Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
unglückseligen Schwärmerei für Jason ein Ende zu bereiten. Mitleidig blickte er Ayleen an. Tränen rannen über ihre weißen Wangen.
„Aber das Datum“, schluchzte sie auf. Wieso empfand sie solchen Schmerz? Sie konnte ihren Gefühlsausbruch gerade selbst nicht verstehen.
Allerdings musste der Halbengel sich unbedingt eine plausible Erklärung ausdenken.
„Das Datum befand sich bereits auf der Urne. Sie war ursprünglich für jemand anderen gedacht. Außerdem spielt Zeit für einen Vampir nun wirklich keine Rolle. Erst recht nicht das Datum seiner Vernichtung!“
Ach ja? War das nicht schon wieder so eine Notlüge? Würde Ayleen ihm diese fadenscheinige Ausrede glauben? Zunächst schien es so.
„Den Schlüssel nehme ich besser wieder an mich!“, sagte Leander nun mahnend und steckte den massiven Bronzeschlüssel ein. Dann legte er seinen Arm um ihre Schultern.
„Komm jetzt, Kind. Wir gehen nach Hause. Ich möchte nicht, dass du diesen Ort noch einmal aufsuchst.“
Vor allem nicht, wo ich Azraels Bibel vor kurzem noch hier deponiert habe!
Diese war hier also auch nicht mehr sicher. Er musste sich unbedingt nach einem anderen Versteck für dieses uralte Buch voller Magie umschauen. Das vergessene Kloster der Lamia in Tibet wäre ideal gewesen, allerdings sollte dieses ja verschüttet worden sein. Und wenn er trotzdem versuchen würde, dorthin zu teleportieren, konnte es passieren, dass er auf ewig im Fels gefangen blieb oder gar den Tod dort finden würde. Nein, das wäre viel zu riskant! Ob seine väterliche Strenge ausreichen würde, um Ayleens Wissensdurst einzudämmen?
†
Eine andere junge Frau im fernen Glasgow war mehr daran gelegen, ihre Alpträume zu bezwingen, die sie Nacht für Nacht heimsuchten. Anna Welsch war nach dem traumatischen Erlebnis in Schottland und dem Tod ihrer Mutter nicht mehr das gleiche unbeschwerte elfenhafte Mädchen. Auch wenn Leander einen Großteil ihres Gedächtnisses ausgelöscht hatte, so bewahrte ihr Unterbewusstsein dennoch einige dunkle Erinnerungen auf. Erinnerungen an dunkelbraune Augen, bestimmte Lieder und übergroße Eckzähne.
Mrs. Johnson kümmerte sich rührend um sie wie um ihre eigene Enkelin und regelmäßige Sitzungen bei einem Psychiater hatten sie zwar stabilisiert, aber dennoch wollte sich die alte Anna nicht wieder einstellen. Ihr Studium fiel ihr schwerer als zuvor, da sie sich selten länger als eine Stunde auf ein Thema konzentrieren konnte. Bald waren Prüfungen. Und was dann? Sollte sie in Großbritannien bleiben? Ihre Freundin Moira plädierte dafür und versuchte fast täglich, sie davon zu überzeugen, dass sie hier genauso gut arbeiten könnte wie anderswo. Ein Praktikum in einem Gartenbaubetrieb tat sein übriges. Eine feste Arbeitsstelle wurde ihr schließlich in Edinburgh angeboten.
Zurück nach Deutschland wollte sie sowieso nicht mehr. Zuviel würde sie in Hamburg an die Vergangenheit und ihre Mutter erinnern. Es wurde Zeit für einen Neuanfang und eine eigene Wohnung. Als sie wieder einmal die Wohnungsanzeigen im Internet durchforstete, brachte die Witwe Johnson ihrer Untermieterin den Nachmittagstee hinauf. Daneben hatte sie gewohnheitsmäßig die Tageszeitung gelegt. Die nette alte Dame bedauerte sehr, dass Anna bald von hier wegziehen würde.
Anna interessierte sich im Moment wenig für die Dinge, die in der Welt um sie herum passierten. Sie hatte genug mit sich selbst zu tun! Aber an diesem Tag entdeckte sie ein Bild in dieser Zeitung, das mit einem Schlag den Vorhang vor ihrer Erinnerung wegriss: Die Zeichnung eines verschwundenen jungen Mannes, der als Zeuge einer Entführung gesucht wurde hatte frappierende Ähnlichkeit mit einem Mann, den sie einmal geliebt hatte: Jason Dawn. Mit Macht brachen alte Emotionen hervor. Als der Abend hereinbrach, starrte sie immer noch auf dieses Schwarzweißbild vor ihr auf dem Schreibtisch. Der Tee war inzwischen kalt geworden.
Schließlich riss sie sich von dem Anblick los und suchte nach ihrem Handy. Ja, die Nummer war immer noch gespeichert. „Diese Nummer ist nicht vergeben“, meldete ihr eine automatisierte Stimme, als sie mit Herzklopfen Jasons Handy anwählte. Sie suchte weiter in der Kontaktliste und fand die Nummer seines ehemaligen Bandkameraden Miles. Die ruhige Stimme des schottischen Bassisten meldete sich. Auf ihre Frage nach Jason blieb es ruhig.
„Er ist nach einem Streit mit Leander weggegangen. Keine Ahnung, wo er sich aufhält. Niemand hat seit
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