Luther. Die Drohung
halten.«
Bixby zappelt auf der Stelle, als müsste er pissen. Er ringt die
Hände. »Bitte«, sagt er.
Vom Protest der Nachbarin angezogen, beginnt sich eine kleine,
neugierige Menschentraube auf der Betongalerie zu versammeln.
»Polizei«, sagt er. »Dieser Hund ist gefährlich. Bis die Beamten vom
Veterinäramt hier sind, müssen Sie diesen Zugang freihalten.«
Es ist eine Lüge. Es wird gut aussehen auf YouTube. Die
Schaulustigen glauben ihm nicht.
»Bitte«, sagt Bixby. »Bitte.«
Jemand sagt: »Lass das arme, verdammte Vieh in Ruhe.«
Dann sagen sie es alle.
Luther lässt den Hund weiter über die Brüstung hängen und hält
Bixbys starren Blick fest, während die grimmige, übellaunige Menge zu wachsen
beginnt, weiteren Zulauf bekommt über verbundene Treppenhäuser und Galerien.
»Bitte machen Sie den Zugang frei, bis eine Veterinäreinheit da
ist«, sagt Luther. »Danke.«
Der Hund ist zu verängstigt, um sich zu wehren. Er stiert nur
unglücklich auf den Beton tief unten.
»Er wird wirklich schwer, Steve. Meine Arme tun weh. Meine Hände
zittern.«
»Bitte«, wiederholt Bixby.
»Ich kann ihn nicht mehr halten«, sagt Luther. »Ich fühle, wie meine
Hände abrutschen.«
»In Ordnung«, sagt Bixby. »In Ordnung. Kommen Sie rein. Tun Sie ihm
bloß nicht weh.«
Howie beobachtet, wie die Gruppe der Jugendlichen sich zusammenballt
wie eine Gewitterfront. Keine Menge. Noch nicht. Aber bald.
Schon sind die Handys draußen. Bald wird Luther auf Facebook und
YouTube zu sehen sein, wie er einen Hund fünfzehn Meter hoch in der Luft
baumeln lässt.
Sie kann sehen, dass er etwas ruft. Weiß Gott was.
Sie rollt die Augen. Flucht. Vergewissert sich, dass sie ihr
Pfefferspray dabei hat, Schlagstock, Funkgerät. Steigt aus dem Auto aus.
»In Ordnung«, sagt sie, während sie auf die Jugendlichen zugeht. »In
Ordnung. Lasst den Quatsch. Macht Platz.«
Sie drehen sich zu ihr mit bleichen, grinsenden, fiesen Gesichtern.
Stoßen sich gegenseitig an. Richten ihre Handys auf sie.
Sie zeigt eine Haltung gelangweilter Gleichgültigkeit. In
Wirklichkeit hat sie Angst.
Einer der Jugendlichen fragt: »Was macht Ihr Kumpel da mit dem Hund,
Miss?«
Miss, als wäre sie eine Lehrerin.
Howie kann ein paar Sekunden durchatmen, während seine grinsenden
Kumpels ihn aufziehen.
Sie schaut nach oben. Sieht die Menge, die sich auf dem Balkon
versammelt. Näher und näher an Luther heranrückt.
Und den armen Hund, der herunterhängt wie ein Sack Küchenabfälle.
Sie gibt auf. Geht zurück zum Auto, ruft Verstärkung. »Sie sollten
sich beeilen«, sagt sie. »Officer in Gefahr.«
Dann setzt sie sich hinters Steuer. Sie beobachtet und wartet.
Luther hebt den Hund wieder über die Brüstung. Seine Hände
sind taub. Der Hund kuschelt sich an ihn. Luther umarmt ihn. Der Hund will,
dass er ihn lieb hat. Er hat ihn lieb.
Er knuddelt den Hund, tätschelt ihn. Er kann seinen heftigen
Herzschlag spüren. Der Hund leckt ihm übers Gesicht.
Luther schiebt seine Zunge weg von seiner Haut. Drückt ihn an seine
Brust. Der Hund schmiegt sich an ihn, dankbar und verängstigt. Er ist schwer
wie ein Metallklotz. Luthers Arme sind taub. Seine Finger schmerzen.
Er folgt Bixby in die Wohnung. Setzt den Hund ab.
Der Hund läuft in die Küche. Luther verriegelt die Tür. Vergewissert
sich, dass die Vorhänge geschlossen sind.
Draußen herrscht Stille, bis jemand an die Tür hämmert und irgendein
Protestgeschrei anstimmt.
Bixby beobachtet alles mit Entsetzen, reibt sich über die Kehle.
In der Ferne das Geräusch sich nähernder Sirenen.
Die Menge draußen wird lauter. Noch einmal tritt jemand gegen die
Tür, diesmal fester.
Luther packt Bixby an der Schulter und schiebt ihn in die Küche.
Zwingt ihn, sich zu setzen.
Der Hund hockt zitternd neben dem Kühlschrank, sieht ihn mit einem
Ausdruck unterwürfiger Angst an.
Luther sagt: »Ich hab nicht viel Zeit.« Er lehnt sich mit dem Rücken
an die schwache Küchentür und verschränkt die Arme. »Also beeilen Sie sich.«
»In Ordnung«, sagt Bixby. »Er war da.«
»Wann?«
»Vor nicht langer Zeit.«
»Ein Tag? Eine Woche? Wann? «
»Etwa eine Stunde.«
»Eine Stunde? Und was wollte er?«
Bixby murmelt etwas.
»Ich kann Sie nicht hören.«
Bixby murmelt wieder etwas, schaut weg.
»Steve«, sagt Luther.
In Bixbys Augen flammen Scham und Wut auf. »Er hat gesagt, er würde
mir ein Mädchen verkaufen. Okay?«
»Es Ihnen verkaufen ?«
»Er wollte zehn Riesen. Ich hab gesagt,
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