Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Jason hatte ihr Vater sich verändert. Nur zögernd erzählte er ihr nach und nach von der Wiedererweckung der Fürstin Miriam, von Annas geplantem freiwilligem Opfer aus Liebe und Verzweiflung, der unbekannten Leiche eines Selbstmörders in Jasons Garten, der dazu gedient hatte, Miriam wiederzuerwecken, von der heimtückischen Attacke der Vampirmeisterin Alexa, die Miriam erneut und diesmal endgültig vernichtete.
Zuerst konnte dieses reine und sanfte Geschöpf es nicht fassen, dass ihr Vater und Jason mit soviel Leid, Schmerz und Hass zu kämpfen hatten. Sie bewunderte Leanders engelhafte Geduld mit den Menschen wie auch mit den Seelenlosen.
Eines Abends berichtete er ihr von seinem eigenen Fehler, vor langer Zeit aus egoistischen Motiven Jasons Blut getrunken zu haben und damit zum Engel der Vampire geworden zu sein.
„Vom neutralen Mentor eines Fürsten zum Blutsbruder der Vampire – und genauso mit Sünde beladen“, hatte er zynisch gemeint, als sie wieder einmal bei einem Glas Wein über die Vergangenheit sprachen. Er spürte genau: Ayleen wollte alles erfahren über Jason. Aber der Atlanter wollte ihr nicht alles erzählen. Vor allem nicht, wie man Vampire erwecken konnte und etwas über die Dinge, die da sonst noch in seinem Safe ruhten. Leander wusste, dass er seiner Tochter nicht ihr ganzes Leben lang die Wahrheit vorenthalten konnte. Er zögerte es nur hinaus. Einmal musste sie sich aus freien Stücken entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollte. Und diese Entscheidung wäre endgültig! Daher musste er ihr von ihrer Mutter erzählen und dieser Schwärmerei für Jason ein Ende setzen! Schließlich war sie kein sterblicher Teenager, der sich ausprobieren konnte, um seinen Weg im Leben zu finden!
Heute konnte Ayleen an Leanders abwesendem Blick erkennen, dass ihr Vater in Gedanken abschweifte in eine andere Welt voller Erinnerungen. Sie schwieg, obwohl eine innerliche Unruhe sie erfasste.
„Wusstest du, dass dein Jason für deine Mutter eigentlich nur die zweite Wahl war?“, murmelte der Atlanter jetzt und nahm noch einen Schluck aus dem bauchigen Glas.
„Wahl wofür?“, erkundigte sich Ayleen mit Staunen im Blick. Leander stellte das Glas auf den Tisch und sah seiner Tochter auf dem Sofa gegenüber in die Augen.
„Weißt du, warum ich dir nie von deiner Mutter erzählt habe?“, fragte er voller Bitterkeit. Ayleen schüttelte den Kopf.
„Sie hat deine Erzeugung geplant, damit du gemeinsam mit einem Vampirfürsten die uralte Rasse der Lamia wieder ins Leben rufst. Sie war eine wunderschöne, rassige und hinterlistige Frau, die alle Vampirjäger über Jahrhunderte täuschte und sogar die Kirche selbst, indem sie sich als eine der alten Fürsten ausgab. Aber sie war eine der letzten Lamia auf dieser Erde. Eine derjenigen, die sich ausschließlich von Menschenblut nährten Sie hat uns alle getäuscht: mich, Jason und alle, die mit ihr zu tun hatten.“
Ayleen, die bislang nur die Lamia aus dem zerstörten Bergkloster kannte, konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Mutter so bösartig gewesen sein sollte, wie ihr Vater angab. Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
Der Halbengel seufzte. „Glaub mir, es ist so, wie ich es sage.“
Es fiel ihm sichtlich schwer, seinem Kind den Grund für dessen Existenz zu nennen. Aber irgendwann musste er es tun. Warum nicht jetzt?
„Dann gab es noch einen anderen Fürsten?“, fragte Ayleen schließlich nach einer kleinen Weile.
Leander nickte. „Ja, keinen Fürsten, sondern einen Prinzen, geschaffen von Jason Dawn höchstpersönlich, ausgestattet mit den Eigenschaften der alten Meister und genauso machtgierig und durchtrieben wie diese.“
„Wer war er?“
„Xavier Dantes.“
„Was ist mit ihm passiert?“
Leander erhob sich. Sein Mienenspiel bewies, wie sehr ihn diese aufkeimenden Erinnerungen bewegten.
„Nun, Jason hat ihn erschaffen und auch vernichtet. Xavier hatte nämlich eine Schwäche: Jason selbst. Er liebte ihn, wollte ihn besitzen und tötete ihn. Danach habe ich ihn das erste Mal wiedererweckt, damit er sich dem Kampf mit Xavier stellen konnte.“
Ayleen war erschüttert. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade zu hören bekam.
„Das erste Mal?“
Leander knetete seine Hände, während er im Raum auf und ab lief.
„Ja, das zweite Mal war, nachdem der Grenzgängervampir Adrian ihn in London vernichtete, nachdem er ihn mit seiner geliebten Miriam erpressen wollte. Er hatte die Fürstin damals entführen lassen. Es gab
Weitere Kostenlose Bücher