Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
diesem Jason im Bett gewesen war. Der hatte das bekommen, was er bereits für sich beansprucht hatte! Ungehalten stieß er Alexa mit beiden Händen von sich. Diese tat beleidigt.
„Schon gut, ich geh ja schon.“
„Was willst du eigentlich mit dieser Fähigkeit in einer Großstadt wie Berlin?“, wollte Laurent jetzt wissen.
Alexa wandte sich um. „Ich weiß es noch nicht, aber wer sagt dir, dass ich in Berlin bleiben werde?“ „Weil deine Versorgung in einem Job wie dem deinen einfach garantiert ist“, trumpfte der Franzose auf.
Damit hatte er Recht. Alexa lächelte geheimnisvoll.
„Mag sein, dass das Krankenhaus und deine Lieferanten meinen Durst stillen, aber meinen Jagdinstinkt kann ich in meiner neuen Gestalt sehr viel besser in den rumänischen Wäldern ausleben.“
Das fremde Blut schien die Vampirmeisterin verändert zu haben. Lacroix musste eines zugeben: Alexa konnte als Vampir nun beides haben: eine ausgezeichnete Versorgung und die Freiheit zu jagen und zu töten, ohne in menschlicher Gestalt je in Verdacht zu geraten. Beneidenswert!
Diese Tatsache konnte Lacroix natürlich nicht hinnehmen. Er würde nach Schottland reisen und diesen Jason Dawn herausfordern. Ein Kampf auf Leben und Tod unter zwei mächtigen Vampiren. Eigentlich eine faire Sache, wie er fand: Wenn er verlor, herrschte Jason wieder unangefochten, wenn Jason verlor, besaß er dessen Fähigkeit zur Gestaltwandlung.
†
Anna Welsch ließ die Affäre mit Jason Dawn keine Ruhe. Jede Nacht vor dem Einschlafen quälte sie der Gedanke, nur von ihm benutzt worden zu sein. Dazu kamen die wirren Träume von ihrer Reise, in denen außer Jason auch Alexa und ein widerlicher blonder Typ immer wieder auftauchte, so als wollte sich ihr Unterbewusstsein an etwas erinnern, das ihr mit allen Mittel verwehrt bleiben sollte. So konnte das nicht weiter gehen. Mittlerweile schweiften ihre Gedanken sogar mitten in den Vorlesungen ab. An diesem Wochenende beschloss Anna, in die Cheviot Hills zu reisen. Zugegeben, das war als Mensch etwas umständlich mit dem Zug und dem Bus, aber sie wollte unbedingt noch ein einziges Mal mit Jason Dawn sprechen!
Als die Studentin gerade Glasgow verließ, war jemand anderer schon an der englisch-schottischen Grenze eingetroffen. Laurent hatte weit weniger Bedenken, das Grundstück vor dem Landhaus zu betreten. Er schenkte auch den langsam verblühenden aber immer noch duftenden Rosen in dem Garten keinen Blick. Der Spätsommer trug bereits den leicht moosigen Geruch des Herbstes in sich. Lacroix klopfte. Niemand öffnete, obwohl er deutlich Jasons Anwesenheit im Haus spürte. Dieser saß mit Kopfhörern in seinem kleinen Heimstudio, welches ebenfalls im ersten Stock lag, und schrieb an einem Song. Jetzt hielt auch er inne. Die Präsenz eines mächtigen Vampirs war zu spüren. Sollte Alexa noch einmal zurückgekommen sein? Eigentlich hatte er das kleine Abenteuer ja schon fast vergessen. Er ging aus dem Studio, die Treppe hinunter zur Haustüre, griff nach der Klinke – da flog ihm die Türe auch schon entgegen. Laurent stürmte hinein und sein zu einer Fratze verzerrtes Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er es auf einen Kampf anlegte.
Er riss Jason zu Boden, der reflexartig die Beine anwinkelte und den Angreifer von sich trat. Laurent wurde gegen eine der Wände geschleudert, ein Bild fiel zu Boden. Glas und Rahmen zerbrachen. Der Franzose stürzte sich erneut auf den wesentlich schlankeren Engländer und die beiden Vampire verkeilten sich wie wütende Piranhas ineinander. Mehr und mehr des Mobiliars ging zu Bruch. Glas- und Keramikscherben bohrten sich in die Rücken der auf dem Boden kämpfenden Untoten und rissen weitere blutende Wunden in ihr Fleisch. Obwohl Jason wesentlich geschmeidiger war als der muskulöse Lacroix, schien der Kampf noch nach einer geschlagenen halben Stunde unentschieden auszugehen. Dann gelang es Jason ein hölzernes Stuhlbein aus den zerbrochenen Möbeln zu fischen und dieses dem neuen Vampirmeister, der sich gerade wieder auf ihn stürzen wollte, in die Bauchhöhle zu rammen. Laurent sank mit einem ungläubig staunenden Blick auf den selbst übel zugerichteten Vampirfürsten in die Knie. Jason zögerte keinen Augenblick und riss die Halsschlagader seines Widersachers mit seinen Zähnen auf. Er sah noch, wie Lacroix in sich zusammenfiel wie ein Ballon, aus dem man die Luft herausließ. Dann sank auch er blutüberströmt zu Boden.
Im fernen Tibet
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