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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Kopf davongeflogen. Er umarmt den kleinen
Hund. Paddy presst sich an ihn. Er zittert und bebt, spürt Bills Angst.
    Kidman schubst Bill gegen die Wand. Bill taumelt rückwärts. Kidman
reißt Bill den mageren Hund aus den Armen, hält ihn sich vors Gesicht, macht
leise, komische Knutschi-Knutschi-Geräusche.
    »Wen haben wir denn da?«, fragt er in affektiertem, schwulem Tonfall,
widerlich bei einem so kräftigen Mann. »Wer ist denn dieses kleine Tierchen,
dieses süße kleine Tierchen da?«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagt Bill. »Er ist nur ein Hund.«
    Kidman wendet sich nicht direkt an Bill. Er spricht mit dem
bibbernden, triefäugigen Paddy, krault ihn unter der spitzen Schnauze mit einem
dicken, spatelförmigen Finger, manikürt und mit rosafarbenem Nagel.
    »Ich mach dich fertig«, sagt Kidman zu Paddy. »Ich mach dich fertig,
kleines Hündchen, o ja, das werde ich.«
    »Nicht«, sagt Bill. »Lass ihn in Frieden.«
    »Denn dein Daddy hat nicht auf meinen Daddy gehört«, sagt Kidman,
»nein, das hat er nicht. Das hat er nicht, was? Und jetzt mach ich dich fertig,
kleines Hündchen. Ich mach dich fertig. Sag jetzt bye-bye. Sag bye-bye zu
Daddy!«
    Er hebt Paddys Pfote mit Daumen und Zeigefinger hoch, lässt Paddy
Bill zuwinken.
    »Du verdammter Tyrann«, sagt Bill. »Du mieser, verdammter Tyrann.«
    »Das bin ich«, säuselt Kidman. »Ich bin ein mieser Tyrann, nicht
wahr, kleines Hündchen? Ich bin ein mieser, fieser kleiner Tyrann.«
    Er nimmt Paddys Hals in eine Hand, Paddys Hüften in die andere, dann
dreht er, als würde er ein Handtuch auswringen.
    Paddy jault auf, als seine Wirbelsäule bricht. Er entleert seine
Därme und seine Blase. Kidman lacht, macht einen Satz nach hinten, um
auszuweichen, und lässt Paddy dabei auf den Boden fallen.
    Paddy macht ein schreckliches Geräusch, wie Bill es noch nie zuvor
gehört hat. Er wüsste nicht einmal, wie er es nennen soll.
    Bill brüllt. Er holt mit einer Faust aus, die einmal gefürchtet war,
ein großer Hammer von einer Pranke, aber nun ist sie fleckig und zittrig. Er
macht trotzdem einen Schritt vorwärts.
    Aber Tonga schiebt sich dazwischen und fixiert ihn mit einem
Doppelnelson. Bill kann sein süßliches Aftershave riechen.
    »Genug jetzt, Opi«, sagt Tonga beinahe sanft. »Genug jetzt.«
    Bill fuchtelt und rudert mit den Armen, er versucht, Tonga auf die
Füße zu trampeln. Er brüllt noch einmal.
    Kidman schaut auf Paddy hinunter, dann auf Bill, und blinzelt.
    »Du Dreckschwein«, heult Bill. »Du fieses Dreckschwein. Du
verfluchtes Dreckschwein.«
    Kidman lacht laut. Dann holt er mit seinem großen Fuß aus und kickt
Paddy fünf Meter weiter in den Weg hinein.
    Paddy lebt noch, als er landet. Bill ist sich dessen sicher, denn
seine nassen Augen sehen ihn mit ehrfürchtigem Unverständnis an, als könnte
Bill das Geschehen mit nur einem strengen Befehl und einem Fingerzeig
aufhalten. Weil Bill Gott ist für den kleinen Paddy, den Yorkshire Terrier
seiner Dot.
    Kidman schlendert den Weg entlang, grinsend und selbstbewusst. Er
kommt mit seinem breiten, hübschen, widerlichen Gesicht ganz nah an Bill heran
und fragt: »Wo ist deine Frau begraben?«
    Bill versteht nicht.
    »Ich sagte, wo ist deine Frau begraben?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Doch, wenn ich sie ausgraben und ficken will.«
    Bill versucht sich freizukämpfen, aber Tonga hält ihn fest, bis
seine ganze Kraft verbraucht ist. Als Tonga ihn loslässt, kann Bill nur noch
auf den Boden sacken und mit dem Rücken an der Wand des Durchgangs sitzen
bleiben, die Beine von sich gestreckt.
    Kidman und Tonga betrachten ihn eine Weile schweigend. Kidman grinst
vom einen Ohr zum anderen. Tonga sieht etwas düsterer aus. Aber er hat auch ein
düsteres Gesicht.
    Dann sieht Tonga auf die Uhr und nickt mit dem Kinn. Termine.
    Sie gehen davon.
    Zoe verlässt die Kanzlei so früh sie kann. Sie fährt mit
dem gläsernen Aufzug ins Erdgeschoss und tritt hinaus auf die Straße, wobei sie
den Gürtel ihres Mantels schließt.
    Sie geht. Sie biegt rechts ab, dann links. Am Ende der Straße ist
eine kleine Gasse, ein gewundener Weg. Und dort wartet Marks Auto, ein müde
aussehender Alfa Romeo. Mark sitzt am Steuer. Ihr Herz macht einen Satz, als
sie ihn sieht.
    Sie gleitet auf den Sitz neben ihn – der Geruch von altem Vinyl und
Leder und Selbstgedrehten. Der Aschenbecher quillt über von ausgedrückten
Zigaretten.
    Sie fahren zu ihm nach Hause, einem großen, zweiflügeligen
edwardianischen Haus in Camberwell. Sie

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