Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Vater, aber keine Mutter zu geben schien. Aber diese Frage beantwortete Leander, der hier mit großem Respekt behandelt wurde, wahrheitsgemäß. „Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben“, hieß es offiziell und nach einigen Wochen war Ruhe eingekehrt. In diesem bäuerlichen Frieden wuchs Ayleen Knight zu einer kleinen Schönheit heran. Über dem friedlichen Nebeneinander von Vampiren und Menschen brauten sich dagegen langsam dunkle Wolken zusammen.
* * *
Leander Knight wusste, warum er das ehemalige „Cube“ in „Angel’s Resort“ umgetauft hatte: Der Tanzclub stand auf den Überresten einer ehemaligen Kirche, die im letzten Jahrhundert durch ein Feuer zerstört und nie wieder aufgebaut wurde. Auch Bischof Alberani war diese Tatsache bekannt. Nachdem er seine ehemalige Jägerin aufgespürt hatte und sich diese als Besitzerin des Clubs herausstellte, reifte in dem Geistlichen ein perfider Plan. Evelyn hatte ihm mitgeteilt, dass die Kellergewölbe des Clubs, in denen einmal die Fürstin Miriam zu Tode kam, teilweise zugemauert wurden, weil sie immer noch mit den unteren Räumlichkeiten der abgebrannten Kirche verbunden waren. Diese – in den Augen des Bischofs immer noch geweihten – Räume sollten nun einer anderen Bestimmung dienen. Immer noch fühlte Alberani sich den Vorschriften des Lichthüterordens verpflichtet, und diese bedeuteten das Todesurteil für die Kinder der Dunkelheit.
Ein weiblicher Judas , schmunzelte der Bischof, als er Evelyns Einverständnis zu einer Zusammenarbeit erhielt. Mal sehen, wie weit du mit deinen dreißig Silberlingen kommst. Die Namen der Vampire stehen schließlich nicht im ‚Buch des Lebens’.
Einige Wochen gingen ins Land.
Die Verräterin versorgte Alberani mit allen notwendigen Informationen über die Vampirwelt und lieferte ihm Namen um Namen. Nur Jasons Existenz hielt sie als letzten Trumpf zurück.
Der Zeitpunkt zur Verwirklichung seines Planes kam, als das Plattenlabel Jason und seine Band auf Tournee für ihr neues Album schickte und diese England verließen. Das Label stellte für diese Zeit einen Ersatzkeyboarder. Evelyn betrachtete diesen Zeitpunkt als besonders günstig, da ihr Geliebter Shane nichts von den geplanten Umbauarbeiten im Club mitbekommen sollte. Leander Knight dagegen widmete sich mit Leidenschaft seinen neuen Aufgaben als Vater und Lehrer und wähnte seine vampirischen Schützlinge in Sicherheit.
Alberani handelte schnell und effizient: Offiziell wurde der Club für zwei Wochen wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Als er wieder öffnete, war das „Angel’s Resort“ zu einer Todesfalle für jeden Vampir geworden.
In den unteren Räumen – so hieß es offiziell – war eine exklusive Lounge eingerichtet worden, die nur besonderen Gästen den Zutritt erlaubte. Evelyn lud diese Gäste persönlich ein und gab ihnen eine goldene Magnetkarte mit dem Zeichen der Lilie darauf – einem recht zwiespältigen Symbol, welches in der Vergangenheit der französischen Revolution Verrätern in die Haut gebrannt wurde. Es passte irgendwie zu ihr, fand sie. Bei den ersten Vampiren, die sie zum Tode verurteilte, hatte sie noch so etwas wie Schuld empfunden, aber dieses Gefühl wich immer mehr. Erst recht, seit ihr neuer Alfa-Romeo-Sportwagen vor dem Club stand.
Diese goldene Karte war der Eintritt zur Hölle für die Auserwählten. Ein Käfig aus versilbertem Stahl wartete unten darauf, den Vampir in Empfang zu nehmen. Dieses Material schwächte seine Bannkräfte, aber auch die physischen Kräfte ab. Als nächstes öffnete sich eine Falltür, unter welcher ein Feuerkessel brannte, wie man ihn aus der Stahlproduktion für flüssiges Metall kannte. Die Flammen darin wurden mit Gas gespeist und verschlangen ihr hineinfallendes Opfer unverzüglich. Das alles geschah rasend schnell. Die Überreste wurden fachmännisch entsorgt und der Obhut der Kirche übergeben.
* * *
Die Hybriden würde keiner so schnell vermissen. Sie kamen und gingen, tauchten seit Jahrhunderten plötzlich ab und später unter einem anderen Namen irgendwo anders wieder auf. Evelyns Tarnung dieser Tötungsmaschine war perfekt.
Nur Bischof Alberani war nicht zufrieden. Bislang hatte nicht ein einziger Erschaffer auf der Liste gestanden, was allerdings ein Irrtum war, denn zwei Grenzgängervampire, die mit dieser Gabe ausgestattet waren, fielen ihm bereits zum Opfer. Nur, dass diese Rasse weder dem Bischof noch Evelyn bekannt war.
Für jeden Namen, den Alberani löschte, kamen
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