Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
zu lesen? Mit einem eleganten Satz sprang er über die Bordkante auf das Hausboot und musterte die Frau vor ihm. Sie hatte keine Angst vor ihm, obwohl sie offensichtlich wusste, was er war. Hatte sie schon einmal als Blutspender Kontakt mit den Hybriden gehabt und ihre Fähigkeiten, Gedanken, zu lesen, daher gewonnen? Aber dann hätte sich ihre Aura verändert. Vampire aller Rassen konnten auf kurze Distanz erkennen, ob ein Mensch schon einmal als ‚Mahlzeit’ gedient hatte. Davon war bei ihr nichts zu spüren.
„Willkommen“, sagte sie und streckte ihm ihre mit bunten Armreifen geschmückte Hand entgegen. „Mein Name ist Sarah.“
Jason ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich warm und lebendig an. Ein Gefühl, das er unter seinesgleichen schon so lange vermisste.
Sarah geleitete den attraktiven Fremden in das Innere des schlichten Holzkahns. Der gemütliche Wohnraum war nur mit Kerzen erleuchtet, dennoch konnte Jason die einfache Einrichtung aus Rattanmöbel, bunten Tüchern und Teppichen erkennen. In einer Ecke stand eine Art Altar, dessen Mitte eine Marienstatue einnahm, die schwarze Madonna der Zigeuner. Auf einem Tisch lagen Tarotkarten ausgebreitet.
„Damit verdiene ich mein Geld. Die Karten hatten dich bereits angekündigt“, sagte Sarah, als sie seinem Blick folgte.
Jason begriff.
„Du hast hellseherische Fähigkeiten“, stellte er fest.
Sie lächelte nur. „Mehr als das, ich kann auch die Gedanken lesen und deine waren unglaublich laut in der Stille der Nacht“, bemerkte sie mit einem Schmunzeln und setzte sich auf eines der großen Bodenkissen. Sie lud Jason ebenfalls ein, Platz zu nehmen.
„Trotzdem bin ich von meinem Volk verstoßen worden, weil ich mich nicht den alten Gesetzen fügen wollte und meiner großen Liebe hierher gefolgt bin.“
Offenbar gehörte ihr Freund nicht zu ihrer Sippe, fuhr es Jason durch den Kopf
Sarah nickte wie zur Bestätigung und – als hätten sie die Erinnerungen übermannt - zögerte einen Augenblick, bevor sie weiter erzählte: „Als ich mich schließlich von meiner Familie los gesagt hatte und hierher gezogen war, hat mein Verlobter sein Versprechen gebrochen, mich zu heiraten und ließ mich wegen einer anderen fallen. Ich kann niemals zu meiner Familie zurück.“
„Kein feiner Zug von ihm“, bemerkte Jason trocken. Wieder eines dieser allzu menschlichen Schicksale, die dem seinen ähnlich waren.
Sarahs dunkle Augen nahmen einen melancholischen Ausdruck an. „Ich habe gesehen, wie deinesgleichen unter den Menschen wandeln und sie gefügig machen, um sich von ihnen zu ernähren. Aber sie töten nicht.“
„Und?“
„Ich konnte mich dank meiner Fähigkeiten immer diesem Einfluss entziehen“, sagte sie nicht ganz ohne eine Spur von Stolz.
Kurze Zeit herrschte Schweigen zwischen den Beiden.
„Ich bin müde geworden“, gab die dunkelhäutige Zigeunerin zu und zündete ein Räucherstäbchen mit Jasminduft an.
Was wollte diese hübsche Frau nur von ihm? Wenn sie sich den Vampiren hingeben wollte, dann sollte sie es doch tun! Den Hybriden war es bei Todesstrafe verboten worden, Leichen zu hinterlassen. Sie durften nur soviel von jedem Menschen nehmen, dass diese nicht gesundheitlich geschädigt wurden! Ihr konnte also gar nichts passieren. Vermutlich würde sie es sogar als angenehm empfinden, wie so viele andere Freiwillige auch!
Jetzt blickten ihre schwarzen Augen direkt in sein Gesicht.
„Die anderen können nicht wandeln, aber du kannst es!“
Das war es also, wieder so ein Freak, der sich die Vampirwelt schön träumte. Jason schüttelte heftig den Kopf, wodurch eine Haarsträhne sich über seine Augen legte. Er strich sie achtlos zurück.
„Ich denke nicht daran. Was ich erschaffe, ist zum Tode verurteilt.“
Dabei dachte er an seine Fähigkeit, durch seinen Biss ohne Blutaustausch direkte wandlungsfähige Vampire zeugen zu können. Vor oder kurz nach ihrem Erwachen musste er seinen Opfern den zweiten Tod schenken, damit sie wiederum keine weiteren Blutsauger schufen. Das konnte man wahre Verdammnis nennen, denn er – der Fürst der Neuzeitvampire – war für den Rest der Ewigkeit auf künstliches Blut oder Tierblut angewiesen, wollte er nicht die Welt mit Vampiren überschwemmen. Das war auch die Verantwortung, die er trug!
Sarah blickte ihn weiterhin an, als schien sie genau zu wissen, was er gerade dachte.
„Wenn du unbedingt sterben willst, dann spring in den Fluss oder nimm Schlaftabletten“, schlug er voller
Weitere Kostenlose Bücher