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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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dass ihm etwas fehlt. »Sie
brauchen diese Schlüssel, um in die Häuser reinzukommen, die Sie putzen,
richtig?«
    »Richtig.«
    »Hatten Sie Ersatzschlüssel?«
    »Nein.«
    »Also?«
    Er lehnt sich zurück. Verschränkt die Arme. Wartet.
    »Also«, sagt sie. »Die Schlüssel wurden am Freitag gestohlen. Keine
Putztermine am Samstag. Am Sonntagmorgen stehe ich auf – kann nicht schlafen,
wissen Sie. Muss immer wieder Fenster und Türen überprüfen.«
    »Und?«
    »Und da liegt ein Umschlag in der Diele.«
    »Was ist in dem Umschlag?«
    »Meine Schlüssel.«
    Luther blickt zu Howie.
    »Was?«, fragt er. »Alle?«
    »Alle.«
    »Er hat Ihnen Ihre Schlüssel zurückgegeben?«
    »Ja.«
    »Haben Sie sich je gefragt, warum?«
    »Oft.«
    »Irgendwelche Vermutungen?«
    »Weil er damit nichts anfangen kann?«
    »Warum hat er sie dann nicht einfach weggeworfen?«
    »Vielleicht ist er tief in seinem Inneren ein guter Junge.«
    »Könnte sein«, sagt Luther. »Haben Sie die Polizei benachrichtigt?«
    »Ja. Sie sagten, sie schicken den Special Air Service.«
    Luther lacht, er mag diese Frau. Er sagt: »Es tut mir leid, dass man
Sie nicht besser behandelt hat.«
    »Nicht Ihre Schuld. Der junge Mann heute Morgen war sehr nett. Er
hatte ein freundliches Gesicht. Wie hieß er doch gleich?«
    »Das weiß ich leider nicht.«
    »DS Ripley«, sagt Howie.
    »Ich kenne DS Ripley nicht«, sagt Luther. »Aber wenn ich ihn treffe,
werde ich ihm ganz bestimmt Ihre freundlichen Worte ausrichten. Schlafen Sie
jetzt besser?«
    »Ein bisschen. Ich hätte gerne einen Hund.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Ich habe Angst, mir einen zu holen; vielleicht falle ich hin und
dann kann ich ihn nicht mehr füttern.«
    Luther steckt das Notizbuch ein. »Sie haben den Umschlag, in dem die
Schlüssel lagen, nicht zufällig aufbewahrt, oder?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Also haben Sie ihn möglicherweise doch aufbewahrt? Um ihn noch mal
zu verwenden, eine Rechnung zu bezahlen, eine Weihnachtskarte zu verschicken?«
    »Das ist nicht ausgeschlossen.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich jemanden mit zu Ihnen
schicke, um nachzusehen?«
    »Fährt er mich dann nach Hause?«
    »Ja. Und es wird eine Sie sein.«
    »Gut. Dann gerne.«
    »Falls Sie sich erinnern«, fragt er, »war da auf dem Umschlag
irgendwas drauf? Irgendwelche Worte oder Zeichnungen oder …«
    »Ich glaube nicht. Tut mir leid.«
    »Kein Problem. Sie haben uns sehr geholfen.«
    Luther und Howie stehen auf, gehen zur Tür.
    Mrs Kwalingana fragt: »Haben Sie irgendwelche Vermutungen?«
    »Worüber?«
    »Warum er mir meine Schlüssel zurückgegeben hat?«
    Luther zögert. Er überlegt, was er sagen soll.
    Der Einbrecher brauchte Schlüssel, um sie nachmachen zu lassen,
denkt er. Deswegen hat er sie sich von Ihnen geholt. Aber er wollte nicht, dass
Sie es Ihrem Boss sagen. Denn Ihr Boss würde es den Leuten sagen müssen, denen
die Schlüssel gehören. Und diese hätten die Schlösser ausgetauscht.
    Das kann er nicht sagen. Aber ihm fällt auch nichts Beruhigendes
ein, was er sonst sagen könnte.
    Er lächelt Mrs Kwalingana an, nickt ihr aufmunternd zu und verlässt
das Vernehmungszimmer.
    Als Patrick nach Hause kommt, sitzt Henry auf der
untersten Stufe der Treppe, den Kopf in die Hände gestützt.
    Er schaut auf, als Patrick durch die Tür kommt. Er reibt sich über
die Augen. Er ist seit Stunden wach. Er fragt: »Und, wo ist sie?«
    Patrick wappnet sich. »Sie wollte nicht mitkommen.«
    »Und warum hast du sie dann verdammt noch mal nicht dazu gezwungen ?«
    »Ich konnte nicht, Dad.«
    Henry steht auf. Er tritt näher an Patrick heran. »Konnte nicht?
Oder wollte nicht?«
    »Es tut mir leid, Dad.«
    Henry verzieht die Lippen und grinst höhnisch. »Es tut mir leid,
Dad«, äfft er Patrick nach.
    »Ich hab’s echt versucht«, sagt Patrick.
    »Ich hab’s echt versucht«, wiederholt Henry.
    »Ehrlich.«
    »Ehrlich.«
    Henry schlägt Patrick.
    Er packt Patricks Haar mit der Faust und drückt ihn hinunter. Ein
Hagel harte Hiebe auf Ohr und Wange, dann dreht Henry Patrick herum und
schleudert ihn gegen die Wand. Vier bösartige kleine Stöße in die Nieren.
    Dann beißt er in Patricks Kopfhaut.
    Patrick schreit auf. Er fleht und bettelt.
    Henry spuckt einen münzgroßen Fetzen Haare und Haut aus.
    Einmal – vor langer Zeit, vor mehreren Jahren – zwang
Henry Patrick, einen Hund zu quälen. Es war ein Deutscher Schäferhund, ein
intelligentes und edles Tier. Henry band ihn im

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