Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
begann, als sie es geplant hatte. Was, zum Teufel, war mit ihr geschehen? Wie lange war sie schon hier? Ihre Ohren nahmen ferne Stimmen und Musik wahr. Ihre Augen konnten wunderbar im Dunkel sehen. Sie trug noch immer ihre Ausgehkleidung und war barfuß. Einige Schmutzflecke verunzierten ihre weiße Satinbluse und ihre Seidenstrümpfe hatten Laufmaschen. Luise blickte sich suchend um.
Zwei Flaschen Wein in einer Ecke des Raumes sollten sie wohl am Leben halten. Sie öffnete deren Drehverschluss und roch daran. Das war kein Wein daran, aber es duftete trotzdem köstlich. Sie nahm einen Schluck, dann einen zweiten und plötzlich war die erste Flasche leer. Am liebsten hätte sie sich direkt über die zweite hergemacht, aber wer weiß, wie lange sie noch hier ausharren musste.
Miles und Weston hatten geschwiegen, als Jason seine bewusstlose Gefangene in den Keller des Clubs brachte. Shane hatte inzwischen ein Engagement als Gitarrist bei einer anderen Band angenommen und sie vor einiger Zeit verlassen.
„Ich habe eine kleine Rechnung zu begleichen“, hatte der junge Vampirfürst den beiden Hybriden gesagt. Besser, sie fragten nicht nach. Das verhieß jedenfalls Jasons Blick, den er den beiden zuwarf.
Er gab Luise vierundzwanzig Stunden, sich an ihr neues Dasein zu gewöhnen, bevor er in der kommenden Nacht sein Urteil vollstrecken würde und bevor sie alle ihre Kräfte entdecken konnte.
Als Jason die Tür zum Heizungskeller öffnete, war die neue Vampirin gerade dabei, die zweite Flasche Blut zu leeren.
„Fühlt sich gut an, nicht wahr?“, fragte Jason. Sie setzte die Flasche ab und nickte.
„Ich will noch mehr!“, forderte sie unverhohlen. Jason lächelte hintergründig.
„Komm mit mir, ich zeige dir deine neue Welt.“ Mit dieser Aufforderung zeigte er ihr die Fangzähne in seinem Mund. Ein furchtsamer Ausdruck erschien auf Luises Gesicht. Sie spürte die Macht dieses jungen Vampirs, dem sie bei einem Kampf unterliegen würde.
Aber Jason hatte ganz andere Absichten. Er packte die Widerstrebende fest am Handgelenk. „Komm!“ Innerhalb von Sekunden hatten die beiden Vampire sich in schemenhafte Wesen aufgelöst, die sich erst wieder auf einem Friedhof materialisierten. „Wo sind wir?“, fragte Luise erstaunt und betrachtete die verwitterten, moosübersäten Grabsteine, auf denen man kaum noch die Namen und Jahreszahlen entziffern konnte. Die Mondsichel am Nachthimmel spendete kaum Licht und dunkle Wolken zogen über die wenigen Sterne. Es war kalt, und es roch nach verwelktem Laub und toten Blumen. „Weit entfernt von London“, bemerkte Jason nur und wies mit der Hand auf die geisterhafte Szenerie. „Das hier, meine Liebe, ist deine eigentliche Heimat.“
„Warum hast du mich hierher geführt?“, wollte Luise wissen.
„Damit habe ich meine Pflicht erfüllt, dir als Erschaffer alles zu zeigen“, grinste Jason.
„Das hier ist alles?“ Entsetzen und Unglauben schwangen in Luises Stimme.
„Im Grunde ja. Aber da ist noch der Durst, der dich hinaustreiben wird, und der Tod, den du deinen Opfern schenken kannst. Es verlangt viel Disziplin, dies nicht zu tun. Und du musst dich in Acht nehmen vor den Menschen, die alles daran setzen, dich zu vernichten, selbst wenn du nur wenige Tropfen ihres Blutes nimmst.“
„Aber … ich dachte … ich meine, früher dachte ich, dass ihr so mächtig wärt und die Menschen nur als Beute anseht.“
„Das tun wir auch, aber wir respektieren unsere Opfer. Im Gegensatz zu euch, zu dir. Denn du hast bereits Tausende von uns auf dem Gewissen.“
Luise starrte Jason an. „Woher …?“
„Mein Name ist Jason Dawn. Du hast mich doch gesucht. Und das Schicksal hat dich genau in meine Arme geführt“, lächelte er zurück. Aber dieses Lächeln war kalt und grausam. Er trat langsam näher. Die Verräterin wich zurück.
„Was willst du von mir?“, stammelte sie eher hilflos und sich noch gar nicht ihrer wahren Kraft bewusst. Jason nutzte das aus. Sie wollte fliehen, aber sein Blick hielt sie fest. Sie war sein Geschöpf. Der junge Fürst tat etwas, mit dem sie niemals gerechnet hätte. Er fasste sie um die Taille und zog sie eng an sich heran. Widerstandslos ließ sie sich von ihm küssen. Seine Lippen glitten von ihrem Mund den Hals hinab, über die bereits geschlossenen Wundmale, die er ihr beigebracht hatte. Er drückte sie hinunter in die Knie auf den weichen, moosigen Boden. In Luise erwachte das triebhafte Verlangen eines Vampirs. Sie schlang nun
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