Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Jason sich wirklich auf die Seite des Bösen geschlagen hatte? Auch für diesen Fall hatte Leander Knight natürlich vorgesorgt, allerdings hatte er nie vorgehabt, diesen Notfallplan in die Tat umzusetzen.
Leander Knight ging in sein Arbeitszimmer, wo hinter einem der Bücherschränke ein Tresor versteckt war. Er prüfte dessen Inhalt: einige Papiere, etwas Bargeld, das Buch Azraels, die Einhornwaffe und eine alte Vase mit Deckel, die von der Form her einer Amphore glich und die aus Lady Alderleys letztem Wohnsitz stammte. Dieses Gefäß war bestimmt wertvoll, gehörte aber nicht in einen Safe. Dafür aber ihr Inhalt! Eigentlich hatte der Halbengel immer eine Urne besorgen wollen. „Man muss Feuer mit Feuer bekämpfen“, sagte er leise zu sich selbst, dann schüttelte er den Kopf. Unsinn, soweit würde es niemals kommen.
* * *
Jason kannte die Aufteilung von Lizenzgebieten in der Musikbranche. In ähnlicher Form teilte er nun den Grenzgängerfürsten ihre Territorien zu: Isabella und er würden Europa übernehmen. Arthur Nord- und Christopher Südamerika, Serife wurde der afrikanische Kontinent überlassen. Asien wurde Dorian zugesprochen, und Richard Tabatha übernahm Russland und China. Er kannte die Region gut durch seine Tourneen als Konzertpianist. Elias sollte Australien und die Pazifikinseln kontrollieren.
Der junge Vampirfürst war mit Isabella nach Paris gereist, um die Details ihrer neu beschlossenen Freiheiten zu besprechen. Danach wollte er einen kurzen Abstecher nach Hamburg machen. Dorthin, wo alles begonnen hatte. Er wollte ein letztes Mal Ritas Grab besuchen, denn er würde nie wieder der sein, den Rita einmal geliebt hatte, soviel war sicher.
* * *
An diesem regnerischen Vormittag besuchte Jason nicht nur Ritas letzte Ruhestätte, sondern auch die von Kommissar Welsch, von dessen Ableben er durch einen der Hybridenvampire erfahren hatte. Zu seiner Verblüffung sah er dort die zierliche Silhouette einer jungen Frau in einem modischen Regenmantel stehen. Zunächst dachte er an eine Kollegin. Die lockigen, rotblonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Meerblaue Augen schauten erstaunt auf, als er näher trat. Jason überlegte, wo er dieses hübsche Gesicht schon einmal gesehen hatte, wenn auch nur flüchtig. Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein: Vor ihm stand Martina Welsch, die Schwester des Kommissars, deren Tochter Rita und er damals aus dem Schiffsrumpf gerettet hatten. Sie musste heute so Mitte Dreißig sein.
„Kannten Sie meinen Bruder?“, fragte sie erstaunt.
„Ich habe ihn sehr geschätzt“, gab Jason zur Antwort und reichte ihr die Hand. „Ich bin Jason Dawn, vielleicht hat Ihr Bruder mich einmal erwähnt.“
Martina Welsch musste lachen. „Stimmt, an diesen Namen kann ich mich erinnern. Sie haben meine kleine Anna befreit.“
„Das war in erster Linie Ritas Verdienst“, schmunzelte Jason. Anna stutzte und betrachtete gedankenversunken den frühen Besucher am Grab ihres Bruders genauer.
„Sie sind aber selbst noch sehr jung. Sie müssten damals ein Teenager gewesen sein“, bemerkte sie dann.
„Das täuscht, meine Liebe, glauben Sie mir“, sagte Jason und warf einen Blick auf den noch neu glänzenden Grabstein von Harald Welsch.
Martinas fast kindliche Neugier gab keine Ruhe. „Sie müssen Harald sehr beeindruckt haben, so wie er von Ihnen sprach.“
Jetzt huschte ein Lächeln über Jasons Gesicht. „Vielleicht nicht immer im positiven Sinne. Wir haben gemeinsam vieles erlebt.“
Der geheimnisvolle junge Mann faszinierte Martina. Sie standen nebeneinander an dem noch karg bepflanzten Grab, auf das sie einen Strauß frischer Blumen niedergelegt hatte. Heimlich warf sie ab und zu einen Seitenblick auf den dunkel gekleideten Fremden, der gut einen Kopf größer war als sie selbst. Er hatte so einen melancholischen Blick gehabt, als er sie angesehen hatte. In diesen großen Augen lagen soviel Schmerz und – Erinnerungen.
„Möchten Sie vielleicht einen Kaffee mit mir trinken?“, fragte sie jetzt gerade heraus und bedauerte ihr Forschheit im selben Augenblick. „Ich meine, hier … hier ist ein ganz nettes Cafe direkt am Friedhof, wo Sie mir mehr über die Zusammenarbeit mit meinen Bruder erzählen könnten. Er lebte leider sehr zurückgezogen“, stotterte sie jetzt eine Erklärung hinterher. Jason blickte die junge Frau mit einem sanften Ausdruck in den Augen an.
„Ja, gerne, und Sie erzählen mir etwas aus Ihrem Leben.“
In den nächsten zwei
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