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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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zünden Kerzen an und setzen sich an seinen
Küchentisch im umgebauten Souterrain. Der Tisch ist verschrammt, antik,
wunderschön.
    Er schenkt ihnen jeweils ein Glas Wein ein, dann konzentriert er
sich darauf, einen Joint zu bauen.
    Sie nippt am Wein und fragt: »Was soll ich machen?«
    »Was willst du machen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich könnte dich hinbringen. Auf die Polizeiwache.«
    »Wenn er nicht an sein Handy geht, heißt das, er will nicht reden.«
Eine halbe Minute lang konzentriert sie sich darauf, ein Zigarettenpapier in
winzige Fetzen zu reißen, die Schnipsel vor sich zu glätten, sie ordentlich
hinzulegen. »Siehst du, genau das ist es. Genau das geschieht immer. Wenn es
gut läuft, ist es gut. Aber wenn es schlecht läuft, steht er einfach auf und
verschwindet. Jetzt, wo er das alles durchmacht, jetzt ist doch sicher die
Zeit, wann er mich brauchen sollte.«
    »Vielleicht will er nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Ich mache mir auch so schon Sorgen. Ich habe Angst um ihn. Ich bin
es leid, Angst um ihn zu haben. Ich weiß nicht.« Sie schaut auf ihren Schoß,
auf die Papierfetzen. »Ich weiß nicht.«
    »Es ist ziemlich heftig«, sagt Mark. »Was er gerade durchmacht.«
    »Verteidigst du ihn jetzt?«
    »Gott, nein. Aber ich will auch nicht über ihn herziehen. Der Mann
tut mir leid. Ich habe ihn heute wegen eines toten Babys weinen sehen. Und hier
bin ich nun und schlafe mit seiner Frau.«
    Sie schenkt ihm ein schelmisches Lächeln. »Bilde dir bloß nichts
drauf ein.« Sie bewegt ihr Weinglas auf dem Tisch hin und her wie eine
Planchette auf einem Ouijabrett.
    Sie beißt sich auf die Unterlippe, denkt nach. Dann fragt sie: »Kann
ich dir was sagen?«
    »Alles, was du willst.«
    »Mein schlimmstes Geständnis? Ich meine, es ist wirklich ziemlich
schlimm.«
    »Ist es etwas, was du gemacht hast?«
    »Ach du Scheiße, nein. Ich hab nie irgendwas gemacht. Ich war mein
ganzes Leben lang brav.«
    Mark kommentiert ihre Wort nicht, wie die meisten Männer es tun
würden, auf eine Doppeldeutigkeit anspielend, eine sexuelle Konnotation. Er
hält einfach für einen Moment ihren Blick fest, kratzt sich an seinem kurzen
Bart, zündet den Joint an.
    »Hast du manchmal solche Gedanken«, fragt Zoe, »solche Gefühle, die
dir um drei Uhr nachts im Kopf rumschwirren und für die du dich schämst?«
    »Jeder hat so was.«
    Er zieht ein paar Mal, dann reicht er Zoe den Joint. Sie zögert,
bevor sie ihn nimmt.
    »Manchmal wünsche ich mir wirklich, er wäre tot«, sagt sie. »Ich
liege im Bett und stelle mir vor, wie er tatsächlich stirbt. Weil es einfach so
viel leichter scheint auf die Art. Meine Probleme wären gelöst – ich könnte um
John trauern und frei sein und mich nicht dafür hassen. Und alle hätten Mitleid
mit mir, anstatt mich für eine miese Schlampe zu halten.«
    Sie zieht, hält den Atem an, so lange sie kann, dann bläst sie eine
dünne Rauchfahne in die Luft. Reicht Mark den Joint.
    »Solche Gedanken machen dich nicht zu einer Schlampe«, sagt er. »Sie
sind einfach eine Ausbruchsfantasie. Wir alle kennen so was. Den Frauen von
todkranken Patienten geht es genauso. Sie sind deswegen keine schlechten
Menschen. Es ist einfach nur eine Art, Dinge zu verarbeiten.«
    Sie rauchen eine Weile. Die Kerzen flackern, werfen schwarze,
tanzende Figuren an die Wand.
    »Ich verlasse ihn«, sagt sie. »Ich hab genug von dieser Scheiße. Ich
verlasse ihn.«
    »Gut«, antwortet Mark.
    Er greift nach ihrer Hand. Sie rauchen den Joint zu Ende und gehen
nach oben.

15
    Vasile Sava, der Baby Broker, wohnt in einem gemieteten
Souterrainapartment in Maida Vale.
    Howie und Luther gehen die kurze Treppe zur Eingangstür hinunter,
sehen sich die vergitterten Fenster an.
    Howie klopft. Sie hat ein gutes Polizistenklopfen.
    Sie warten.
    Es ist 17.37 Uhr.
    Um 17.38 Uhr klopft Howie noch einmal.
    Irgendwann kommt Sava zur Tür. Er ist barfuß und trägt ein altes
Muskelshirt und eine ausgewaschene, etwas ausgefranste Levi’s. Er ist
aufgepumpt wie eine Hüpfburg, das braune Haar zu einem leicht militärischen
Bürstenschnitt gegelt. Er sieht aus, als würde er ethnische Minderheiten
zwingen niederzuknien, bevor er ihnen in den Hinterkopf schießt und ihre
Leichen in einen Graben rollt.
    Momentan leitet er ein Unternehmen namens Primo Minicabs .
    Luther und Howie zeigen ihm ihre Dienstmarken, fragen, ob sie reinkommen
und mit ihm reden dürfen.
    Es vergehen ein paar Augenblicke mit dem üblichen Tanz: »Worüber?«
»Wir

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