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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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gleich den Kopf abreißen. Stattdessen beugt er sich über
ihn und liest laut die auf Malcolms T-Shirt gedruckten Worte:
    »Arbeite Gehorche Konsumiere«.
    »Das ist richtig«, bestätigt Malcolm streitlustig und verwirrt.
    »Durchsuchen Sie das Haus«, ruft der große Bulle. »Nehmen Sie alle
hier drin fest. Verhören Sie jeden.«
    Der große Bulle geht mit angewidertem Gesichtsausdruck in die Hocke.
Mit spitzen Fingern zupft er eine speckige Trainingshose aus einem
Kleiderhaufen neben dem Fußende des Bettes. Er wirft sie Malcolm zusammen mit
einem Paar Gummi-Flipflops zu, wobei er dessen Springerstiefel komplett
ignoriert. »Zieh das an«, befiehlt er.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Zu mir«, sagt der Bulle. »Es ist nichts Besonderes. Aber besser als
dieses Rattenloch.«
    Luther ordnet eine Durchsuchung der besetzten Wohnungen und
der unmittelbaren Umgebung an.
    Ein zweites Team nimmt mehrere Leute fest wegen Drogendelikten,
Bewährungsverstößen, Hehlerei, ausstehender Haftbefehle, wegen Verdachts auf
dieses, Verdachts auf jenes.
    Und sie fahren Malcolm mit Blaulicht und Sirene in die Hobb Lane.
    Howie hält unterwegs an, damit Luther sich einen Burger holen kann.
Er isst ihn verkehrt herum direkt aus dem Wachspapier.
    Er wischt sich mit einer Hand den Mund ab, als sie die Polizeiwache
in der Hobb Lane, Ecke Abbadon Street betreten.
    Das Gebäude ist ein geschmackloses altes Monstrum: eine
Zweck-Konstruktion aus den 1950ern, die plump auf ein viktorianisches
Grundgerüst gesetzt wurde. Es ist ein Schreckbild und dadurch wie geschaffen
für eine Polizeiwache.
    Und es riecht, wie in jeder Polizeiwache, in der Luther je gewesen
ist, nach Linoleum, Bohnerwachs, Achselschweiß, Druckertoner, Staub auf
Heizkörpern.
    Er zerknüllt seine Papierserviette, während er die Treppe
hinaufeilt, indem er drei Stufen auf einmal nimmt, und geht durch die Türen der
Serious Crime Unit.
    Aus anderen Abteilungen geklaute Möbel, schäbige Bürostühle und
billigste Schreibtische, in einen Raum gestopft, der dreimal so groß sein
müsste.
    Er marschiert zu seinem Büro, einem schmalen, winzigen Arbeitsplatz,
den er mit Ian Reed teilt.
    Benny Deadhead wartet vor der Tür auf ihn, streckt ihm eine magere,
weiße Hand entgegen. Luther schüttelt sie.
    »Alles klar, Ben? Danke, dass du gekommen bist«, sagt Luther.
    »Wo soll ich sitzen?«
    Sie betreten das enge, unordentliche Büro. Luther deutet auf Reeds
Schreibtisch.
    Benny lehnt sich mit seinem mageren Arsch an die Tischkante. Er ist
schlaksig und hat einen Bart, trägt ein ausgewaschenes Chrome -T-Shirt.
    »Du bist doch in den Pädophilen-Foren zu Hause, oder, Ben?«, fragt
Luther.
    »Kann man so sagen.« Luther beugt sich näher heran, um sein
Belfaster Genuschel zu verstehen. »Diese Kuschelecken im Internet, wo die
Kinderfummler aus ihrem faszinierenden Fantasieleben erzählen. Dort verbringe
ich meine Arbeitstage.«
    »Hat man dich über diesen Fall informiert?«
    »Man hat mir alles gesagt, was es zu sagen gab.«
    Luther schließt die Tür. »Wie geht es dir? Wirklich?«
    Benny hatte aufgrund seiner Arbeit ein paar Probleme mit seiner
geistigen Gesundheit. Das ist nicht selten bei Leuten, die diesen Job machen.
Die Ursache liegt in den Dingen, die sie sich ansehen müssen.
    »Mir geht es gut. Mir geht es sogar richtig super. Ich kämpfe auf
der Seite der Guten.«
    »Denn ich möchte dich bitten zu bleiben, bis die Sache abgehakt ist.
Du kennst dich aus mit so was.«
    »Ich wünschte, das wäre nicht so.«
    »Aber es ist so.«
    »Hast du mit der Herzogin abgeklärt, dass ich hier bin?«
    »Nein, aber das werde ich.«
    »Denn ich glaube, sie mag mich nicht.«
    Benny neigt zu Lederjacken und Patschuli-Öl.
    »Das liegt nicht an dir«, sagt Luther. »Sie hasst jeden.«
    »Na gut. Gehen wir davon aus, dass das Kind am Leben ist?«
    »Das fürchten wir, Ben.«
    Benny knallt seine Nylon-Aktentasche auf den Tisch, öffnet den
Reißverschluss, holt seinen Laptop heraus. »Wo kann ich mich einstöpseln?«
    Malcolm Perry wartet im Vernehmungsraum. Er hat einen
widerlichen Geschmack im Mund. Er spürt den kalten Boden, Linoleum auf Beton,
durch die dünnen Gummisohlen seiner Flipflops.
    Irgendwann kommen der große Bulle und sein hübscher, grünäugiger DS
herein und setzen sich. Sie stellen sich vor, gehen den ganzen Zirkus mit den
Tonbandaufnahmen durch.
    Der DCI lehnt sich zurück, streckt die Beine aus. Sitzt einfach da
und beobachtet Malcolm leicht amüsiert, während die Frau mit dem

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