Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
ahnenden Engländer hasserfüllt an, als wollte sie ihm gleich auf der Stelle den Hals umdrehen.
„Was haben Sie meiner Tochter angetan! Ich hätte Ihnen Anna niemals anvertrauen dürfen!“, fauchte sie ihn an und wedelte mit einem braunen Umschlag in der Hand.
„Ich verstehe nicht“, erwiderte Jason mit einem verwunderten Ausdruck im Gesicht.
Martina Welsch zog in am Arm in die Wohnung, fischte einen Brief aus dem Umschlag und hielt ihn dem Vampirfürsten unter die Nase „Das hier war heute morgen in der Post!“
Jason nahm ihr das Papier aus der Hand und las:
Zeigen Sie dieses Video Jason Dawn. Er hat zweiundsiebzig Stunden Zeit, um Ihre Tochter zu retten. So lange werden wir sie am Leben erhalten. Die Polizei wird Ihre Tochter nicht finden können, also sparen Sie sich die Mühe.
Keine Unterschrift.
Martina drückte auf den Knopf der Fernbedienung und auf dem Flachbildfernseher erschien das schreckgeweitete Gesicht von Anna. Die Kamera entfernte sich und zeigte nun die junge Frau gefesselt auf der Liege, wie sie sich hin- und herwälzte, soweit es die Lederriemen erlaubten. Martina schluchzte auf. Ihre Augen waren bereits rot geweint, die Wimperntusche verlaufen. Das Bild schwenkte nun auf den kleinen Glasbehälter neben Annas Bett und die blutrote Flüssigkeit darin. Das Zoom zeigte deutlich den Inhalt. Gerade fiel wieder ein Tropfen hinein.
Martina unterdrückte einen Aufschrei und presste ihr Taschentuch vor den Mund.
Jason legte einen Arm um sie, doch sie stieß ihn weg.
„Ihr seid solche Ungeheuer. Man sollte euch alle genauso umbringen“, schrie sie ihn und brach in einen erneuten Weinkrampf aus.
Jason sah, dass es keinen Sinn hatte, die Frau jetzt beruhigen zu wollen. Stattdessen entnahm er wortlos die DVD dem Rekorder, packte sie in den Umschlag und wandte sich zur Türe. Davor drehte er sich noch einmal um.
„Ich werde alles tun, um Anna zu finden, das verspreche ich Ihnen … – lebend“, sagte er mit fester Stimme und verließ die Wohnung. Draußen angekommen telefonierte er direkt mit Shane, Weston und Miles. Sie sollten alle Hybridenvampire Osteuropas in Städten, die mit B anfingen, auf Annas Spur setzen.
„Ziemlich wage, das Ganze. Dir ist aber schon klar, dass das eine Falle für dich sein könnte?“, fragte Miles mit besorgter Stimme.
„Spielt keine Rolle, wenn ihr irgendetwas über ihren Aufenthaltsort herausfindet, sagt mir Bescheid. Die Zeit läuft uns davon!“
Dann fiel ihm nur noch einer ein, der ihm in dieser verfahrenen Situation helfen konnte: Leander Knight. Nur er konnte Anna binnen Sekunden in Sicherheit bringen, wenn diese in Lebensgefahr schwebte. Aber den Freund konnte Jason seltsamerweise nicht per Handy erreichen. Also beschloss er, persönlich nach Italien zu reisen.
†
Der Halbengel befand sich immer noch in dem geheimen Gewölbe mit Erzbischof Di Maggio. Hier unten gab es keinen Empfang für Mobiltelefone. Der Bischof unterbreitete ihm gerade seinen Vorschlag.
„Sehen Sie, wir beide wissen doch, wie sehr sie an diesen …“ Er suchte nach Worten. „Kreaturen hängen.“ Dabei deutete er rundum auf die zahllosen Urnen.
„Unser Orden ist im Laufe der Zeit geschrumpft. Die Kirche verliert immer mehr Gläubige, und das hier will fast niemand mehr übernehmen.“
„Damit meinen Sie wohl, die Drecksarbeit will keiner mehr übernehmen“, betonte Leander.
Ein Lächeln schlich über das Gesicht des alten Kirchenmanns.
„Zurzeit habe ich noch den Vorsitz und bin der alleinige Hüter dieser Kammer, doch meine Tage sind gezählt. Auch die meiner Brüder in diesem Orden. Zunächst hatte ich an meinen treuen Pater Vincenzo gedacht als Hüter dieser Katakomben, aber der ist einfach noch zu unerfahren und zu labil für eine solche Bürde. Ich würde gerne all das hier in Hände geben, die vielleicht – da bin ich mir fast sicher – sehr viel länger hier auf Erden weilen werden als jeder Sterbliche.“
Ein lauernder Blick unter den buschigen weißgrauen Augenbrauen folgte diesem letzten Satz. Der alte Fuchs wollte den Atlanter aus der Reserve locken. Leander schwieg und wartete. Doch in seinem Kopf tobten ganz andere Überlegungen: Hier waren sie alle versammelt, ganze Generationen an Vampirfürsten, und er – der Engel der Vampire – besaß die Bibel Azraels, um sie wieder zu erwecken. Davon wusste der Bischof offenbar nichts, sonst hätte er ihm all das hier bestimmt nicht gezeigt! Die Idee war verführerisch angesichts
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