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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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flüstert ihm mit leiser, beruhigender
Stimme etwas zu. Er schaut zu Bixby hinauf. »Schöner Hund.«
    »Mögen Sie Hunde?«
    »Je besser ich die Menschen kennenlerne, desto mehr mag ich Hunde«,
sagt Luther beim Aufstehen. »Lou hat Narben an den Flanken. Hat er gekämpft?«
    »Er hat viele Kämpfe mitgemacht«, antwortet Bixby. »Er wurde in
Waltham Forest gefunden. Man vermutet, dass er ein Trainingshund war.«
    »Trainingshund?«, fragt Howie.
    »Alte Hunde, die den Kampfgeist verloren haben«, erklärt Luther.
»Sie werden angekettet. Damit andere Hunde an ihnen üben können.«
    Howie betrachtet den breiten, dreieckigen Kopf des Hundes, seine
glänzenden, kleinen Augen, seine abartig muskulöse Brust. Sie verspürt einen
Stich des Mitleids. Seine heiße Zunge hängt aus seinem Mundwinkel.
    »Ist es okay, wenn wir reinkommen?«, fragt Luther. »Er beißt doch
nicht?«
    Bixby schüttelt den Kopf und tritt zur Seite. »Der hat keinen Biss
mehr, nicht wahr, alter Junge?«
    Er meint das wörtlich. Dem Hund wurden fast alle Zähne gezogen.
    Sie betreten eine enge Wohnung: geblümte Vorhänge und
psychedelischer Teppich, zweifellos vom vorherigen Bewohner, die Art Lehnstuhl,
die normalerweise mit Schonbezügen versehen wird, nun verdreckt und fettig. Ein
riesiger Fernseher auf einem zarten Couchtisch. Köterkitsch: Porzellanhunde,
Plastikhunde.
    Bixby sitzt da und windet die Hände zwischen den knochigen Knien. Er
fragt, weshalb Luther und Howie hier sind.
    Luther sagt: »Ihr Name wurde im Zusammenhang mit Ermittlungen
genannt. Und wir würden gerne mit Ihnen darüber sprechen.«
    »Was für Ermittlungen?«
    »Was denken Sie denn, was für Ermittlungen?«
    »Das weiß ich nicht. Deswegen frage ich ja.«
    Luther betrachtet Bixbys fahrige Hände. »Irgendwas müssen Sie
denken, Steve. Es ist schwer, nichts zu denken.«
    »Ich hab nichts gemacht.«
    »Nun, wie gesagt: Ihr Name ist gefallen.«
    »Dann lügt Sie jemand an. Sprechen Sie mit meinem Betreuer, gehen
Sie zu meinem Bewährungshelfer. Fragen Sie meinen Psychiater; ich bin in
Therapie – Gruppentherapie und freiwillige Einzeltherapie. Ich übernehme die
volle Verantwortung für meine früheren Gesetzesverstöße. Ich vermeide
Situationen mit erhöhtem Risiko. Ich geb mir ehrlich Mühe.«
    »Mühe wobei?«
    »Gesund zu werden.«
    »Können Männer wie Sie überhaupt gesund werden?«
    »Wissen Sie, wie es ist, in meiner Haut zu stecken? Glauben Sie, mir
gefällt das?«
    Seine Augen gleiten über Luthers Gesicht, dann Howies. Finden
nichts. Keine Verurteilung. Kein Mitleid.
    »Ich hab getrunken«, erzählt Bixby. »Um es auszuschalten. Wenn ich
ein Bild von einem Mädchen sah, das gekidnappt wurde, dachte ich nur ›yeah, ich
kann verstehen, warum er sie mitgenommen hat. Sie ist süß.‹ Ich ging zu
Familiengeburtstagen und sang ›Happy Birthday‹, und die ganze Zeit dachte ich:
›Ich würd mir unheimlich gern deine Tochter schnappen und sie ficken.‹ Was
glauben Sie, wie sich das anfühlt?«
    Howie sieht sich das DVD-Regal an. Top Gear. Bear Grylls. The Matrix
Trilogy.
    »Das weiß ich nicht«, sagt Luther.
    »Ich werd es Ihnen sagen: Sie hassen sich selbst und wollen
sterben.«
    »Und doch sind Sie jetzt hier. Lebend.«
    Bixby sieht Luther an, als wäre er geohrfeigt worden. »Ich scheiß
auf Sie«, sagt er. »Ich scheiß auf Sie.« Er ringt die mageren Hände an seinen
knochigen Handgelenken. »Haben Sie je versucht, jemand zu sein, der Sie nicht
sind? Jeden Gedanken in Ihrem Kopf gehasst, während sie immer weiter im Kreis
herum rasen wie ein beschissener Zug, den Sie nicht aufhalten können?«
    »Ich weiß genau, wie sich das anfühlt, Steve. Aber Sie müssen diese
Gedanken nicht in die Tat umsetzen, oder?«
    »Das hab ich nicht«, sagt er. »Ich hab nie ein Kind auch nur angefasst.
Kein einziges Mal. Sind Sie schwul oder hetero?«
    »Hetero, wenn Sie’s wissen wollen.«
    »Können Sie sich dann vorstellen, wie es wäre, niemals eine Frau
anzufassen? Sich danach gesehnt zu haben, seit Sie zehn oder elf Jahre alt
waren, jeden Tag Frauen zu sehen, schöne Frauen, sexy Frauen? Und sie nie,
niemals auch nur mit einem Finger berühren zu dürfen, geschweige denn mit ihnen
schlafen? Niemals. Als Jungfrau zu sterben. Zu wissen, dass Ihre liebevollste
Berührung die Frauen zugrunde richten würde.«
    »Nein«, sagt Luther. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich
kann mir ja auch nicht vorstellen, mit Kinderpornografie zu handeln.«
    »Das hab ich gemacht,

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