Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
übernehmen. Wenn Ihr uns diesen letzten wichtigen Dienst erweisen wollte, so bitten wir um Eure Nachricht in den Opferstock der nächstgelegenen Kirche. Wenn Ihr diese Aufgabe annehmt, so werden wir Euch reich entlohnen. Möge Gott Euch Eure Entscheidung erleichtern.
Gez. Bischof Emilio Alberani
Im ersten Augenblick war Evelyn versucht, das Papier zu zerreißen, doch dann hielt sie in ihrem Vorhaben inne. Warum sollte sie ihr Leben in diesem Club verbringen? Wenn sie sich auf diesen Handel einließ, wäre sie auf einen Schlag all ihre Schulden los und nicht nur das, sie konnte endlich London verlassen und mit ihrem Aussehen eine neue Karriere beginnen, vielleicht sogar in Hollywood. Außerdem konnte sie denen doch genug Namen nennen, allein von den Stammgästen unter den Vampiren, die hier regelmäßig auftauchten. Andererseits waren das alles Hybriden und keine Erschaffer. Aber vielleicht machte das gar keinen so großen Unterschied? Sollte man nicht um der Vollständigkeit halber gleich alle Namen sammeln? Und was war mit Jason? Der Fürst war ein Erschaffer, das stand fest. Damit hätte sie bereits einen Trumpf in der Hand! Evelyn wusste, dass Jason sich aus einem bestimmten Grund nur von Blutkonserven ernährte, auch wenn sie selbst diesen Grund nicht näher kannte. Für einen winzigen Moment zögerte sie noch, dann schnappte sie sich einen Stift und schrieb auf einen Zettel ein einziges Wort, das Codewort, das sie seit fast hundert Jahren nicht mehr benutzt hatte. Auf dem Weg zur St. Michaels Kirche würde sie sich noch ein kleines Frühstück gönnen.
Als Shane erwachte, lag Evelyn bereits wieder neben ihm. Ihr nackter Körper war warm und zeigte, dass sie bereits getrunken hatte. „Was gäbe ich jetzt um ein Frühstück im Bett“, scherzte er zärtlich. Evelyn lächelte ihn an. „Dann schau doch mal“, erwiderte sie und wies auf die Türe zum Badezimmer, wo jetzt eine hübsche junge Frau heraustrat, die nicht mehr als eine Korsage und einen Slip trug. „Na, das ist doch mal eine Überraschung“, gab der Gitarrist zu.
„Sie heißt übrigens Nadine, sie kam gerade aus der Frühmesse“, gurrte Evelyn jetzt. „Seit wann bist du unter die Kirchgänger gegangen?“, wunderte sich Shane. Evelyn hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Ich war nur kurz draußen, um uns einen kleinen Appetithappen zu besorgen“, gab sie verführerisch zur Antwort.
Shane lächelte und winkte der Unbekannten, zu ihnen zu kommen. Sie trug am Hals bereits die Male, die Evelyns Fangzähne hinterlassen hatten.
Die Fremde setzte sich zu Shane auf die Bettkante und ließ sich widerstandslos von ihm umarmen und ins Bett ziehen. Während Shane den schlanken Hals küsste, öffnete Evelyne die Korsage und entkleidete die junge Frau völlig. Nadine ließ sich die Berührungen der beiden Vampire mit Wonne gefallen. Sie stöhnte leise, als Shane ihr die Ader wieder öffnete, ein wenig trank und ihren schlanken Körper in Besitz nahm, dem sie ihm jetzt so schamlos darbot. Evelyn sah den beiden mit glänzenden Augen zu. Nachdem er von der Menschenfrau genug hatte, wandte sich der Musiker wieder seiner vampirischen Gespielin zu, um deren neu erwachten Hunger zu stillen.
* * *
In Marias einfachen kleinen Haus im Dorf duftete es um diese Zeit nach frisch gebackenem Brot und getrocknetem Lavendel. Dieser Duft erinnerte Leander an Lady Lydia Alderley. Englischer Lavendel war ihr Lieblingsparfüm gewesen. Auch Ayleen liebte diesen Duft. Ihre Augen hatten fast die gleiche Farbe. Sie ähnelten dunklen Amethysten. Das kleine Mädchen lernte gerade laufen und sprechen und spielte mit Vorliebe auf den Holzdielen mit einfachen Bauklötzen und Puppen, die noch von Marias eigenen Kindern und Enkelkindern stammten. Bei schönem Wetter machte Leander einen kleinen Ausflug mit ihr in die Umgebung. Die abgeernteten Felder und hohen Zypressen ließen die Landschaft um die kleine Ortschaft noch weitläufiger erscheinen. Nur eine einzige Straße führte hindurch, und deren Asphalt erinnerte eher an einen Flickenteppich. Für den Weg vom Weingut zum Dorf nutzte der Atlanter immer noch ein Pferd, er hatte sich nie mit den stinkenden Benzinkutschen anfreunden können.
In den kleinen Seitengassen hingen Wäschestücke an Leinen zwischen den Häusern. Hier kannte jeder jeden, und die plötzliche Anwesenheit eines bildhübschen, silberblond gelockten Mädchens war für einige Zeit das Thema im Dorfladen und auf dem Marktplatz, zumal es nur einen
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