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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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spät es ist. Es
ist früh. Ich hab gerade die Nachrichten gesehen. Ruf mich an, sobald du
kannst. Ich will nur hören, dass es dir gut geht. Bitte. Nur … du weißt schon.«
    Sie legt auf. Schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie legt
das Gesicht in die Hände. Sie sagt sich ihren eigenen Namen wie ein Mantra vor: Zoe, Zoe,
Zoe.
    Dann biegt sie den Hals nach hinten und schaut zur Decke.
    Ihr Handy klingelt. Sofort greift sie danach. Es ist Mark. Er fragt:
»Hast du die Nachrichten gesehen?«
    »Ja, gerade eben.«
    »Mein Gott, Zoe. Geht’s dir gut?«
    Sie weiß es nicht.
    »Hast du was von ihm gehört?«, fragt Mark.
    »Nein.«
    »Glaubst du, es geht ihm gut?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie gereizt. »Ich weiß überhaupt
nicht, wem es gut geht und wem nicht.«
    »Hör zu«, sagt er, ohne auf ihren Ton einzugehen. Sie liebt ihn
dafür. »Was immer ich für dich tun kann, ich bin da. Wenn du willst, dass ich
zu dir komme, komme ich sofort. Wenn du willst, dass ich dich in Ruhe lasse,
lasse ich dich in Ruhe. Gib mir einfach Bescheid.«
    Sie sagt: »Sieh mal. Danke. Ich weiß das zu schätzen. Ehrlich. Aber
wir hatten gestern Abend einen Streit. Einen ziemlich schlimmen. Und dann ist
er da, im Fernsehen, und weint. Das passt nicht zu ihm. Und … ich weiß einfach
nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich muss gehen.«
    »Wohin gehen?«
    »Zur Arbeit.«
    Nach einer Pause fragt er: »Ist das eine gute Idee?«
    »Was soll ich denn sonst machen?«, fragt sie zurück. »Den ganzen Tag
zu Hause rumhängen und die Nachrichten sehen? Wenn ich das jedes Mal machen
würde, wenn John bis zum Hals in irgendeiner üblen Sache drinsteckt, dann hätte
ich keine Arbeit, zu der ich gehen könnte.«
    Howie kommt etwa zwei Minuten vor dem Polizeikurier aus
Bristol herein. Sie hat noch nicht einmal den Mantel ausgezogen, als er ihr die
Kintry- und York-Akten übergibt, verpackt in einem gebrauchten, gepolsterten
Umschlag.
    Howie dankt ihm, legt den Umschlag auf ihren chaotisch aussehenden
Schreibtisch.
    Der Kurier ist ein junger Polizist mit einem starken
südwestenglischen Akzent. Sie bietet ihm eine Tasse Tee an. Er bittet
stattdessen um eine der Instantsuppen, die er neben dem kalkbefleckten
Wasserkocher gesehen hat. Er war die ganze Nacht wach und hat Hunger.
    Er isst die Suppe. Sie unterhalten sich allgemein über den Fall.
Dann spült er die Tasse aus, wünscht ihr viel Glück und geht.
    Howie nimmt einen Kaffee mit an ihren Schreibtisch, setzt sich
geräuschunterdrückende Kopfhörer auf, öffnet den Umschlag und nimmt die Akten
heraus.
    Luther ist kaum durch die schweren Türen des geschäftigen
Dezernats hereingekommen, da packt Benny ihn schon am Ellbogen und zerrt ihn
ins Büro, hinter dessen Tür noch immer Ian Reeds Sachen aus der chemischen
Reinigung hängen.
    Benny ist fahrig, ausgelaugt, hat weit aufgerissene Augen.
    »Himmel, Benny. Wie lange hast du geschlafen?«, fragt Luther.
    »Nicht so lange. Es hat mir keine Ruhe gelassen. Es ist schwer zu
schlafen, wenn man weiß, man könnte etwas Nützliches tun – für den Fall, dass
was schiefläuft.«
    »Tja, es ist schiefgelaufen.«
    »Das hab ich gehört. Geht’s dir gut?«
    »Blendend. Was hast du für mich?«
    »Facebook.«
    »Ich dachte, damit wären wir durch.«
    »Hm, ja und nein«, beeilt Benny sich jetzt, er brennt darauf, ihm
etwas mitzuteilen. Er schaltet einen Gang zurück, holt Luft und fragt: »Was ist
die goldene Regel sozialer Netzwerke?«
    Luther hängt seinen Mantel auf. »Finger weg?«
    »Nein. Die goldene Regel ist: Lade nur Informationen hoch, die jeder
sehen darf und unter die du gerne deinen Namen schreibst. Und die Lamberts
scheinen sich daran gehalten zu haben, im Großen und Ganzen.«
    »Aber?«
    »Aber das Problem ist, wenn ich sage ›die jeder sehen darf‹, heißt
das wirklich jeder .
Das Problem mit sozialen Netzwerken und dem Internet ist, dass man leicht so
tun kann, als wäre man jemand, der man nicht ist. Zum Beispiel«, er steht auf,
»darf ich?«
    Luther macht Benny Platz, lässt ihn an den alten beigefarbenen
Computer mit 15-Zoll-Monitor, der auf seinem Schreibtisch herumsteht – bekommen
hat er ihn, als das Verkehrsdezernat neu ausgestattet wurde, die haben sich ein
paar hübsche Flachbildschirme zugelegt.
    Benny loggt sich bei Facebook ein, drückt ein paar Tasten.
    Dann schaut Luther auf seine eigene Facebook-Seite. Nur dass Luther
keine Facebook-Seite hat.
    Benny sagt: »Die hab ich letzte Nacht unter

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