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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Madam, was?«
    »Das ist es nicht.«
    »Das ist es immer. Sie sind nicht der erste Bulle, der eine
verwöhnte Zicke geheiratet hat. Sie werden auch nicht der letzte sein.«
    »Boss, das ist nicht fair. Sie will nur …«
    Teller breitet die Arme aus: Will nur was?
    Luther fährt sich erschöpft übers Gesicht. Er muss sich rasieren und
das Hemd wechseln. »Ich bin nicht im Reinen«, sagt er, »mit mir selbst.«
    »Und was schlagen Sie vor?«
    »Ich wollte um Urlaub bitten. Eine Auszeit. Wie immer Sie es nennen
wollen.«
    »Und wessen Idee war das? Ihre oder die von Prinzessin Etepetete?«
    »Unsere.«
    Teller nimmt die Brille ab, blinzelt ihn an wie eine Eule. »Wenn wir
Sie jetzt aus der Sache rausnehmen, sieht das aus wie ein Schuldeingeständnis.
Als würden wir erklären, dass wir etwas falsch gemacht haben.« Sie setzt die
Brille wieder auf, schiebt sie auf dem Nasenrücken nach oben. »Sie werden uns
verdammt noch mal alle ans Kreuz nageln.«
    Luther sackt regelrecht in sich zusammen. Die Arme verschränkt, die
Schultern herabhängend. »Wir sollten sowieso nicht auf diesen Schwachsinn
eingehen«, sagt er. »Man kann einen Fall nicht über die Medien lösen.«
    »Einen Fall wie diesen kann man nur so lösen«, sagt sie. »Das ist
eine Tatsache. Wenn Pete Black die Story kontrolliert, kontrolliert er alles.
Wir sehen aus wie die verdammten Keystone Cops. Deswegen haben wir eine
Pressekonferenz einberufen, und deswegen werden Sie daran teilnehmen.«
    Er kann nicht sprechen.
    »Willkommen in der Welt moderner Polizeiarbeit.« Sie deutet auf den
Computer, das endlos wiederholte Fernsehbild von Luther weinend auf dem
Friedhof. »Ob es Ihnen gefällt oder nicht«, sagt sie, »dieser kleine
Schnappschuss macht aus Ihnen das fürsorgliche, mitfühlende Gesicht des
Metropolitan Police Service. Wenn es um den Met geht, sind die Leute mit ihrem
Urteil vielleicht schnell zur Stelle. Aber jeder liebt einen großen, harten
Mann, der wegen eines Babys weinen kann. Was aus Ihnen das öffentliche Gesicht
der Ermittlungen macht. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Ich messe mich nicht mit diesem Psychopathen, damit die Leute
sehen, wer fürsorglicher ist.«
    Teller kneift sich in den Nasenrücken, als hätte sie die schlimmste
Migräne der Menschheitsgeschichte. »Sie müssen da rausgehen«, sagt sie, »und
tun, was getan werden muss.«
    »Sonst noch was?«, fragt er. »Soll ich vielleicht ein Hündchen
knuddeln?«
    »Das hier ist nicht meine Idee.« Sie schaut ostentativ zur Decke.
»Sie ist nicht verhandelbar. Und schlagen Sie das mit dem Hündchen nicht
Cornish vor, denn er könnte darauf eingehen.«
    Sie meint ihren Chef, Detective Chief Superintendent Russell
Cornish.
    Teller reicht ihm den Ausdruck eines Statements. Er faltet ihn
zusammen und steckt ihn in die Tasche.
    »Wenn wir das machen«, sagt er, »wird es nur seinem Ego schmeicheln.
Uns rumrennen zu sehen wie kopflose Hühner.«
    »Sein Ego interessiert uns im Moment nicht.«
    Luther dankt ihr mechanisch und schiebt die Pressekonferenz in
Gedanken beiseite. Noch etwas, worum er sich später kümmern muss. Er durchquert
das Großraumbüro, findet Howie an ihrem Schreibtisch.
    »Irgendwas in den York- oder Kintry-Akten?«
    Howie dreht sich auf ihrem Stuhl um und massiert sich den Nacken.
Sie reicht ihm die Adrian-York-Akte. Sie ist erbärmlich dünn. »Nicht wirklich.«
    Sie erzählt ihm, dass Adrian mit seinem neuen BMX-Fahrrad draußen
war und seine Mutter Chrissie ihn dabei vom Schlafzimmerfenster aus
beaufsichtigte. Chrissie hatte einen direkten und unverstellten Blick auf den
Park.
    Das Telefon klingelte, ein Festnetztelefon. Handys waren 1996 noch
nicht weit verbreitet. Die Anruferin war Adrians Großmutter, die fragte, wann
sie seine Geburtstagstorte vorbeibringen könne. Als Chrissie höchstens drei
Minuten später zurück ans Fenster ging, war Adrian verschwunden. Sie sah sein
Fahrrad im Gras liegen und lief hinaus, um ihn zu suchen. Zehn Minuten später
rief sie bei der Polizei von Avon und Somerset an. Die zuständigen Beamten
begannen sofort, nach Adrians Vater David York zu suchen. Der leitende
Ermittlungsbeamte war Detective Chief Inspector Tim Wilson.
    Soweit Howie sehen kann, wurde nie ernsthaft versucht, eine
Fremdentführung auszuschließen.
    Luther überfliegt die Akte. »Wo ist David York jetzt?«
    »In Sydney, Australien.«
    »Und die Kintry-Entführung?«
    »Wenn das derselbe Mann ist, haben Sie recht. Sieht nach einem
ersten Versuch aus, und nach

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