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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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deinem Namen
eingerichtet.«
    Luther guckt auf den Bildschirm. »Wie?«
    »Ganz einfach. Ich weiß, wann du Geburtstag hast, ja? Ich weiß, wo
du zur Schule gegangen bist, zur Uni, bla bla bla. Diese Infos kann man leicht
im Internet finden. Was ich nicht zur Hand hatte, war ein Foto von dir. Aber
zufällig weiß ich, dass du David Bowie magst, richtig? Und ich kenne dein
Lieblingsalbum.«
    »Low.«
    »Genau. Also suche ich das Cover von Low raus. Verwende das
für dein Profilbild. Jeder, der dich kennt, sieht es und denkt sich: ›Typisch
John Luther! Bowie-Fan!‹ So hat niemand irgendeinen Grund zu glauben, dass
nicht du das bist. Jetzt muss ich nur noch ein paar alte Freunde von dir
ausfindig machen. Auch das ist schnell erledigt, denn ich weiß ja, auf welcher
Schule du warst. Ich schicke einen Schwall Freundschaftsanfragen raus.«
    »Sag mir, dass du das nicht gemacht hast«, sagt Luther.
    »Natürlich nicht. Ich will nicht im Rollstuhl landen. Aber sieh mal,
der springende Punkt ist, ich hab diese Seite in zehn Minuten zusammengebastelt – zu Aufklärungszwecken. Nur, um dir zu zeigen, wie einfach es ist, im Internet
jemand anders zu sein.«
    »Okay. Kapiert. Internet böse. Weiter?«
    »Dann hab ich mir alle Facebook-›Freunde‹ der Lamberts vorgeknöpft.
Sarah Lambert hat etwa 250 Freunde, Tom Lambert hat 70. Er ist ein sehr
unregelmäßiger User. Also lassen wir ihn erstmal beiseite, kommen wenn nötig
später noch mal auf ihn zurück. Konzentrieren wir uns auf Sarah. Sie hat 253
Freunde: Von diesen 253 Freunden posten 185 einmal die Woche oder öfter. Die
meisten der übrigen 68 sind gelegentliche User. Es kommt häufig vor, dass die
Leute einen neuen Account eröffnen und munter drauflosposten: Was sie
gefrühstückt haben, lustige Dinge, die die Kinder gesagt haben. Aber das
verliert ziemlich schnell seinen Reiz, und ihre Posts werden immer seltener im
Lauf der Wochen. Ein paar Leute melden sich an, posten ein- oder zweimal,
entscheiden, dass es nichts für sie ist, und werden so gut wie nie mehr
gesehen.«
    »Wie viele davon haben wir?«
    »Etwa ein halbes Dutzend: Tony Barron, Malcolm Grundy, Charlotte
Wilkie, Ruby Douglas, Lucy Gadd, Sophie Unsworth.«
    Luther nickt, er spürt jetzt etwas – etwas dringt zu ihm durch.
    »Ich hab sie alle heute Morgen kontaktiert«, sagt Benny.
    »Was meinst du damit? Offiziell?«
    »Natürlich nicht. Ich hab rumtelefoniert, so getan, als wäre ich von
einem Wohltätigkeitsverein. Hab sie auf der Arbeit angerufen. So was eben.«
    »Du hast den falschen Job, Kumpel. Und was ist dabei rausgekommen?«
    »Tony Barron, Malcolm Grundy, Charlotte Wilkie, Lucy Gadd, Sophie
Unsworth – sie alle scheiden aus, oder zumindest sieht es im ersten Schritt
danach aus. Es wäre keine schlechte Idee, sie einer etwas sorgfältigeren
Prüfung zu unterziehen, um auf Nummer sicher zu gehen.«
    »In Ordnung, wird gemacht. Aber der letzte Name?«
    »Ruby Douglas.«
    »Wer ist Ruby Douglas?«
    »Ruby Douglas ging mit Sarah Lambert in die Unterstufe. Zog mit
dreizehn weg. Es handelt sich also um eine sehr entfernte, sehr alte Bekannte –
wenn man sie überhaupt so nennen kann. Jemand, an den Mrs Lambert sich
möglicherweise erinnert, den sie aber tatsächlich seit mehr als fünfundzwanzig
Jahren nicht mehr gesehen hat.«
    »Okay.«
    »Diese ›Ruby Douglas‹ hat sich vor drei Jahren bei Facebook
angemeldet und sich mit den Lamberts und ein paar anderen Leuten am selben Tag
befreundet. Verfasste dann nicht einen Post. Keinen einzigen Post, bis …«
    »Bis?«
    »Bis Mrs Lambert verkündete, dass sie schwanger ist.«
    Luthers Herz schlägt nun laut in seiner Brust.
    Er sagt: »Lass mich den Post sehen.«
    Sarah Lambert: Wir sitzen schon seit Wochen auf heißen
Kohlen und brennen darauf, es euch zu sagen. Tom und ich bekommen ein Baby!
Vierter Monat!
    »Dazu gibt es neunundfünfzig Kommentare, und
achtunddreißigmal wurde ›Gefällt mir‹ angeklickt. In einem Fall von Ruby
Douglas. Das ist ihr einziger Post. Jemals. An irgendwen.«
    Nach einer Weile fragt Luther: »Hast du versucht, sie zu erreichen?
Ruby Douglas?«
    »O ja. Unmöglich.«
    »Wir glauben nicht, dass das wirklich sie ist, oder?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Also gehen wir davon aus, dass Pete Black die Lamberts auf Facebook
gestalkt hat?«
    »Es geht so leicht«, sagt Benny. »Im Ernst. Die Leute haben keine
Ahnung, was für Menschen da draußen sind und sie beobachten.«
    Luthers Triumphgefühl lässt nach. Er setzt sich.

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