnweben umhüllt, steht eine
rostige Sauerstoffflasche. Noch intakt.
    Er weiß, dass auf dem Dachboden ein geräumiger, leerer Waffenkoffer
steht. Im Schränkchen unter der Spüle liegt eine große Packung Klebeband.
    Man kann nicht genug Klebeband haben.
    Die Bestandsaufnahme beruhigt ihn. Er geht noch einmal alles durch,
und noch einmal. Nachdem er dreimal alles abgehakt hat, weiß er, was er tun
muss.
    Während er die erste Amphetaminspritze vorbereitet, entschuldigt er
sich bei den Hunden.

25
    Reed hält ein Taxi an. Etwa zwanzig Minuten später ist er
auf dem Revier.
    Als er hereinkommt, sieht er, dass Benny Deadhead seinen
Schreibtisch in Beschlag genommen hat.
    »Sorry«, sagt Benny.
    »Schon in Ordnung«, antwortet Reed. Er hängt seinen nassen Mantel
über Luthers Stuhllehne und loggt sich ein.
    »Was macht der Hals?«, fragt Benny.
    Reed wackelt mit dem Kopf, um zu zeigen, wie viel besser es ihm
geht.
    Luther nickt den uniformierten Wachen an der Tür zu, zieht
den Kopf ein und tritt leise in Patricks Krankenzimmer. Er hat eine

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