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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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unterstreichen.
    Er beißt sich auf die Innenseiten seines Mundes. Zwingt sich zu
warten.
    »Adrian«, sagt er. »Patrick. Wo wohnt ihr, du und Henry?«

26
    Henry Madsen wohnt in einem riesigen, weitläufigen, alten
Herrenhaus, das auf einem tausend Quadratmeter großen Grundstück steht, von
seinen Nachbarn abgegrenzt durch hohe Hecken und einen Schirm aus Bäumen. Es
hat Blick auf den Richmond Park.
    Das Haus steht schon in Flammen, als die Ersthelfer eintreffen.
    Der Brand hat sich ausgebreitet, bis die Feuerwehrmannschaft ein
paar Minuten später auftaucht. Dicht gefolgt von der Armed Response Unit, einer
bewaffneten Einsatztruppe, und den Rettungssanitätern.
    Mehrere Pitbull Terrier rennen frei über das Gelände. Sie greifen
die Ersthelfer an, dann die Feuerwehrmannschaft. Das behindert den Einsatz.
    Es erfolgt der Befehl, die Hunde zu erschießen.
    Inzwischen hat das Feuer an Kraft gewonnen.
    Auf dem Weg zum Richmond Park ruft Luther Benny an.
    »Wenn wir fünfundzwanzig Jahre zurückgehen«, sagt Benny, »haben wir
sechs Henry Madsens. Vier können wir direkt ausschließen:
Wirtschaftskriminalität, Verkehrsdelikte, so was eben.«
    »Niemand auf der Liste der Sexualstraftäter?«
    »O doch. Henry John Madsen. Eine Reihe von Straftaten als
Jugendlicher: Einbruch, Vandalismus, Diebstahl, Körperverletzung,
Brandstiftung.«
    »Brandstiftung?«
    »Versuchter Mord an seinen Adoptiveltern.«
    »Was ist passiert?«
    »Er ist in ihr Haus eingebrochen und hat ihre Betten angezündet.«
    »Das ist unser Mann«, sagt Luther. »Was geschah danach mit ihm?«
    »Er sitzt seine Zeit ab. Kommt mit achtzehn frei. Macht eine
Therapie. Wird mit neunzehn erneut straffällig: schwere Körperverletzung nach
einem Gespräch über Abtreibung in einer Kneipe. Anscheinend ist er dagegen. Er
wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Kommt mit einundzwanzig wieder
raus. Danach verschwindet er vom Radar.«
    »Was nicht heißt, dass er untätig war. Hast du Fotos?«
    »Alte.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Kurzes Haar. Sehr ordentlich.«
    »Scheitel?«
    »Links.«
    »Keine Brille, kein Backen- oder Schnurrbart?«
    »Nein.«
    »Wunderbar. Bringen wir sein Arschgesicht in alle Nachrichten.«
    »Wird ihn das nicht in Panik versetzen?«
    »Es wird ihn dazu bringen, unterzutauchen«, sagt Luther. »Ihn
zwingen, sich irgendwo zu verkriechen. In London zu bleiben.«
    »Ja, aber wo?«
    »Tja, Kumpel. Das ist die Frage.«
    Zwanzig Minuten später ist Luther vor Ort. Er trägt eine
Leuchtjacke über dem Parka, den er im Kofferraum des Volvos aufbewahrt. Den
Mantel musste er wegschmeißen. Er hatte nach Benzin und Rauch gestunken.
    Er geht auf Teller zu. Nickt in Richtung des brennenden Gebäudes.
»Wie lange dauert es, bis das Haus sicher ist?«
    Es kann Tage dauern, bis ein Gebäude richtig abkühlt und die
Beschädigung der Bausubstanz eingeschätzt werden kann. Normalerweise würde es
mindestens bis morgen dauern, bis Luther Zugang zum Haus gewährt wird.
    Aber Teller tätigt ein paar Anrufe. Sie schreit und schmeichelt und
bettelt. Sie beruft sich auf Gefahr im Verzug, die Bedrohung von Mia Daltons
Leben.
    Die Feuerwehrleute sind noch dabei, die glimmende Glut zu ersticken,
als Luther sich einen Cromwell-600-Helm und ein Atemschutzgerät aufsetzt, dann
an den Hundeleichen vorbei durch den hohen Sprühregen der Löschschläuche in das
verkohlte Haus geht.
    Die Eingangshalle ist geschwärzt von Ruß, Asche und Rauch. Die
Fenster sind zerplatzt. Alles ist nass. Er hatte nicht mit so viel Wasser
gerechnet. Es regnet ihm noch immer auf den Kopf. Löcher in der Wand legen
rosafarbenes Isoliermaterial frei. Die aufgequollene Decke droht einzustürzen.
    Oben findet er ein Kinderzimmer vor. Ein Gitterbett, eine
Wickelauflage. Kleider auf einer Stange: für Jungen und Mädchen. Viele sind
noch mit Preisschildern versehen. An der Wand hängen verbrannte Drucke von
Winnie Puuh. Im Gitterbett sitzt ein alter, durchnässter Teddy.
    Luther betrachtet den Teddybären.
    Er wirft einen Blick in zwei Erwachsenenschlafzimmer. Triefend nasse
Betten, verbrannte Kleidung. Alles mit Brandbeschleuniger übergossen und
angesteckt.
    Unten eine abgebrannte Bibliothek. Nazis. Eugenik. Hundeerziehung.
Biologie. Verbrannte Porträts führender Nationalsozialisten. Speer und Hitler.
Edle Hunde.
    Alles unbrauchbar für forensische Zwecke.
    Die Küche wurde weniger vom Feuer berührt. Sie ist nass und vom
Rauch stark beschädigt, aber ein paar Fenster sind nicht zerplatzt,

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