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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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sich zurück, paffte ihre erste Selbstgedrehte, seit
sie Studentin gewesen war. Sie mochte den Geschmack und den Geruch, fragte
sich, wie das wohl aussah mit diesen Kleidern, diesen Schuhen, dieser Frisur.
    »Und wie lange hat es gehalten?«, fragte sie, pickte sich eine Tabakfaser
von der Zungenspitze; sie wusste, dass er ihr dabei zusah.
    »Was, mit Emily und mir? Elf Jahre insgesamt.«
    »Kinder?«
    »Stephen. Er ist sechzehn. Chloe ist neun. Sie wohnen bei ihrer Mum.
Und ihr?«
    »John und ich? Gott, nein.«
    »Was bedeutet das?«
    »Was bedeutet was?«
    »Dieser Unterton.«
    »Keine Ahnung. War da ein Unterton?«
    »Auf jeden Fall. Da war auf jeden Fall ein Unterton.«
    Sie schnaubte, bedeckte dann verschämt ihre Nase mit dem Handrücken.
Mark grinste sie an.
    Sie sagte: »Allein der Gedanke. John und ich mit Kindern.«
    »Was ist so verrückt daran?«
    »Wir haben uns darauf geeinigt, keine zu bekommen. Damals, als wir
selber noch Kinder waren.«
    »Ehrlich? Wie lange kennst du ihn schon?«
    »Seit dem Urknall.«
    Das sollte witzig klingen, aber es hörte sich traurig an. Sie
beobachtete eine Weile die Tauben. Dann sagte sie: »Wir haben uns in der Uni
kennengelernt.«
    »Gleiches Fach?«
    »Nein. Ich hab selbstverständlich Jura studiert. Er Anglistik im
Hauptstudium.«
    Sie vergrub ihr Kinn in den warmen Mantel und lächelte, als sie
daran dachte, so wie manchmal, wenn sie alte Fotos durchsah.
    »Wir haben uns nur getroffen, weil wir beide dieses Wahlfach in
Vergleichender Religionswissenschaft machten. Ich saß neben ihm in diesem
winzig kleinen Hörsaal. Alle anderen kannten sich schon, außer John und mir.
Ich kannte seinen Ruf.«
    »Und was für einen Ruf hatte er?«
    »Er ist sehr groß«, sagte sie schüchtern wie ein Schulmädchen. »Sehr
stark. Sehr gut aussehend. Und sehr, sehr leidenschaftlich.«
    Sie lachte erfreut laut auf, fühlte sich befreit, darüber sprechen
zu können. »Alle Mädchen standen total auf ihn, und er bemerkte sie nicht
einmal, weißt du? Und je weniger er sie bemerkte, desto mehr standen sie auf
ihn. Er brachte Mädchen dazu, in seiner Gegenwart die dümmsten Sachen zu
machen. Blitzgescheite, brillante junge Frauen, die es hätten besser wissen
müssen, haben sich aufgeführt wie Idiotinnen, um seine Aufmerksamkeit zu
erregen. Und er merkte es nie.«
    »Jeder merkt so was.«
    »Mein Ehrenwort. Es war nicht einmal Arroganz. Es war eine Art …
Kurzsichtigkeit.«
    »Und das gefiel dir?«
    »Ich fand das niedlich.«
    »Es ging also nicht um die Herausforderung?«
    »Gott, nein.«
    Diesmal lachten sie beide.
    »Also, wie seid ihr … du weißt schon … zusammengekommen?«, fragte
Mark.
    Sie rauchte die Selbstgedrehte bis zum letzten halben Zentimeter
auf, dann drückte sie sie mit den Fingernägeln aus.
    »Es gab keinen bestimmten Moment «, sagte sie. »Wir trafen uns in dieser
Vorlesung und gingen danach irgendwie ganz selbstverständlich einen Kaffee
trinken. Keiner fragte den anderen. Zumindest erinnere ich mich so. Wir saßen
einfach im Café und unterhielten uns. Ich erzählte ihm alles, was es über mich
zu erzählen gab – was damals nicht so besonders viel war.«
    »Wie alt warst du?«
    »Zwanzig? Also Mädchenschule, Abitur, Auslandsjahr, Uni. Damals
fühlte es sich an wie eine Menge Lebenserfahrung. Also erzähle ich ihm das
alles über mich. Dann frage ich nach ihm, und er erzählt mir von Büchern. Als
würde er aus diesen ganzen Büchern bestehen, die er gelesen hat oder noch lesen
wollte. Und später bringt er mich nach Hause. Ich hab das nicht eine Sekunde
lang in Frage gestellt. Und ich kann dir eins über John sagen: Wenn man ein
zwanzigjähriges Mädchen ist und sich in der Welt nicht besonders gut auskennt
und in einer zwielichtigen Gegend wohnt, fühlt man sich unglaublich sicher,
wenn man mit ihm nach Hause läuft. Und er bleibt vor meiner Tür stehen und
fragt: ›Hier wohnst du also?‹ Und ich sage: ›Hier wohne ich.‹ Und ich denke:
Küss mich, du Arsch, küss mich oder ich sterbe auf der Stelle.«
    »Und, hat er?«
    »Nein. Er lässt nur die Schultern hängen und nickt mir zu – er hat
manchmal so ein Wackel-Dackel-Nicken. Dann steckt er die Hände in die Taschen
und geht.«
    »Guter Schachzug.«
    »War es aber nicht«, sagte sie. »Es war keine Taktik. Ich schwöre!
Es war einfach er. So war er. Ist er. Wie auch immer.«
    Und dann verfiel sie in Melancholie – wie immer, wenn sie an jenen
Jungen und jenes Mädchen dachte. Der Gedanke an John

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