Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Monaten etwas von ihm gehört.“
„Habt ihr nicht den Polizeiaufruf im Herald gelesen? Da wird ein Zeuge gesucht, der Jason verdammt ähnlich sieht.“
„Hm, wir lesen eigentlich recht selten Zeitung.“
Kein Wunder, warum sollten sich Vampire auch für die Belange der Sterblichen interessieren! , dachte Anna bei diesem Satz.
„Aber selbst wenn es sich um Jason handeln sollte, werden sie ihn wohl kaum finden, wenn er nicht gefunden werden will. Du solltest diesen Dingen nicht soviel Bedeutung beimessen“, verkündete Miles jetzt.
Damit war das Gespräch für ihn beendet und Anna begann erneut, zu grübeln.
Innerlich war der Musiker allerdings schon besorgt wegen dieser Nachricht. Er musste unbedingt Leander Knight davon unterrichten!
Annas Träume waren in dieser Nacht unruhiger als je zuvor. Sie fühlte sich verfolgt von schattenhaften Wesen. Gleichzeitig fühlte sie sich zu diesen Wesen wie magisch hingezogen. Und so lief und lief sie, ohne einen Meter von der Stelle zu kommen, während die Schatten immer näher kamen.
†
Auch Ayleen konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass ihr Vater sie belog aus Angst um ihr Schicksal, um den Fluch, den ihre Mutter ihr mit ihrer Zeugung auferlegt hatte. Aber sie brauchte unbedingt Gewissheit. Wie hatte ihr Vater damals Jason wieder erweckt? Sie musste noch einmal dort hinein – in die Katakomben der Seelenlosen – und den Spuren ihres Vaters folgen. Wenn sie sich ganz auf seine Präsenz und Energiesignatur dort konzentrierte würde sie vielleicht der Wahrheit näher kommen. Oh ja, sie hatte viel von ihrem Vater gelernt!
Gerade als sie sich erhob, hörte sie unten im Arbeitszimmer das Telefon zu ungewöhnlich später Stunde klingeln. Für sie war es eine Art Signal, sich noch einmal auf den Weg in die Katakomben des Vatikans zu machen.
Der Halbengel brauchte zwar keinen Schlaf, wunderte sich aber dennoch über den Anruf von Miles, der ihm mit knappen Worten von Annas Telefonat und den Bericht im Herald berichtete. Allerdings – England war weit weg, und so würde Ayleen die besagte Tageszeitung wohl kaum in die Hände bekommen. Andererseits war dies ein Beweis, dass sich Jason immer noch dort aufhielt. Er kannte den jungen Vampirfürsten gut genug, um Eins und Eins zusammen zu zählen. Jason Dawn hatte also einen jungen Mann aus dem Hospital gewandelt, aus welchem Grund auch immer. Es war müßig, darüber nachzudenken, solange Jason und dieser neue, wandlungsfähige Vampir sich ruhig verhielten und ihre eigenen Gesetze achteten.
Die Tochter des Halbengels sah sich erneut in dem dämmrigen Dunkel des riesigen Gewölbes um. Sie konnte sich im Dunkeln genauso gut orientieren wie die Vampire oder die Engel. Dann schloss sie ihre Augen, konzentrierte sich ganz auf die Lichtspur, die ihr Vater bei seinem letzten Besuch hinterlassen hatte. Dabei schloss sie die Augen.
Wie einen Film sah sie dessen Tun, sah, wie und wo er das uralte Buch versteckte. Wieder eines jener Geheimnisse, die er vor ihr verborgen hielt. Wollte er nun sie vor dem Wissen um ihre Herkunft und ihr Schicksal bewahren, oder eher sich selbst und die Vampire vor ihr? Misstrauen bohrte sich wie ein tiefer Stachel in ihr junges Herz, das bislang nur bedingungsloses Vertrauen und Liebe zu Leander empfunden hatte. Ayleen sah sich gezwungen, ihr Schicksal nun selbst in die Hand zu nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass ihr Vater sich von ihr abwenden würde!
Vorsichtig nahm sie das in festen Stoff eingewickelte Buch aus der Nische hinter der staubigen Urne hervor, enthüllte es ebenso vorsichtig und schlug es auf. Seite um Seite des handgeschöpften, groben Papieres schlug sie um. Das Schriftwerk schien in ihren Händen zu atmen. Die fremden Buchstaben verschwammen zunächst vor ihren Augen, schienen sich neu zusammenzusetzen und plötzlich konnte sie die uralte fremde Sprache lesen. Sie spürte deutlich die dunkle Energie in jedem Wort, erschreckend und faszinierend zugleich. Das musste die Rezeptur für die Wiedererweckung eines vernichteten Vampirs sein! Aber woher sollte sie ein Opfer finden? So wie der Blutaustausch früher bei den alten Vampirmeistern bei der Wandlung funktioniert hatte, so verlangte auch dieser Todesengel eine Seele für eine Seele. Neues Blut für altes Blut. Wie sollte sie das bewerkstelligen? Einen Menschen dafür zu töten … Nein, davor schreckte sie zurück.
Es muss doch noch einen anderen Weg geben , dachte sie verzweifelt.
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