Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
nach.
Der Atlanter holte tief Luft.
„Nicht direkt, allerdings war ich nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung.“
Stille am anderen Ende der Leitung.
„Ayleen hat im Glauben, Jason wieder zu erwecken, einen anderen Vampir ins Leben zurückgeholt. Ich hätte ihr von Anfang an die Wahrheit sagen sollen. Insofern trage ich eine gewisse Mitschuld.“
Leander konnte hören, wie Miles im Hintergrund mit jemandem sprach.
„Ist Ayleen etwas passiert?“ Das war jetzt eindeutig Jasons Stimme. Offenbar hatte er Miles den Hörer aus der Hand genommen.
„Nein, aber – ihr beide seid in Gefahr. Vielleicht auch wir alle“, Leanders Tonfall klang resigniert.
„Das ist nichts Neues“, knurrte der junge Vampirfürst.
„Wen hat sie eigentlich wieder erweckt?“, wollte Jason Dawn jetzt wissen. Sein ungutes Gefühl wurde kurz darauf von seinem Freund bestätigt: „Xavier Dantes.“
Wieder Stille. Unerträgliche Sekunden des Wartens.
„Wo ist er jetzt?“
„Das weiß keiner.“
„Dann werden wir warten, bis wir wissen, was er vorhat. Irgendwann wird er sich bei mir melden. Wir haben ihn einmal besiegt und wir werden es erneut schaffen.“
Entschlossenheit und Kampfgeist sprach aus Jasons Stimme.
Die Frage ist nur, wer von euch beiden dann noch am Leben ist. Laut sagte Leander nur: „Sicher, ich halte dich auf dem Laufenden, sobald ich was höre. Ayleen ist übrigens wieder in Tibet. Ich habe ihr die Möglichkeit genommen, Lichtreisen zu unternehmen. So kann sie ohne mich das Kloster nicht mehr verlassen.“
„Gut. Ich melde mich später wieder.“ Jason legte auf.
Die Unruhe in ihm verstärkte sich von Minute zu Minute. Sollte er wirklich warten?
†
„Also, das mit den Opfern ist kein Problem. Aber wie kommen ich und diese Opfer in das verfluchte Gewölbe wieder rein?“, überlegte Xavier in seiner Pariser Wohnung laut.
Er selbst konnte als Vampire unmöglich soviele Menschen dort hinein schaffen. Dazu brauchte er die Tochter des Halbengels! Wenn es sein musste, würde er Ayleen zwingen, ihm bei seinen Plänen behilflich zu sein. So kurz vor dem Ziel würde er sich nicht mehr aufhalten lassen. Bevor Leander oder Jason überhaupt ahnten, was er vorhatte. Er wusste, dass der Halbengel sich in der Toskana aufhielt und beschloss, dessen Anwesen in der kommenden Nacht aufzusuchen. Dann war die Gefahr der Entdeckung am geringsten, die Arbeiter wären längst nach Hause gegangen.
Die Grillen hatten bereits mit ihrem Nachtgesang begonnen, als Xaviers Schatten um das weiß getünchte Hauptanwesen des Weinguts schlich. Er spürte deutlich die Anwesenheit des Halbengels, doch sonst keinerlei menschliche oder vampirische Gegenwart. Einesteils war das gut, denn nun wusste er, dass auch Jason nicht in der Nähe war und womöglich noch gar nichts von seiner Wiedererweckung wusste. Andererseits musste er nun Ayleens Spur aufnehmen. Dazu verschaffte er sich Zugang zum Haus und durchforstete das Arbeitszimmer des Halbengels, der sich in seinem Schlafzimmer im oberen Stockwerk aufhielt, nach Hinweisen. Licht benötigte er dazu keines. Er sah im Dunkeln besser als eine Katze – eine wunderbare Gabe, wie er immer wieder feststellte. Er musste sich beeilen, denn auch der Halbengel würde vielleicht seine Gegenwart bemerken, wenn er aus seinem leichten Schlaf erwachte. Das einzige, was er fand, waren die Blätter aus dem alten Buch, die Abt Nobru dem Atlanter in Kopie zugesandt hatte. Er las einige Zeilen daraus. Auch hier formten die fremden Buchstaben sich zu lesbaren Sätzen vor seinem geistigen Auge. Der Absender war ebenfalls darauf vermerkt. Das genügte ihm. Zumindest wusste er nun, in welchem Land er suchen musste.
„Du wirst unvorsichtig, mein lieber Leander“, murmelte Xavier zufrieden und verließ das Haus, Italien und Europa. Morgen Nacht würde er das zweite Engelswesen ausfindig machen.
„Lüg mich nicht an! Hörst du!“, fauchte Xavier die ängstliche Ayleen an. Seine blauen Augen sprühten Funken, wie geschliffene Saphire unter Lichteinfall. Er stand in voller Größe und Schönheit vor der zierlichen Frau, die vor ihm zurückgewichen war. Jetzt packte er sie an den Schultern.
„Ich ... ich lüge nicht!“, verteidigte sie sich voller Empörung und riss sich los. Warum schrie sie nicht um Hilfe?
„Mein Vater hat mir die Fähigkeit der Teleportation genommen. Ich komme nicht einmal aus diesem Kloster raus, wenn ich nicht auf einem Esel reiten will.“
Tränen der Wut
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