Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
einen Kampf auf Leben und Tod. Jason wurde tödlich verletzt. Adrian hatte längst Anweisung gegeben, Miriam zu töten, als der Streit begann.
„Dann hat er die gleiche Frau zweimal verloren? Wie schrecklich. Hat er sie sehr geliebt?“
Leander dachte nach.
„Ja, Miriam war seine zweite große Liebe nach Rita Hold, einer sterblichen Frau, die später durch einen indirekten Biss unsterblich wurde. Er dagegen wurde nach den uralten Gesetzen der Vampire zum Menschen. Das Schicksal hat sie wieder auf grausame Weise getrennt.“
„Wie?“
Leander wandte sich zu seiner Tochter um. Der Blick seiner nachtblauen Augen wirkte ernst und traurig.
„Rita beging Selbstmord, nachdem Jason wieder zum Mensch geworden war. Sie sah keine Zukunft für sie beide, empfand sich als Belastung und wollte ihn von ihrer Gegenwart befreien. Einer von ihnen beiden war immer unsterblich. Was für eine Ironie! Durch die Intrige einer Hybridin namens Lioba wurde Jason später erneut von einem der alten Fürsten gewandelt. Lioba wurde vom Cadre Noir dafür verurteilt und vernichtet.“
„Wie furchtbar. Was muss Jason alles erlitten haben.“
„Ja, und deshalb denke ich, lassen wir ihm seinen Frieden und tun, was er möchte. Hauptsache, er hat mit dem sinnlosen Töten aufgehört. Seit einigen Monaten habe ich keine Geburt eines seiner Opfer mehr gespürt. Vielleicht kommt er wieder zur Besinnung und denkt an seine Zukunft. Schließlich hat er noch eine Ewigkeit Zeit.“ Der letzte Satz klang besorgt und zynisch zugleich.
Ayleen dachte nach. Jeder Satz ihres Vaters warf neue Fragen auf. Jetzt blickte sie den Halbengel neugierig an.
„Wie hast du das gemacht mit dieser Wiedererweckung?“
„In dieses Geheimnis werde ich dich erst später einweihen, mein Kind.“
Wenn überhaupt, dachte er dabei.
„Und wie hat Jason diesen Xavier vernichtet?“
„ Das kann ich dir zeigen“, mit diesen Worten ging Leander Knight zu dem kleinen Wandtresor und öffnete die schwere Metalltür, nachdem er den Zahlencode eingegeben hatte. Er griff hinein und zog die Waffe der Einhörner heraus, die in ein schwarzes Samttuch eingewickelt war. Ein silbern schimmerndes Horn, welches die im Licht opalisierenden Farben des Regenbogens in sich trug. Er reichte es Ayleen.
„Damit. Es ist die letzte Waffe gegen die Unsterblichen. Garantiert tödlich, selbst für mich und für dich. Geboren aus Unschuld und Reinheit vernichtet es alles, was in irgendeiner Weise Kontakt mit den dunklen Mächten hat.“
Ehrfürchtig nahm Ayleen das seltsame Ding in Empfang und betrachtete es nachdenklich von allen Seiten. Seine Schönheit war überwältigend und sein Glanz intensiver als Perlmutt. Es glich eher einem Schmuckstück als einer Waffe. Anmutig und leicht lag es in ihrer Hand. Nach einer Weile reichte sie es ihrem Vater zurück, der es wieder im Schlund des Tresors verbarg.
†
Die Tantiemen aus seiner Zeit als Sänger versorgten Jason Dawn immer noch mit einem gewissen finanziellen Hintergrund. Als Vampir waren die Lebenshaltungskosten relativ gering (zumindest das war etwas Positives an seinem Dasein). Sein Konto bei der Bank of Scotland war somit gut gefüllt und obwohl er nichts so sehr hasste, wie das allseits beliebte Shopping, so war es doch an der Zeit, an sich selbst zu denken.
Das Baumaterial und einiges an Mobiliar für sein kleines Haus hatte er in Berwick beziehen können, aber in Edinburgh war die Auswahl an allen Dingen wesentlich größer. Jason brauchte dringend eine neue Garderobe. Die Kleidung eines Untoten war leider nicht ewig haltbar. Also verband er das Angenehme mit dem Nützlichen und plante einen Abstecher ins Krankenhaus ein. Unauffällig wie einer der Besucher streifte er mit einer gefüllten Kaufhaustüte durch die nach Desinfektionsmittel riechenden, graugrün gestrichenen Gänge. Es herrschte eine ruhige und fast andächtige Atmosphäre. Jasons Ziel war die Intensivstation. Dort befand sich die größte Auswahl an Blutvorräten. Hier war es noch stiller als in den übrigen Stockwerken. Eine Schwester eilte mit einem Tablett in einen der Räume. Ihre Schritte waren kaum zu hören durch die weichen Gummisohlen. Auch Jasons Schritte blieben so leise wie die einer Katze, als er sich einer offenen Tür näherte und hineinblickte. Ein junger Mann lag dort, scheinbar mit einer Kopfverletzung, denn aus einem weißen Verband um sein schmales, blasses Gesicht lugten ein paar dunkle Haarsträhnen. Ein Schlauch steckte in seinem Mund
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