Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
Vom Netzwerk:
spüren.
    Er tritt einen Schritt zurück, wischt sich mit dem Handrücken über
den Mund.
    Die Tür der angrenzenden Wohnung geht auf. Eine Frau, vielmehr ein
Mädchen, starrt ihn an. Bleiches Gesicht. Kappa-Klamotten.
    In genau so einer Sozialsiedlung hatte Luther zum ersten Mal eine
dreißigjährige Großmutter getroffen.
    Er nickt zu Bixbys Tür. »Ist er da?«
    »Sie wecken das Baby.«
    »Wissen Sie, wo er sein könnte?«
    »Sehe ich aus wie Derren Brown?«
    »Was wissen Sie über ihn?«, fragt Luther. »Den Mann, der neben Ihnen
und Ihrem Baby wohnt?«
    Das ist genug für Bixby, der von der anderen Seite der Tür zuhört.
    Er ruft: »Schon gut!«
    Luther wartet, während Bixby das ganze Prozedere des
Türaufschließens und -öffnens durchläuft.
    Er stellt sich in die Tür, der Hund zu seinen Füßen. »Was denn jetzt
schon wieder?«
    Luther legt Bixby eine Hand auf die Brust und stößt zu. Bixby fliegt
im Bogen nach hinten. Fällt auf seinen knochigen Arsch.
    Luther geht hinein. Die Wohnung stinkt nach Bixby, Hund und
Bratfett.
    Der Hund weicht zurück. Er postiert sich in eine Ecke und blickt ihn
drohend an, warnt ihn, eine Bewegung zu machen.
    Luther dreht sich um.
    Die Nachbarin steht in der offenen Tür, das Handy in der Hand. Sie
filmt ihn.
    »Das können Sie nicht machen«, sagt sie. »Er hat Menschenrechte.«
    Luther packt ihr Handgelenk, dreht es herum, beschlagnahmt das
Handy, steckt es ein, schiebt sie aus der Wohnung und knallt die Tür zu.
    Sie presst das Gesicht ans Fenster. Drückt sich die Nase daran
platt. Sieht Bixby am Boden.
    Luther zieht die Vorhänge zu.
    »Hey!
Gib mir mein Handy. Diebischer Wichser.«
    Luther stellt Bixby auf die Füße. Rammt ihn gegen die unsolide Wand.
    Hundenippes stürzt auf den dumpfigen Teppich.
    Der alte Pitbull sieht aus der Ecke zu. Seine Beine zittern. Er hat
sich bepisst.
    Luther geht mit seinem Gesicht an Bixbys heran. »Sie sind ein
Lügner, Steve. Sie haben behauptet, Sie kennen Henry Madsen nicht gut. Sie
haben sich irgendein Märchen über einen verstorbenen Freund zusammengesponnen,
Finian Ward, der Sie beide miteinander in Kontakt gebracht hätte. Aber das war
Bullshit. Denn Sie kennen ihn, nicht wahr? Sie kennen ihn.«
    Bixby schluckt. Blickt zum Fenster. Die Nachbarin steht immer noch
davor, klopft ans Glas, schreit Beleidigungen und Drohungen.
    Luther umklammert Bixbys Kiefer. Dreht seinen Kopf, bis sie sich in
die Augen sehen. »Was Sie zum Helfer nach der Tat macht.«
    »Bei was?«
    »Bei allem, was er gemacht hat, seit wir uns das letzte Mal
gesprochen haben.«
    »Sie hat recht«, sagt Bixby und nickt in Richtung Fenster. »Das ist
Körperverletzung.«
    Luther lacht. Dann ohrfeigt er Bixby. Einmal. Sanft. »Wo ist er?«
    »Weiß ich nicht.«
    Er ohrfeigt Bixby noch einmal. Nicht so sanft. Bixbys Augen werden
feucht.
    »Wo ist er? Wo ist Henry?«
    Der Hund kommt näher und weicht wieder zurück. Schnappt nach Luthers
Beinen. Luther dreht sich zu ihm um. Der Hund rennt in einem panischen Anfall
davon.
    Luther verdreht Bixbys Ohr. »Wo ist er?«
    »Ich. Weiß. Es. Nicht. Verdammt.«
    Luther denkt nach. Dann lässt er Bixby los.
    Er streckt die Hand aus. Packt den zahnlosen Hund.
    Er windet sich unter seinen Händen, versucht zu beißen. Er kaut am
Stoff seines Parkas. Er ist noch immer stark, alles Sehnen und Muskeln. Und er
ist schwer.
    Luther umschließt mit der einen Faust sein Halsband und mit der
anderen seine Hinterläufe. Der Hund jault und sträubt sich, versucht sich zu
befreien.
    Luther marschiert zur Tür. Hat Mühe, sie zu öffnen.
    Er schiebt die Nachbarin aus dem Weg. Dann hält er den Hund über das
Geländer des Betonbalkons.
    Die Nachbarin starrt ihn an. Ihr Mund steht offen.
    Bixby eilt zur Tür.
    Die Nachbarin schreit, Luther solle den Hund in Ruhe lassen, dass er
ja nur ein Hund sei. Dass er niemandem etwas getan habe.
    Luther ignoriert sie. Er grinst Bixby an.
    »Wo ist er?«
    Ein Ruck geht durch die Jugendlichen am Spielplatz. Howie
sucht nach dem Grund dafür. Sie schaut nach oben.
    Von ihrer Position aus wirkt es stark so, als hielte DCI Luther da
oben einen Hund über den Balkon und drohte, ihn fallen zu lassen.
    Die Schar der Jugendlichen schreit herum, macht die Handbewegungen
und halben Tanzschritte, die Howie an Rapvideos erinnern. Nur dass die Teenager
weiß sind und die Jeans schlaff an ihren mageren Ärschen herunterhängen. Es
sieht einfach falsch aus.
    »Beeilung«, sagt Luther. »Ich kann ihn nicht mehr lange

Weitere Kostenlose Bücher