Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
stiegen in ihr hoch. Sie fühlte sich so erbärmlich hilflos angesichts der drohenden Fangzähne vor ihr. Noch nie war sie einem so wütenden Vampir begegnet. Sie verspürte Furcht und fühlte sich dennoch irgendwie zu diesem Wesen hingezogen. Xavier war sich dessen bewusst. Er ließ von ihr ab und versuchte, sich zu beruhigen. Dieser verfluchte Halbengel schien ihm einen Schritt voraus zu sein. Aber noch war nicht aller Tage Abend.
Er setzte sich auf das Bett und sah zu Ayleen hoch.
„Erzähl mir von den Katakomben“, forderte er sie auf. „Alles, was du weißt.“
Die junge Frau atmete tief durch. Die erste Gefahr schien gebannt.
„Soviel weiß ich nicht darüber, nur dass ein geheimer Orden des Vatikans dort die Überreste der vernichteten Vampire sammelt, seit Jahrhunderten. Bischof Di Maggio führt diesen Orden an. Sie nennen sich Lichthüter oder so ähnlich.“
Ihr Vater hatte dieses unterirdische Gewölbe immer nur am Rande erwähnt. Was bezweckte dieser Vampir dort? Dann fiel ihr siedendheiß ein, dass er ja das Buch besaß. Wollte er etwa …?
„Oh Gott“, entfuhr es ihr, als sie mental einen Blick in seine dunklen Pläne tat und ihr klar wurde, was Xavier da vorhatte. Ihr Vater hatte recht: Dieser schöne Teufel war gefährlich! Xavier grinste nur, als er seinerseits ihre Gedanken las. Sie würde ihren Vater gar nicht so schnell informieren können, wenn sie keine Lichtreisen mehr machen konnte. Sie musste auf dessen nächsten Besuch warten und wer weiß, wann das sein würde. Ihm blieb also genug Zeit, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er erhob sich.
„Gut, dann werde ich mich mit diesem Bischof auseinandersetzen.“
Er ging langsam wieder auf sie zu und erneut wich sie zurück. Doch diesmal packte er sie um die Taille und zog sie an sich heran. Er hatte sie in der Hand wie einen zerbrechlichen Schmetterling. Seine plötzliche Nähe verwirrte sie.
„Ich finde, meine lange Reise sollte sich wenigstens lohnen“, sagte er leise und presste seine Lippen auf die ihren. Völlig erstarrt ließ Ayleen diesen ersten ungestümen Kuss ihres Lebens über sich ergehen. Diesen Kuss hätte sie sich eigentlich von Jason gewünscht. Xavier lächelte hintergründig, als er sie wieder freigab.
„Wie ich merke, bist du noch ein unbeschriebenes Blatt. Bei dir könnte ich sogar eine Ausnahme machen, was meine Neigungen angeht. Wer weiß?“
Er hob herausfordernd die Augenbrauen und sah sie fragend an. Dann lachte er spöttisch auf.
Was damit gemeint war, konnte Ayleen nur ahnen. Jedenfalls war sie froh, als sich der gutaussehende, blondgelockte Vampir in einen schwarzgrauen Schatten verwandelte und durch ihr Fenster in die kühle Nachtluft entfloh. Tief in ihrem Inneren wusste sie nicht, ob sie ihn wiedersehen wollte. Er war so ganz anders als Jason. Irgendwie so … so grausam. Und das zog sie an? Mit Schrecken erkannte sie in sich den gleichen Abgrund wie in den Vampiren.
†
Der Club hatte noch nicht geöffnet. Drinnen bot sich ein Bild wie in den guten alten Tagen aus Jasons Zeit als Musiker: Miles, Weston, Stuart und er saßen an einem der Lounge-Tische und berieten sich. Der Einzige, der fehlte, war Shane Lansford. Der Gitarrist war gerade mit einer neuen Band auf Tour.
„Wir können davon ausgehen, dass Xavier in Paris ist. Dort kennt er sich aus, von dort wird er planen“, meinte Jason.
„Die Frage ist doch, was er plant“, murmelte Miles und genehmigte sich noch einen der Spezialdrinks, die sie hier für das blutsaugende Publikum servierten.
„Jedenfalls wird er dich nicht offen herausfordern“, sagte Weston zu Jason gewandt. Dieser nickte: „Stimmt, einen weiteren Kampf wird er vermeiden wollen. So was überlässt er gerne anderen.“
Stuart hatte bislang nur zugehört, aber er war bereit, den Hybriden zu helfen, wenn es nötig war. Er wusste nur nicht wobei, schließlich war er ein neugeborener Seelenloser und hatte die lange vorangegangen Kämpfe und Kriege verpasst. Letzteres bedauerte er nicht, aber er fürchtete um seinen Erschaffer und Freund Jason Dawn, dem er bedingungslos vertraute. In dem Gespräch hatte er jedoch erfahren, dass Jason wohl schon einmal eine kurze Affäre mit einem Mann eingegangen war, eben mit diesem Xavier, den er unbedachterweise zu einem recht mächtigen Vampir gewandelt hatte. Das wiederum hatte seinem Herzen einen kleinen Stich versetzt.
„Ayleen ist jedenfalls für ihn nutzlos, wenn sie sich nur wie ein Mensch fortbewegen kann. Sie
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