Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
am besten verschwinden lassen konnte. Er hatte Sarah liebevoll in ein paar bunte Tücher eingewickelt und auf ihr Lager gelegt. In den engen Grachten ein Feuer zu legen, hieße unnötig weitere Leben in Gefahr zu bringen. Aber wozu befand er sich auf einem Boot? Das Ding hier musste doch einen Motor haben! Unverzüglich löste er die Haltetaue des Hausbootes von den Pollern am Kai. Über dem Wohnbereich befand sich die Steuerkabine, die über eine kleine Holztreppe zu erreichen war. Er hoffte nur, dass genug Sprit im Tank war, um Amsterdam hinter sich zu lassen. Er hatte Glück. Der Schlüssel steckte. Er ließ den Motor an und dirigierte das schwerfällige Boot stotternd in die Mitte des Kanals. Im Grunde hatte er keine Ahnung, wie man so ein Ding steuerte, das sich derart plump bewegte, wie ein Panzer an Land. Es gelang ihm tatsächlich, bis zum Morgengrauen in einen abgelegenen Flussarm zu kommen. Flache Auenwiesen zu beiden Seiten wurden gerade von rosagrauen Licht der Morgensonne berührt. Das Wasser selbst änderte seine dunkle Schwärze in ein blitzendes Silbergrau. Die ersten Vögel erwachten und ein großer Reiher zog seine Bahn über den Wasserteppich. Jason stoppte den Motor in dieser menschenleeren Gegend, holte eine Axt aus dem Werkzeugkasten, der sich ebenfalls in der Steuerkabine befand, ging in den Rumpf und begann, das alte Boot zu versenken. Es würde dem eindringenden Flusswasser nicht lange Widerstand bieten, dazu war es bereits zu morsch.
†
Jason war auf dem Kontinent! Nie zuvor hatte der Franzose die Nähe des fremden Vampirs so stark empfunden wie jetzt. Er ballte die Fäuste und lief unruhig in seiner geräumigen Altbauwohnung auf und ab. Eine unbändige Lust, zu töten, überfiel ihn gerade. So sehr es Laurent auch danach gelüstete, zu dieser späten Stunde noch einem unschuldigen Opfer vor einem der Nachtclubs aufzulauern und mehr als nur ein paar Tropfen zu trinken – er beherrschte sich. Denn dann hätte er seinem Gegner einen Vorteil verschafft. Trotzdem riss er das Fenster auf und saugte die warme Nachtluft tief in sich auf. Dabei verlor er sich in der Vorstellung, wie es wohl wäre, wenn all diese schlafenden Menschen ihm Gehorsam leisten würden. Erst vor wenigen Tagen hatte er sich als Kandidat für die Bürgermeisterwahl aufstellen lassen. Er lächelte in sich hinein. Zunächst musste dieser Jason verschwinden, dann dieses Kroppzeug von Vampiren, die Wahl ins Parlament und dann … würde er Alexa zu seiner Königin machen. Die befand sich gerade in einem Land, dass er als besonders geschichtsträchtig empfand für ihre Rasse als Vampire: Rumänien.
In dieser Nacht wartete er auf eine Nachricht von Alexa. Hin und wieder blickte er auf den Laptop, der auf dem Schreibtisch hinter dem Fenster aufgeklappt stand. Endlich zeigte der Computer einen Posteingang von Alexa an. Er öffnete den Anhang der Email und lächelte zufrieden. Dann legte er eine Disc in den Brenner und bannte das Beweisstück auf die Silberscheibe.
IV. Remis
In dem großen, mit antiken Schätzen und Bildern überladenen Audienzzimmer von Erzbischof Di Maggio saßen sich Leander Knight und der Bischof gegenüber. Selbst in diesem Raum roch es nach Kirche. Der Duft von Weihrauch schien an den Wänden zu kleben wie eine Schicht Honig. Draußen brannte die Sonne vom Mittagshimmel, daher waren die mannshohen Fenster abgedunkelt. Die beiden Männer schienen sich im goldschwarzen Dämmerlicht zu belauern, abzuwarten, wer von ihnen zuerst etwas preisgab, was dem anderen dienlich sein könnte. Bisher waren sie über ein harmloses Geplänkel nicht hinaus gekommen.
„Also schön“, machte Di Maggio den Anfang und griff nach dem Glas Mineralwasser vor ihm. Er nahm einen tiefen Schluck und fuhr fort: „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten. Es ist uns bekannt, dass Sie den Vampiren nicht mehr so positiv gegenüberstehen wie es in der Vergangenheit der Fall war.“
Leander verzog keine Miene, sondern ließ den Kirchenmann weiter reden. Es war ihm jedoch klar, dass er über einen längeren Zeitraum unter Beobachtung gestanden haben musste.
„Um es auf den Punkt zu bringen: Wir wissen, dass Sie im Besitz einer mächtigen Vernichtungswaffe gegen die Seelenlosen sind und möchten Sie gerne auf unserer Seite wissen. Damit meine ich nicht allein die Kirche, sondern die gesamte Menschheit.“
Leander überlegte, ob der Bischof die Einhornwaffe meinte.
„Mein Vorschlag wäre folgender: Sie stellen uns
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