Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
war in diesem Bündnis der schwächere Partner und das lag nicht an ihrer Körperkraft. Da waren alle Vampire bei ihrer ‚Geburt’ gleich stark. Es waren ihre Besonderheiten, die dem einen oder anderen mehr oder weniger Macht verliehen und natürlich ihr Alter als untote Kreatur. Im Laufe eines ewigen Lebens konnte man sich eine Unmenge von Fähigkeiten aneignen. Sie beide waren noch relativ jung von ihrer Erschaffung her. Dennoch besaß Laurent diese Kraft der Einflussnahme auf fremde Gedanken.
„Ich muss darüber nachdenken“, sagte sie jetzt leise.
Laurent nickte.
„Gut, mach das. Aber lass dir nicht zu lange Zeit. Du darfst mich gerne unterstützen. Je eher wir unsere Söhne und Töchter ausgewählt haben, desto besser.“
Alexa erwiderte nichts darauf, sondern verließ das Büro des Bürgermeisters diesmal ganz normal durch die Tür. Die Sekretärin im Vorzimmer schaute ihr verdutzt nach. Sie hatte keinen Besucher vorgelassen, soweit sie sich erinnern konnte.
†
Draußen vor der Stadtverwaltung wählte Alexa Peters die Nummer ihres Chefs und erbat sich von ihm einige Wochen Urlaub. Sie gab vor, einige dringende familiäre Dinge klären zu müssen. Genau genommen war dies nicht einmal eine Lüge, außer, dass die „Vampirfamilie“ ungemein groß war. Nur widerwillig stimmte Professor Liebermann zu, aber welcher Mann konnte dieser schönen Frau schon etwas abschlagen? Zufrieden legte Alexa auf. Sie wusste, wo Jason sich in Schottland aufhielt, aber sie war nicht überzeugt, dass er sie mit offenen Armen empfangen würde. Trotzdem machte sie sich auf den Weg.
Vor dem Gartentor zum Landhaus zögerte die Vampirmeisterin einen Augenblick. Sie konnte zwar Jasons Präsenz spüren, aber nicht in diesem Haus, das efeubedeckt in der Sonne träumte. Der Duft der englischen Rosen aus dem blühenden Sommergarten zur Mittagszeit war fast betäubend stark. Insekten summten dazu ihre leisen Melodien, ein paar Vögel zwitscherten und hoch oben ertönte der Ruf eines Falken. Wenn der Fürst der Neuzeitvampire in der Nähe war, dann musste er sie längst bemerkt haben. Ihr Kostüm leuchtete so rot wie die Rosen im Garten. Doch im Haus blieb es still. Die grün lackierte Holztür mit dem bronzenen Türklopfer bewegte sich keinen Millimeter. Dann geschah etwas, womit Alexa nie gerechnet hätte. Der Falke, den sie bislang nur gehört hatte, schoss aus dem blauen Sommerhimmel herab und setzte sich auf die Steinmauer, die den Garten eingrenzte. Er schien sie zu beobachten. Sein Federkleid war auf dem Rücken ungewöhnlich dunkel, fast schwarz wie das einer Krähe, die Unterseite war jedoch schneeweiß mit einzelnen schwarzen Flecken. Ein außergewöhnlich schönes und großes Tier. Alexa fühlte sich sichtlich unwohl unter den Blicken des seltsamen Vogels. Wenig später wusste sie auch warum: Der Falke veränderte seine Gestalt und binnen weniger Minuten saß Jason Dawn auf der Mauer vor ihr und schenkte der Vampirmeisterin sein jugendlich freches Grinsen, dass auf der Bühne schon immer die weiblichen Fans begeistert hatte. Alexa stand vor Staunen der Mund offen. Sie brachte keinen Ton heraus. Elegant sprang Jason von der kleinen Steinmauer herunter und ging langsam auf sie zu. Er befand sich innerhalb des Gartens und öffnete nun von seiner Seite aus das schmiedeeiserne Gartentor. Mit einer überzogen galanten Verbeugung lud er die Frau im roten Kostüm zum Eintreten ein. Alexa folgte dieser und schaute ihn immer noch verwundert aus ihren zauberhaft schönen Augen an. Jason konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
„Ich glaub’s einfach nicht“, sagte sie kopfschüttelnd, eher zu sich selbst.
„Erzähl mir nicht, du oder dieser Laurent wisst nicht, dass manche von uns diese Fähigkeiten erhalten haben“, bemerkte Jason mit einem spöttischen Unterton. Dabei hatte er diese selbst erst vor kurzem entdeckt. Aber das brauchten die beiden ja nicht zu wissen.
„Ich hätte dabei ja eher auf Fledermaus getippt“, erwiderte Alexa schnippisch.
Sie fühlte sich irgendwie veralbert, konnte aber doch ein wenig Neid auf Jasons Fähigkeit nicht verbergen. Der zuckte die Schultern.
„Hab’s mir nicht aussuchen können“, gab er zu.
Mittlerweile saß das ungleiche Paar im Wohnzimmer des Landhauses, das stilvoll mit altenglischen Möbeln eingerichtet war. Anerkennend schaute Alexa sich um.
„Nicht schlecht“, sagte sie nur.
„Was führt dich Großstädterin denn in diese abgelegene Gegend?“, fragte
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