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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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ist davon angewidert,
wie leblos und puppenhaft sie wirkt.
    »Vierunddreißig vier«, sagt Henry. »Das ist niedrig. Fuck.«
    »Sie ist ganz zittrig.«
    Henry hat Emmas bebendes Kinn und ihre zitternden Hände bemerkt.
Aber jetzt scheint ihr ganzer Körper zu erschauern.
    »Eine Flasche ist nicht das Gleiche«, sagt Henry. »Wir brauchen eine
Amme.«
    Sie schweigen.
    »Könntest du das machen?«, fragt Patrick.
    »Ich?«
    »Ja. Bitte, Dad.«
    »Warum ich?«
    »Weil es mir peinlich ist.«
    Henry ist kein großer Mann, aber er ist durchtrainiert und angriffslustig
wie ein Raubtier. »Und was glaubst du, wie es aussehen würde, wenn ich das
mache, hä? Du feiger kleiner Spast. Wie würde das verdammt noch mal aussehen?«
    »Bitte«, sagt Patrick.
    Henry zischt ihm durch die Zähne ein »scht« zu, dann stößt er ihn
auf den oberen Treppenabsatz.
    Er macht die Kinderzimmertür behutsam zu.
    Er packt Patrick an den Haaren und rammt seinen Kopf gegen die Wand.
    Patrick taumelt. Er ist verwirrt. Henry schlägt ihm ein paar Mal ins
Gesicht und schleudert ihn auf den Boden.
    »Nimm einfach was von dem Geld«, sagt er, »und mach es, verdammt
noch mal.«

8
    Zoe
und Mark haben sich vor etwa einem Jahr kennengelernt. Er arbeitet bei Liberté Sans
Frontière und wurde ihr als persönlicher Ansprechpartner im
Munzir-Hattem-Fall zugeteilt.
    Mark sieht gut aus, seine Tweed- und Kordsachen erinnern leicht an
den Bohème-Stil; er ist gelassen und ehrlich, manchmal ein wenig ernst.
    Als sie sich zum vierten Mal trafen, lud er sie zum Mittagessen ein.
Sie saßen irgendwo draußen, beobachteten die Passanten.
    Sie sprach über John.
    Sie spricht immer über John.
    Am Ende gab Mark auf und ging darauf ein. »Also, wie seid ihr beide
zusammengekommen?«
    »Wie kommt man denn zusammen?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Meine Exfrau war meine Sandkastenliebe.«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »Das ist so süß .«
    »Wir gingen zusammen in die Grundschule«, sagte Mark, »Stockwood
Vale Primary. Emily Edwards. Sie trug einen Pferdeschwanz. Sie konnte auf Bäume
klettern. Alles. Das volle Programm.«
    »Also war sie deine Erste und Einzige?«
    »O Gott, nein. Nein, nein, nein. Wir gingen ein paar Jahre
miteinander, keine Ahnung, drei Jahre? Vier Jahre? Trennten uns vor der
Oberstufe. Sie wurde ein bisschen politisch. Ostermärsche, Socialist Workers
Party. Greenham Common Friedenscamp.«
    Er lachte, als er sich daran erinnerte.
    Ein Funke geteilter Traurigkeit entzündete sich zwischen ihnen. Zoe
wollte die Hand ausstrecken und Marks Handrücken berühren, Trost spenden und
von ihm erhalten.
    Stattdessen warf sie ihre Haare zurück, rührte in ihrem Latte
Macchiato. »Und was ist dann passiert?«
    »Ach, wir trafen uns wieder. Jahre später. Eigentlich durch Zufall,
bei einer Silvesterparty in Brighton. Und als wir uns sahen, war alles wie
früher. Sie hatte ihre Phase durchgemacht und hinter sich gelassen. Und ich
meine.«
    »Und was war deine?«
    Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Echo & The Bunnymen, im
Wesentlichen.«
    »Echo & The … was?«
    »Bunnymen. Kennst du The Bunnymen nicht?«
    »Soviel ich weiß, habe ich noch nie einen Bunny Man gesehen.«
    »Hast du schon mal vom Eric’s gehört?«
    »Nein.«
    »Das war ein Club«, sagte er. »In Liverpool. Elvis Costello hab ich
dort gesehen. The Clash. Joy Division. Die Banshees. Die Buzzcocks. Hast du
noch nie von den Buzzcocks gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er sang ein paar Takte von »Ever Fallen in Love (With Someone You
Shouldn’t’ve)«.
    Als ihm bewusst wurde, was er da sang, brach er ab. Es folgte ein
peinlicher Moment.
    »Es ist ein gutes Lied«, sagte er.
    Sie zahlten und verließen das Lokal, liefen eingepackt in ihre
Mäntel durch die herbstliche Stadt.
    Mark sagte: »Ich hab keine Lust, schon zurückzugehen.«
    »Ich auch nicht«, antwortete sie.
    Also gingen sie in den Park, fanden eine Bank und setzten sich. Sie
saß mit geradem Rücken ganz vorne auf der Kante. Mark breitete sich aus, holte
eine flache Tabakdose aus der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen.
»Stört es dich?«
    »Überhaupt nicht. Blas den Rauch zu mir rüber.«
    »Rauchst du?«
    »Ab und zu.«
    »Ich kann dir eine drehen, wenn du willst.«
    Sie saßen schweigend da, während er ihr eine Zigarette drehte, sie
ihr reichte. Sie steckte sie in den Mund. Das schwache Brennen unentzündeten
Tabaks.
    Er holte ein Feuerzeug hervor, und sie beugte sich zu ihm hinüber,
roch ihn, dann lehnte sie

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