Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
schwarzen Falken, der in der Dämmerung über ihrer Stadt kreiste.
Zugegeben, ein recht umständliches Auskommen im Vergleich zu den Hybriden, denen es Jason als Fürst selbst gestattet hatte, sich mit Menschenblut zu versorgen, ohne diese Opfer zu töten und nur unter der Bedingung, die Erinnerung der Betroffenen zu löschen.
Als ein Fürst fühlte er sich längst nicht mehr. Er wusste die Hybriden bei seinem Freund, dem Halbengel Leander Knight aus Atlantis, in guten Händen. Zurzeit bestand keinerlei Gefahr mehr für sein Volk friedfertiger Vampire. Zuletzt war er selbst zu einer Bedrohung für sie geworden, durch seine voreilige Anweisung, neue, wandlungsfähige Vampire zu erschaffen, die er und seine Freunde in letzter Minute vernichten mussten, bevor sie zu sehr an Macht gewinnen konnten. Dabei war die Rasse der Grenzgängervampire ausgelöscht worden. Eine Schuld, die immer noch schwer auf ihm lastete.
Nein, es war schon besser, Jason Dawn hielt sich aus allem raus. Er hatte diesen Status nie gewollt. Er war ihm unfreiwillig verliehen worden durch die zweimalige Wandlung zu einem Vampir. Fast sehnte er sich zurück in sein altes Dasein als Hybrid, an die unbeschwerte Zeit mit seiner Band. Während die Welt in den Großstädten technisch immer mehr aufrüstete, fristete der einstige Fürst der Neuzeitvampire ein eher schlichtes Leben. Jason wollte die Welt vergessen, aber die Welt vergaß ihn nicht – zumindest nicht die Welt der Vampire.
Auch nicht an diesem herrlichen Frühjahrsmorgen, als die Luft noch kühl und getränkt vom Salzduft des Meeres über die frisch ergrünten Hügel wehte. Jason sog die reine Morgenluft tief in seine Lungen und sah an sich herunter. Zeit, mal an ein neues Outfit zu denken! Außerdem verlangten seine trockenen Adern nach einem ausgiebigen Frühstück. Das waren zwei gute Gründe, noch heute in die Hauptstadt zu reisen.
†
Leander Knight hatte lange überlegt, ob er Jason suchen und noch einmal mit ihm reden sollte. Doch er beschloss, den hitzköpfigen jungen Freund in Ruhe zu lassen, bis dieser seinen Platz gefunden hatte. Er würde sich irgendwann schon melden!
Andererseits musste nun er sich – wieder einmal – um das Volk der Vampire kümmern. Mit Hilfe von Jasons ehemaligen Bandkollegen und Musikern Weston, Miles und Shane, war das kein besonders schwieriges Unterfangen, solange sich die Hybriden an die Regeln hielten, keine Leichen zu hinterlassen. Und es gab keinen Grund für sie, diese Regeln zu brechen.
Es gab noch eine andere Sache, die ihm Kopfzerbrechen bereitete: Seine Tochter Ayleen. Ein einzigartiges Geschöpf aus Mensch, Vampir und Engel. Ihre Fähigkeiten waren mittlerweile ausgereift. Sie konnte ebenso die Gedanken der Menschen lesen wie die Engel, diese jedoch nicht beeinflussen, wie die Vampire. Ihr Blut besaß die violette Farbe der Lamia, im Gegensatz zum silbernen Blut ihres Vaters. Sie verfügte über die Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren wie Engel und hatte überhaupt eine außergewöhnliche Sprachbegabung, was beiden Rassen zu Eigen war.
Ihre Mutter, Lady Alderley, eine geborene Lamia-Vampirin, hatte sie damals für eine ganz besondere Aufgabe vorgesehen: Sie sollte eine Verbindung mit Jason Dawn eingehen, um neue, starke und wandlungsfähige Vampire zu zeugen. Davon aber wusste die junge Frau zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts. Dieses Geheimnis blieb zwischen ihrem Vater, den drei Hybriden und Jason wohl gehütet. Letzterer verschwendete jedoch keinen Gedanken an Ayleen oder gar an die Vergangenheit. Er war zu oft enttäuscht und verraten worden.
Vielleicht hätte ihr heutiger Anblick seine Meinung geändert: Ayleen selbst, eine elfenhafte kleine Gestalt mit hüftlangem, weißblonden Haaren und amethystfarbenen Augen, war dem jungen Vampirfürsten bereits als Kind begegnet – in Tibet, in dem Kloster, in dem sie sicherheitshalber aufwuchs und erzogen wurde. Sie hatte in seinen Gedanken sein Leben gesehen und von Beginn an eine tiefe Zuneigung zu dem attraktiven Vampir mit den magnetischen braunen Augen entwickelt. Sie konnte ihn ihrerseits nicht vergessen und bedauerte sein Verschwinden daher sehr. Während ihr Vater sich um die Welt der Untoten kümmerte, führte sie in seiner Abwesenheit die Geschäfte auf dem Weingut. Auch wenn das Kaufmännische ihr leicht von der Hand ging, so war es nicht immer einfach, Zugang zu ihrem Vater zu finden, an den sie noch so viele Fragen hatte!
Nach dem Streit mit
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