Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Stunden erfuhr Jason Dawn sehr viel über Martina Welsch. Ihre Tochter war nun ein Teenager und wollte ihr Abitur machen, um anschließend Kunst zu studieren
Harald Welsch hatte seiner kleinen Schwester sein gesamtes Vermögen hinterlassen, was nicht gerade viel war, aber es würde für Annas Studium reichen.
Nach dem Besuch im Friedhofscafé begleitete Jason Martina nach Hause. Ein paar Straßenbahnhaltestellen weiter wohnte sie in einer ruhigen Gegend mit Blick auf einen kleinen Park.
Während der Fahrt hatten beide geschwiegen. Jason blickte aus dem Fenster, auf dem die Regentropfen die Aussicht verzerrten wie ein misslungenes Kaleidoskop. Es ging vorbei am „Alsterpalais“, das längst geschlossen und kein Restaurant mehr war. Seine Freundin Laetitia kam ihm in den Sinn. Und ihre verschollene Tochter, der er seine zweite Wiedererweckung verdankte.
Vorbei ging die Fahrt an dem Krankenhaus, dessen Blutvorräte er so oft geplündert hatte. Tausend Erinnerungen an sein altes Leben und den verzweifelten Versuch, vor allem ein „normales“ Leben zu führen, tauchten in seinen Gedanken auf.
Jason begleitete die Schwester des Kommissars bis zur Haustür. „Sehen wir uns wieder?“, fragte diese eher schüchtern. Jason schaute sie an. Die weichen Gesichtszüge und das Vertrauen in ihren Augen rührten ihn. Eine nasse Haarsträhne fiel über ihre Stirn in die Augen. Er strich sie ihr zärtlich aus dem Gesicht. „Alles ist möglich“, sagte er leise. „Alles.“
„Danke für Ihre Zeit und das nette Gespräch.“ Martina stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich ab, um die Haustüre des Altbaus aufzuschließen. Jason blickte ihr noch nach, als sie ihm zuwinkte und im Flur verschwand. Dann setzte er seinen Weg zu Fuß fort.
* * *
Luise Keller konnte sich nicht satt sehen an ihrem Spiegelbild, das endlich wieder mit ihrem alten Führerscheinbild übereinstimmte. Nun aber musste auch sie ihr Versprechen halten. Für einen Augenblick hatte sie daran gedacht, dieses einfach zu „vergessen“, aber wer wusste, welche Macht dieser Leander noch besaß. Nein, besser, sie hielt sich an die Abmachung. Dann wollte sie ihre Wohnung verkaufen, das angemietete Labor auflösen und dieses Land für immer verlassen, um in Übersee Karriere zu machen. Endlich eine zweite Chance! Je eher sie diese lästige Pflicht erledigte, desto schneller konnte sie ihre Pläne verwirklichen. Sie griff zum Handy und buchte einen Flug nach Rom.
„Wie ich sehe, haben Sie ihr Ziel bereits erreicht“, lobte Bischof Alberani bei ihrem Eintreten und musterte sie voller Bewunderung. „Ein wirklich faszinierendes Ergebnis. Wann können Sie damit auf den Markt kommen?“
„Das wird noch etwas dauern. Aber die Ergebnisse sind viel versprechend nach meinem Selbstversuch“, log die Medizinerin. „Wir könnten dieses Elixier natürlich auch nur gewissen Personen zugänglich machen“, lockte sie und folgte der Geste des Bischofs, Platz zu nehmen an.
„Ich höre.“
„Nun, ich schlage Ihnen persönlich einen Handel vor. Sie wären der Erste, der mein Mittel in die Hand bekommt, und dafür verraten Sie mir ein kleines Geheimnis.“
Bischof Alberani lehnte sich erwartungsvoll in dem prunkvollen Sessel zurück. Dr. Keller fuhr fort: „Sie verraten mir die Standorte Ihrer kleinen Fallen.“
„Nicht doch, was sollte Ihnen das nützen?“
„Nur ein kleiner Vertrauensbeweis, Eure Eminenz, nichts weiter“, lächelte Luise Keller charmant.
„Nun gut. Ich teile Ihnen die Adressen mit, und sie liefern mir als Erstem Ihr Jugendelixier“, mit diesen Worten erhob sich der Bischof und ging zum Schreibtisch. Er verschwieg Luise allerdings, dass er bereits die Schließung der Lokalitäten angeordnet hatte. Aber auf diese Weise waren beide zufrieden.
„Bleiben Sie noch eine Weile in Rom?“, fragte der Kirchmann, als er seiner Verbündeten das Papier mit den Namen überreichte. Luise schüttelte den Kopf. „Nein, heute Nachmittag geht mein Flug zurück. Es gibt noch viel für mich zu tun.“ Der letzte Satz besaß für sie eine eher zweideutige Auslegung.
Nach ihrer Rückkehr in Hamburg sandte sie die Liste des Bischofs per Fax an Leander Knight. Damit war ihr Teil der Abmachung erledigt. Morgen würde sie einen Makler für ihre Wohnung suchen. Aber heute Abend wollte sie nur noch feiern – ihre neu gewonnene Jugend und Freiheit einmal so richtig auskosten.
* * *
Nach Einbruch der
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